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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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einem anderen Mann vergnügt hatte? Verdammte Psyche.
    Und Patrick? Sich ihm nach der Fotosession abrupt zu entziehen, war nicht besonders sensibel gewesen. Na ja, daran würde er sich gewöhnen müssen. Es war auch eine kleine Machtdemonstration.
    Photini sah das Mercedes-Kombi-Taxi von weitem und winkte. Der Wagen hielt genau vor ihr.
    Sie stieg hinten ein.
     
    PHOTINI ZOG DEN MÜTZENSCHIRM tiefer ins Gesicht, damit Plavotic sie nicht sofort erkannte. Ihre getönte Brille vervollständigte die Tarnung.
    »Zum Bahnhof?«
    »Ja.«
    »Tut mir leid, dass es ein bisschen länger gedauert hat.« Milan legte einen Gang ein und fuhr los. »Ich war noch auf einen Sprung bei meiner Freundin.«
    »Weit von hier?«
    »Geht so.«
    »Hab ich dich bei was Wichtigem gestört? Das wär mir aber peinlich.« Photini versuchte, anders als bei der Vernehmung im Präsidium zu klingen, lässig, ungezwungen, wegen Heide hatte sie ohnehin kaum etwas sagen dürfen. Der Kaugummi tat ein Übriges.
    »Ist ja mein Beruf«, brummte er. »Muss ja Kohle reinkommen.«
    »Du nimmst deinen Job ganz schön ernst.«
    »Hab ich eine Wahl? Ich tu, was ich kann, mehr als das. Und wofür?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Irgendwie ist es nie genug, irgendwas passt immer nicht. Das versteh mal einer.«
    Offenbar hatte seine Freundin nichts von einer kleinen Pause während der Nachtschicht gehalten und ihn wieder arbeiten geschickt.
    »Man muss auch mal entspannen können.« Photini gab absichtlich Plattheiten von sich, um ein wenig Vertrautheit herzustellen. »Die meisten Leute sind einfach nur zu verkrampft.«
    »Viel gibt’s da nicht zu entspannen. Aber ich mache niemandem einen Vorwurf. Die Zeiten sind düster. Da kann man schon mal rotsehen.«
    Sie hielten vor einer Ampel, das passte.
    »Gibt’s irgendeine Möglichkeit, dich aufzuheitern?«
    Milan reagierte nicht auf die Anmache und schaute in den Rückspiegel. »Kenn ich dich von irgendwoher?«
    Breites Lächeln. »Rate mal.«
    »Die Zentrale hat durchgegeben, dass du ausdrücklich mich verlangt hast. Haben wir uns schon mal gesehen?«
    Photini beschloss, einen auf Filmfrau zu machen. »Nach einem Drehtag gehen wir oft ins Drum Beats, im Belgischen Viertel.« Das Drum Beats war einer der Clubs, den Milan am Nachmittag erwähnt hatte.
    »Das kenn ich. Bist du beim Film?«, fragte Milan.
    »Fernsehen.«
    Er drehte sich halb um. »Hab ich’s doch gewusst!«
    Sie formte mit Daumen und Zeigefingern einen Rahmen, als würde sie kontrollieren, was sie beim Drehen in den Kasten bekam. »Zurzeit arbeite ich als Kameraassistentin. Das ist nichts Besonderes.«
    »Dann kennst du sicher jede Menge Schauspieler.«
    »Lässt sich nicht vermeiden.«
    »Alles überbezahlte Wichtigtuer. Das kannst du denen von mir ausrichten.«
    »Aber sicher, die werden sich freuen.«
    »’tschuldige. Ich bin schlecht drauf.«
    Was für ein Herzchen, dachte Photini. Wie sollte sie die Unterhaltung jetzt unauffällig auf ein Stückchen Shit lenken?
    Das Radio lief. Gerade wurde etwas Neues vom Brand in der Merheimer Straße durchgegeben.
    »Stellst du das mal lauter?«, bat Photini.
    »Klar.« Milan drehte am Volume-Knopf. »Immer was los in Köln, wie?«
    Es war eine Entwarnung. Bei dem Brand sei niemand verletzt worden. Die Feuerwehr war anfangs vom Schlimmsten ausgegangen, doch in dem leerstehenden Haus hatten sich nur alte Schaufensterpuppen befunden. Im Keller gab es ein ganzes Lager davon, anscheinend hatten Kinder damit gespielt. Die Puppen stammten von einem alten Modegeschäft, das vor Jahren schließen musste. Dennoch handelte es sich um einen Fall von Brandstiftung. Für sachdienliche Hinweise sei die Polizei dankbar.
    »Jetzt zünden schon Kinder Häuser an«, sagte Milan. »Wer kann’s den kleinen Scheißern verdenken?«
    Die Meldung ging noch weiter. In der Nähe der Brandstätte wurde ein 21-jähriger Kölner grundlos zusammengeschlagen, möglicherweise von dem flüchtigen Brandstifter. Leider sei der Mann nicht in der Lage, der Polizei eine Personenbeschreibung zu geben. Man hoffe wie bei dem Heckenrosen-Mord vom Vortag auf Zeugen.
    »Na, dann hofft mal, ihr Pfeifen! Von allein kommt ihr auf nichts. Was seid ihr bloß für –«
    »Wichtigtuer?«, schlug Photini vor.
    »Genau.«
    »Taxifahrer mögen keine Bullen, hab ich gehört. Da scheint was dran zu sein.«
    »Die Wichser haben mich heute Morgen richtig in die Mangel genommen. Dachten, sie könnten mir was anhängen. Ich heiße Milan Plavotic, das

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