Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
Bett zu helfen, machte dann aber schnell einen Schritt zurück, aus Angst, am Ende doch noch hinters Licht geführt zu werden.
“Es ist zu spät, um irgendwo hinzufahren”, keuchte Genevieve. “Das Baby kommt. Es kommt.”
Zu CeeCees Entsetzen begann Genevieve, ihre Hose auszuziehen.
“Du musst …” Genevieve hörte auf, an der Hose zu zerren, schloss die Augen, atmete tief und konzentrierte sich auf etwas, das CeeCee sich kaum vorzustellen wagte.
“Ich weiß nicht, was zu tun ist”, gestand CeeCee, mehr an sich selbst als an Genevieve gewandt. Sie hatte in der Schule mal einen Film über eine Geburt gesehen, aber das taugte nun wahrlich nicht, um selbst einem Kind auf die Welt zu helfen.
“Zieh mir die Hose aus.” Genevieves Haar klebte feucht an ihrer Stirn.
CeeCee stand wie gelähmt an der Tür.
“Himmel”, zischte Genevieve. “Du musst mir helfen. Du wolltest Teil dieses Fiaskos sein, jetzt musst du das auch durchziehen. Ich werde dir sagen, was du zu tun hast. Hilf mir, die Hose auszuziehen, verdammt noch mal!”
CeeCee bewegte sich langsam aufs Bett zu, zog an der Hose und warf sie dann hinter sich auf den Boden. Voller Scham entfernte sie anschließend den Slip, der sich inzwischen hellrot verfärbt hatte.
Genevieve hatte die Augen geschlossen und drückte den Kopf ins Kissen. “Mein armes Baby”, murmelte sie verzweifelt. “Mein armes Baby.”
“Was soll ich jetzt tun?”
“Wasser abkochen.” Genevieve sprach, ohne die Augen zu öffnen. “Hol saubere Handtücher. Es ist kalt hier. Wir müssen das Baby warm halten, wenn es da ist. Koch eine Schere aus und etwas zum Abbinden … oh.” Sie schrie auf unter der nächsten Wehe, dann schnaufte sie wieder. “Geh!”, rief sie zwischen den Atemzügen. “Na los!”
CeeCee raste zurück in die Küche, nahm den großen Spaghettitopf aus dem Schrank und stellte ihn unter den Wasserhahn. “Tim”, flehte sie dabei laut. “Bitte, komm. Bitte, komm sofort. Bitte, bitte, bitte.”
Dann machte sie sich auf die Suche nach einer Schere, durchwühlte sämtliche Schubladen. Nichts. Zumindest gab es in der Küche einen Messerblock, und sie zog das größte Messer heraus. Es sah scharf genug aus. Etwas zum Abbinden, hatte Genevieve gesagt. CeeCee wusste, dass sie von der Nabelschnur gesprochen hatte, aber welchen Teil davon musste man abbinden? Und womit? CeeCee schluchzte auf. Wie sollte sie das nur durchstehen? Und wie sollte sie eine Frühgeburt am Leben halten?
Der Wassertopf war so schwer, dass sie ihn kaum auf den Herd hieven konnte. Es würde ewig dauern, bis das Wasser kochte. Sie eilte zurück ins Schlafzimmer.
Genevieve lag mit aufgestellten und weit gespreizten Beinen auf dem Bett. CeeCee wusste nicht, wo sie hinsehen sollte. “Sind Sie in Ordnung?”
Die Frau antwortete nicht. Ihr Körper entspannte sich kurz, sie schloss die Augen. Tränen rannen über ihr gerötetes Gesicht. CeeCee lief ins Badezimmer und tauchte einen Waschlappen in warmes Wasser. Dann setzte sie sich ans Bett und strich mit dem Waschlappen über Genevieve Gesicht, so, wie sie es früher bei ihrer Mutter getan hatte. “Das Wasser kocht gleich”, sagte sie.
“Koch die Schere aus.”
“Ich habe keine Schere gefunden, aber ein Messer.”
“Und einen Faden. Hast du einen Faden?”
“Nein, hier ist keiner, aber vielleicht könnte ich …”
“Nimm deine Schnürsenkel.”
CeeCee blickte auf ihre Tennisschuhe. “Gut”, sagte sie.
“Beide. Wir brauchen zwei.”
“Gut”, sagte sie wieder und versuchte, ruhig zu klingen. Genevieve hatte ihren Pulli bis unter die Brüste gezogen und ihren riesigen Bauch entblößt. CeeCees Magen krampfte sich zusammen.
“Leg mir ein sauberes Handtuch unter. Es wird bluten. Hör zu, Dornröschen. Falls es einen Blutsturz gibt, und wir sollten beten, dass das nicht passiert, dann musst du meinen Uterus massieren. Das haben die Krankenschwestern beim letzten Mal gemacht.”
“Was genau soll ich da tun?” Wollte Genevieve damit etwa sagen, dass sie in sie hineinlangen und nach der Gebärmutter suchen sollte?
“Durch meinen Bauch. Hier.” Genevieve legte eine Hand auf ihren Bauch. “Massiere mich hier, damit der Uterus sich zusammenzieht, nachdem das Baby geboren ist.”
“In Ordnung.” Als sie das Handtuch unter Genevieve schob, kam ihr eine Idee. “Ich bin gleich zurück.” Im Badezimmer zerrte sie den Duschvorhang herunter und trug ihn ins Schlafzimmer. Genevieve schrie wieder auf. Krümmte sich. CeeCee
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