Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
Vom Netzwerk:
in ein Gebäude humpelte. Auf ihrem Gesicht lag Resignation, als ob sie selbst überzeugt sei, jede nur denkbare Strafe zu verdienen. Corinne starrte gebannt auf den Bildschirm, doch Ken schnappte sich die Fernbedienung und stellte den Fernseher aus.
    “Das müssen wir uns nun wirklich nicht noch länger anschauen”, sagte er.
    Sie griff nach seiner Hand. “Lass. Ich will es sehen.”
    Die Handgelenke ihrer Mutter waren schlimmer geschwollen als je zuvor. Zum Glück musste sie inzwischen keine Handschellen mehr tragen. Eve hielt ihre Hände nah am Körper, wie immer, wenn sie vermeiden wollte, irgendwo anzustoßen. Ein Wachmann ergriff ihren Arm, vielleicht um ihr die Stufen hinaufzuhelfen oder sie zur Eile anzutreiben, und Corinne sah, wie ihre Mutter aus Schmerz zusammenfuhr. Jeder andere hätte das vielleicht nicht bemerkt, aber Corinne kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut.
    Als sie abends im Bett lag, sah sie dieses Bild immer wieder vor sich. Es war unmöglich, zu schlafen. Schließlich rüttelte sie um zwei Uhr morgens Ken an der Schulter.
    Er rollte sich auf den Rücken und sah sie an. “Was ist los?” Er setzte sich auf. “Das Baby?”
    Plötzlich hatte sie das schreckliche Gefühl, dass er sich über eine Fehlgeburt freuen würde. “Nein. Ich habe beschlossen, dass ich meine Mutter besuchen werde.”
    Ken stöhnte. “Deine Mutter ist tot.”
    “Hör auf damit”, rief sie verärgert. “Du weißt, von wem ich spreche.”
    “Warum in Gottes Namen willst du sie besuchen? Danach wirst du dich nur noch … schlechter fühlen.”
    “Nein, ich hoffe, dass ich mich dann nicht mehr
ganz so schlecht
fühle.”
    “Keine gute Idee.”
    “Ich muss verstehen, warum sie es getan hat. Ich will sie sehen, Ken.”
    Er seufzte. “Wenn du meinst.”
    “Fährst du mich morgen hin? Morgen ist Samstag, da muss ich nicht arbeiten.”
    “Ich habe dir gesagt, dass ich es für keine gute Idee halte. Wie kannst du dann erwarten, dass ich dich hinfahre?”
    “Weil du mich liebst. Weil ich gehen will und du weißt, dass ich allein nicht hinfahren kann.”
    Ken starrte an die Decke. “Was willst du ihr sagen?”
    “Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich es nicht länger ertragen kann, diese Bilder von ihr im Fernsehen zu sehen.”
    “Selbst Verbrecher können wie verwundbare menschliche Wesen aussehen”, sagte Ken. “Ted Bundy sieht aus wie der nette Nachbar von nebenan.”
    “Sie ist nicht Ted Bundy”, entgegnete sie und begann zu ihrer eigenen Überraschung zu weinen.
    Ken nahm sie in die Arme, streichelte über ihr Haar und seufzte: “Gut. Ich bringe dich morgen hin.”

61. KAPITEL
    A uf der Fahrt zum Gefängnis sprachen sie kein Wort. Vielleicht war Ken verärgert oder enttäuscht oder einfach nur müde. Es interessierte sie nicht. Sie konnte an nichts anderes denken als an den bevorstehenden Besuch. Es war nun vier Wochen her, dass sie ihre Mutter gesehen hatte. Das Bild, wie sie aus dem Streifenwagen ins Gefängnis humpelte und zusammenzuckte, als der Wärter ihren Arm nahm, ging ihr nach wie vor nicht aus dem Kopf. Sie hätte am liebsten geweint, ließ es aber nicht zu. Sie wollte ihre Mutter nicht wissen lassen, wie sehr sie noch immer an ihr hing. Schon seit Jahren arbeitete sie daran, ihr Herz gegen Eve Elliott zu verhärten. Auch heute musste sie stark bleiben. Sie wollte nichts anderes als weitere Erklärungen, damit sie endlich begriff, warum das alles geschehen war.
    Sie durfte ihre Handtasche nicht mit ins Wartezimmer nehmen und ließ sie bei Ken im Auto. Er hatte nicht angeboten, sie zu begleiten, und das war auch gut so. Sie wollte ihn nicht dabeihaben. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie sich vor die Plexiglasscheibe hinsetzte, die Hände im Schoß verkrampft.
    Und dann war sie da. Sie saß in einem Rollstuhl, ein Wärter schob sie herein. In den letzten Monaten war sie sehr gealtert. Mit erst dreiundvierzig sah sie mindestens zehn Jahre älter aus. Als sie Corinne entdeckte, legte sie den Kopf in den Nacken und sagte etwas zu dem Wärter. Dann stand sie auf und humpelte auf die Kabine zu.
    Mommy.
Das Wort stieg in Corinne auf, aber sie schluckte es schnell hinunter. Eve lächelte ihr zu, als sie sich setzte, und in diesem Lächeln erblickte Corinne etwas von der Mutter, die sie immer gekannt hatte. Eve zeigte mit dem Kinn auf das Telefon und nahm den Hörer ab.
    “Ich bin so glücklich, dass du da bist, Corinne.”
    “Du siehst aus, als ob du starke Schmerzen

Weitere Kostenlose Bücher