Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
brauchen jemanden, der sich um die Frau kümmert. Du kannst so was so gut. Ich kenne das Mädchen von SCAPE nicht besonders gut, aber vielleicht bekommt sie es ja hin. Ich wollte dich aber zuerst fragen, weil ich weiß, dass dir Andie und Marty nicht egal sind.”
Schuldgefühle lasteten bleischwer auf ihren Schultern. Er hatte so viel für sie getan. Das Mädchen von SCAPE war bereit, alles zu riskieren, obwohl sie die beiden Brüder gar nicht kannte.
“Tim.” Sie legte einen Arm um ihn, vorsichtig, um sich nicht an seiner Zigarette zu verbrennen. “Ich wünschte, du würdest es nicht tun. Es ist zu gefährlich.”
Er seufzte tief. “Das ist die einzige Chance, die wir haben, CeeCee.” Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss. “Und wir werden es tun. Ob du mitmachst oder nicht.”
7. KAPITEL
D er Hospiz-Seelsorger fragte mich einmal, warum ich dir nie die Haare schneide. Ich sagte ihm, es sei deine Entscheidung, wann sie geschnitten werden sollen. Du hast schon als kleines Kind gute Entscheidungen getroffen. (Außer als du versuchtest, deinen Teddybär die Toilette hinunterzuspülen, weißt du noch?) Ich glaube, das Wichtigste an einer Entscheidung ist, dass man sie einfach trifft. Wenn man unentwegt über die Vor- und Nachteile grübelt, wird man verrückt. Wie damals, als ich beschloss, wegen dieser Brustkrebsstudie nach Duke zu ziehen. Das war keine leichte Entscheidung, ich musste dich von deinen Freunden losreißen und neue Medikamente nehmen. Mein Verstand sagte: Tu’s nicht! Aber mein Herz sagte: Du musst es einfach versuchen! Habe ich richtig entschieden? Ich weiß es nicht. Ich werde bald sterben, also war es am Ende vielleicht nicht richtig, andererseits würde ich ansonsten in New Jersey sterben und mich fragen, ob ich es nicht doch hätte riskieren sollen. Also, wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen, betrachte beide Seiten, höre auf dein Herz und dann tu es.
Als CeeCee am nächsten Morgen im Coffeeshop den Teller mit Eiern und Bratkartoffeln vor Tim auf den Tisch stellte, flüsterte sie: “Ich würde gern mit dir und Marty sprechen, über …”, sie zuckte mit den Schultern, “… du weißt schon.”
Tims eine Augenbraue schoss in die Höhe. “Hast du darüber nachgedacht?”, fragte er.
“Ich habe eine Menge Fragen.”
“Aber natürlich.” Er berührte kurz ihre Hand. “Komm heute Abend vorbei. Wir holen uns eine Pizza und besprechen alles.”
“Mit Marty”, sagte sie. “Ich muss einfach sicher sein, dass wir uns einig sind, bevor ich eine Entscheidung treffe.”
“Ich sorge dafür, dass er da ist. Und es tut mir leid, wenn ich gestern ein wenig hart war.”
Ronnie war noch wach gewesen, als CeeCee nach Hause kam. Sie wollte natürlich wissen, ob Tim um ihre Hand angehalten hatte. CeeCee schüttelte lächelnd den Kopf, sie hatte sich auf diese Frage bereits vorbereitet. “Ich kann nicht fassen, dass wir an so etwas überhaupt gedacht haben”, erklärte sie leichthin. “Er wollte nur einen Ratschlag, was er seiner Tante schenken soll.”
“Oh.” Ronnie krümmte sich, als hätte sie plötzlich Schmerzen. “Bist du enttäuscht?”
“Erleichtert. Es ist einfach noch zu früh.” Weniger erleichtert war sie allerdings über Tims tatsächliche Bitte. Diese Entführung war doch eine schwachsinnige Idee, oder nicht? Oder konnte so etwas wirklich funktionieren? Sie verbrachte beinahe die ganze Nacht damit, über diesen unerhörten Plan nachzudenken, und stellte eine Liste mit ihren Fragen und Befürchtungen zusammen. Dabei vergaß sie nicht, dass Tim einer der klügsten Menschen war, die sie kannte. Er wusste so viel von der Welt und wie alles funktionierte, und hatte viel mehr Ahnung von Politik als CeeCee. Er würde sich niemals etwas so Riskantes ausdenken, wenn er sich des Ausgangs nicht sicher wäre.
Zwei Pizzas wurden gerade geliefert, als sie bei der Villa ankam. Tim zahlte mit einem Zwanzigdollarschein und bat den Pizzaboten, den Rest zu behalten.
Marty saß bereits an dem großen Esstisch. Sein langes braunes Haar hätte mal wieder gewaschen werden müssen, aber zumindest hatte er sich rasiert. Mit vor sich gefalteten Händen saß er am Tisch wie der Vorsitzende eines Ausschusses. “Also”, sagte er. “Wie ich höre, willst du uns helfen.”
CeeCee setzte sich Tim gegenüber. Es war irgendwie absurd, in diesem formellen Speisezimmer mit dem Kronleuchter und den schweren alten Jacquard-Vorhängen, die ein Vermögen gekostet haben mussten, Pizza
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