Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
ruhig.
“Geht Sie nichts an.” CeeCee wurde erst jetzt klar, dass sie vergessen hatte, ihre Stimme zu verstellen. Nun, dafür war es jetzt zu spät.
“Ich glaube nicht, dass du so hart bist, wie du tust”, stellte Genevieve fest. “Du hättest dir eine gefährlichere Maske aussuchen sollen.” CeeCee berührte die dünne Plastikhaut auf ihrem Gesicht.
“Besuchst du das College in Carolina? Du bist doch nicht eine meiner Studentinnen, oder? Obwohl deine Stimme mir irgendwie bekannt vorkommt.”
“Wenn ich eine Ihrer Studentinnen wäre, würde ich es Ihnen nicht sagen.”
Genevieve sah sie verdrossen an. “Ich muss mal auf die Toilette.”
Verdammt. Sie hatte gehofft, dieses Fiasko hinter sich zu bringen, ohne dass eine von ihnen zur Toilette musste.
“Ich gehe mit”, bestimmte CeeCee.
“Sind das deine Befehle?” Genevieve rutschte ein Stück auf dem Sofa nach vorne. “Dass du mich nicht aus den Augen lassen darfst?” Sie sprach mit ihr wie mit einem Kind, was CeeCee zugleich verärgerte und erleichterte. Denn dadurch wurde die Frau ihr weniger sympathisch.
“Ich kann selbst denken”, entgegnete CeeCee.
“Sehr schön. Ich muss auf die Toilette. Und zwar jetzt.”
“Warten Sie eine Sekunde.” CeeCee flitzte in die Küche und schnappte sich die Pistole. Sie nur zu berühren, ließ ihre Hände schon wieder zittern. Schnell überprüfte sie, ob die Waffe auch wirklich gesichert war, und lief dann mit ihr ins Wohnzimmer zurück.
“Ganz ruhig”, sagte Genevieve. “Die brauchst du nicht.”
“Sie können jetzt aufstehen, ich komme mit Ihnen.”
Genevieve kämpfte sich auf die Beine, legte eine Hand beschützend auf ihren Bauch und streckte die andere in die Höhe, als ob sie damit eine Kugel abwehren könnte.
“Im Flur links”, erklärte CeeCee.
Genevieve wollte die Tür hinter sich schließen, aber CeeCee stellte einen Fuß dazwischen.
“Oh bitte”, rief Genevieve. “Was kann ich hier drin schon anstellen?” Sie deutete auf das winzige Fenster. “Da passe ich wohl kaum durch.”
Das stimmte. Außerdem wollte ihr CeeCee auch gar nicht zusehen.
“Na gut, aber die Tür muss einen Spalt weit offen bleiben.”
CeeCee lehnte sich an die Wand, wartete, hörte das Rascheln von Kleidern. Genevieve brauchte ziemlich lange, zog dann die Spülung. CeeCee richtete sich auf und wartete mit erhobener Waffe darauf, dass ihre Geisel das Badezimmer verließ. Doch bevor sie noch reagieren konnte, wurde die Tür zugeknallt und der Schlüssel umgedreht.
12. KAPITEL
A ch, CeeCee, manchmal habe ich große Angst! Längst nicht mehr davor, zu sterben, aber davor, was dir zustoßen könnte. Die Sorge lässt mich nachts nicht schlafen. Tagsüber, wenn ich vernünftig nachdenke, dann weiß ich, dass es dir gut gehen wird. Aber nachts kommen mir die fürchterlichsten Gedanken. Dann muss ich mich selbst daran erinnern, was für ein kluges Köpfchen du hast! Ich befürchte, das wirst du auch brauchen, mein Schatz.
“Machen Sie auf!” CeeCee hämmerte gegen die Toilettentür.
“Ich will einen Augenblick für mich sein”, rief Genevieve. “Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht durch das Fenster verschwinden kann. Lass mich einfach ein paar Minuten in Ruhe, okay?”
“Nein, das ist nicht okay.” CeeCee war außer sich, trat gegen die Tür und rüttelte an der Klinke. “Machen Sie auf!” Als sie die Tür des Medizinschränkchens quietschen hörte, erinnerte sie sich an die Rasierklingen und ihr wurde plötzlich übel. Mit bebenden Händen zielte sie auf den Türpfosten neben dem Schloss, entsicherte und schoss.
Der Rückstoß warf sie beinahe zu Boden, Genevieve kreischte. Die Tür und der Pfosten waren zersplittert, CeeCee drückte die Klinke. Das verdammte Ding war noch immer verschlossen. “Machen Sie die Tür auf!” Ihre Augen hinter der Maske brannten.
“Schon gut, schon gut!” Genevieve öffnete die Tür und hob die Hände. “Bist du völlig wahnsinnig? Nicht schießen!”
Die Waffe auf Genevieve gerichtet, durchsuchte CeeCee das Medizinschränkchen und stellte erleichtert fest, dass die Rasierklingen noch da waren. “Gehen Sie ins Wohnzimmer.”
“Gut. Aber nimm die Waffe runter.”
CeeCee sicherte die Pistole, ließ sie sinken, dann gingen sie gemeinsam zurück ins Wohnzimmer. Genevieve setzte sich wieder aufs Sofa, beugte sich vor und rieb sich den Rücken.
“Du bist ja eine tickende Zeitbombe”, sagte sie.
“Seien Sie still.” CeeCee war jetzt froh über die Maske.
Weitere Kostenlose Bücher