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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Die Plastikgesichtszüge blieben unbewegt, egal, was sie wirklich fühlte. Allerdings waren ihre zitternden Hände in den weißen Handschuhen verräterisch.
    “Bitte, leg die Pistole weg.”
    CeeCee setzte sich in ihren Stuhl beim Fenster, legte die Pistole in den Schoß und fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Mussten sie die ganze Nacht einander gegenübersitzen? Vielleicht sogar noch den ganzen nächsten Tag? Wie weit war Jacksonville eigentlich genau von hier entfernt? Sie sah auf die Uhr. Es war jetzt kurz nach Mitternacht. Sie hätte nicht gedacht, dass es schon so spät war. Waren Tim und Marty bereits in Jacksonville?
    “Bitte, nimm die Maske ab”, flüsterte Genevieve.
    CeeCee schüttelte den Kopf. Sie schwitzte unter der Perücke. Es fühlte sich an, als ob Würmer durch ihr Haar kriechen würden, und sie fragte sich, wer diese Perücke wohl schon alles getragen hatte. Sie sehnte sich danach, sie abzunehmen und die Kopfhaut zu kratzen.
    “Warum tust du das, Dornröschen?” Genevieves Stimme war weicher geworden, und auch ihr Gesicht sah nicht mehr so verkrampft aus. Sie war sehr hübsch. Unter anderen Umständen vielleicht sogar schön. Im Augenblick war sie jedoch etwas zu blass. Bleich, um genau zu sein. Ihre blauen Augen waren von dunklen Ringen umrandet, zwischen ihren Augenbrauen hatten sich zwei tiefe Falten gebildet.
    “Ich tue das, weil Tims Schwester ein Opfer des Systems ist”, plapperte sie Naomis Worte nach. Sie klangen aber ihrer Meinung nach genauso überzeugend.
    “Was soll das heißen?”, fragte Genevieve. “Ein Opfer des Systems?”
    “Ich will nicht darüber sprechen.” CeeCees Hände begannen wieder zu zittern. Um sich zu beruhigen, umschloss sie die Pistole fester.
    “Kennst du sie? Die Schwester?”
    “Nein, aber ich kenne Tim. Ich weiß, dass er seine Schwester liebt, und ich liebe ihn, deswegen will ich ihm helfen.” Die Worte sprudelten aus ihrem Mund, bevor sie es verhindern konnte.
    Genevieve schob den Kopf vor. “Du liebst Tim?”
    “Ja, aber das ist nicht der einzige Grund. Ich …”
    “Da gibt es etwas, was du über deinen … Freund wissen solltest. Er hatte bei mir Spanischunterricht, Dornröschen. Er ist ein … Weiberheld.”
    “Sie waren seine Lehrerin?” Tim hatte ihr erzählt, dass Genevieve Spanisch unterrichtete, aber nicht, dass sie seine Lehrerin war.
    “Er ist ein Schürzenjäger.” Genevieve rutschte noch weiter nach vorne. “Er hat mit jeder Frau im Unterricht geflirtet. Und hatte sogar Affären mit ein oder zwei verheirateten Frauen.”
    CeeCee hob die Waffe. “Halten Sie den Mund. Ich will diese Lügen nicht hören. Vielleicht haben Sie ihn unterrichtet, obwohl ich nicht sicher bin, ob ich das glauben soll. Aber Sie kennen ihn nicht.”
    “Bitte, leg die Waffe weg.”
    “Versprechen Sie, die Klappe zu halten?”
    “Kein Wort mehr über deinen geliebten Casanova.”
    “Ich sagte,
Klappe!”
CeeCee hob die Pistole höher. Sie musste vorsichtig sein, der Stoff der Handschuhe war schon rutschig vor Schweiß.
    “Tut mir leid.” Genevieve lehnte sich zurück. “Bitte, leg sie weg, ja?”
    CeeCee ließ die Waffe wieder sinken.
    Genevieve rieb sich seufzend die Stirn. “Wie lange wird es dauern?”
    “Das hängt von Ihrem Mann ab. Wie ist er? Wie wird er Ihrer Meinung nach reagieren?”
    Genevieve warf ihr einen wütenden Blick zu. “Er ist ein unbescholtener Mann. Er liebt mich wahnsinnig, aber er wird nichts tun, was seine Integrität untergräbt.”
    CeeCee zuckte zusammen. Sie liebte Tim wahnsinnig. Untergrub das, was sie tat, ihre Integrität? Mit einer Pistole auf eine schwangere Frau zu zielen, war nach ihrem Lebensverständnis eigentlich nicht richtig. Sondern falsch.
    Plötzlich begann Genevieve zu weinen. “Ich möchte nach Hause. Ich habe eine fünfjährige Tochter. Ich sollte sie nach dem Unterricht beim Babysitter abholen. Sie hat bestimmt furchtbare Angst.”
    War das wieder ein Trick? Erst hatte sie versucht, Tim schlecht zu machen, jetzt versuchte sie, Mitleid für ihre Tochter zu erregen. Nun, zumindest handelte es sich um ein Thema, über das sie gefahrlos sprechen konnten.
    “Wie heißt sie?”
    “Ich fühle mich wirklich nicht besonders gut.” Genevieve verlagerte erneut ihr Gewicht auf dem Sofa.
    “Das sind nur die Nerven.” CeeCee fühlte sich auch nicht viel besser. “Wie heißt Ihre Tochter?”, wiederholte sie ihre Frage.
    “Vivian. Ich habe meine Handtasche verloren, sonst könnte ich dir ein Foto

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