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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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leerem Blick an die Decke.
    “Genevieve? Ist alles in Ordnung?”
    “Mir ist kalt.” Sie zitterte am ganzen Körper.
    CeeCee wickelte die Decke um das brüllende Baby, holte dann eine weitere Decke und breitete sie über Genevieve. Ihre Haut fühlte sich kalt und feucht an, und sie war sogar noch bleicher als zuvor.
    “Können Sie die Kleine halten? Ich gehe Tee holen.”
    “Mhm.”
    “In ein paar Stunden wird es hell, dann bringe ich Sie in ein Krankenhaus. Versprochen.” Das musste ihr irgendwie gelingen, ohne dabei erwischt zu werden. Genevieve hatte inzwischen ihr Gesicht gesehen und das Auto würde sie dann auch kennen. Zumindest war CeeCee geistesgegenwärtig genug gewesen, sich den blutverschmierten Handschuh wieder überzuziehen.
    Während sie Tee kochte, dachte sie die ganze Zeit: Ich habe gerade einem Baby auf die Welt geholfen! Und niemandem außer Tim konnte sie jemals davon erzählen. Aber sie wusste, was sie getan hatte. Und jetzt war am wichtigsten, dass das Baby überlebte. Wenn doch nur Tim und Marty zurückkommen würden. Tim wäre bestimmt stolz darauf, wie sie die Situation gemeistert hatte. Und er würde auch wissen, wie man nach New Bern kam. Blieb aber nach wie vor die Frage, wie sie Genevieve ins Krankenhaus bringen sollten, ohne ertappt zu werden? Sie könnten Mutter und Kind auch einfach in der Hütte zurücklassen und einen Notarzt rufen. Das war vielleicht die beste Idee.
    Das Baby begann wieder zu schreien. CeeCee schüttete kochendes Wasser über den Teebeutel und tunkte ihn ein paar Mal ein. Solange das Baby schrie, war es am Leben, und das war das Wichtigste.
    Sie lief mit dem Becher zurück, blieb aber an der Schlafzimmertür wie angewurzelt stehen. Die Decke war von Genevieves weit gespreizten Beinen gerutscht, dazwischen hatte sich eine riesige Blutlache gebildet. War das die Nachgeburt?
    Oh Gott. So hatte es in dem Schulfilm nicht ausgesehen. Das Baby war aus Genevieves Armen aufs Bett gerutscht. Irgendetwas lief hier fürchterlich schief.
    “Genevieve!” CeeCee ließ den Becher auf den Boden fallen und hob das Baby hoch. Handelte es sich um den Blutsturz, von dem Genevieve gesprochen hatte? “Genevieve! Wachen Sie auf!”
    Genevieve rollte den Kopf zur Seite und öffnete die Augen. Ihr Blick schien in eine weite Ferne gerichtet zu sein.
    “Sie bluten sehr stark!”, sagte CeeCee. “Ist das die Nachgeburt oder ein Blutsturz?”
Bitte, sagen Sie, dass es die Nachgeburt ist.
    Genevieves Blick wurde etwas fester. “Mein Baby”, stammelte sie. “Lass es nicht sterben.”
    “Ihm geht’s gut. Hören Sie doch, wie es schreit. Aber wie kann ich die Blutung stoppen?”
    Genevieves Lider fielen zu.
    “Genevieve!” CeeCee rüttelte sie an der Schulter. “Bleiben Sie wach! Bitte, Genevieve!”
    Sie kletterte auf die andere Seite des Bettes, legte das Baby neben sich und begann vorsichtig, Genevieves Bauch zu reiben. Sie hatte Angst, mehr Schaden als Heil anzurichten. Die Haut fühlte sich so schlaff an. Wo befand sich der Uterus? Sie bewegte ihre Hände hin und her. “Genevieve!”, schrie sie. “Massiere ich an der richtigen Stelle?”
    Genevieves Haut war weiß. Wächsern. Sie lag so still. CeeCee hatte so eine Stille nur einmal zuvor erlebt, an dem Tag, an dem ihre Mutter gestorben war.
    Jäh nahm sie die Hände von Genevieves Bauch. “Genevieve?”, wisperte sie und konnte ihre eigene Stimme durch das Babygeschrei nicht hören. “Oh Gott, Genevieve?” Sie zog hastig die Handschuhe aus und griff nach Genevieves Handgelenk. Kein Puls. “Nein”, rief sie. “Bitte nicht!” Sie beugte sich vor, um den Hals zu berühren, aber da war nichts als kalte, leblose Haut.
    Gelähmt vor Entsetzen starrte sie auf Genevieves Körper. Und dann, ganz langsam, blickte sie auf das heulende Baby. Sie musste etwas tun, und zwar schnell. Sie nahm das Baby auf den Arm, rannte ins Wohnzimmer, legte das Bündel aufs Sofa und zog ihre Jacke an. Als sie das Baby unter der Jacke an sich drückte, begann sie laut zu schluchzen. Sie rannte aus dem Haus, kletterte ins Auto, konzentrierte sich auf die Kupplung und schaffte es, langsam rückwärts auf die kleine Straße zu fahren. Der Lichtkegel schnitt durch die schaurigen Stämme der Kiefern. Sie fuhr langsam, heulte, bekämpfte die aufsteigende Übelkeit und versuchte voller Verzweiflung, sich an den Weg zu Naomi und Forrest zu erinnern.

14. KAPITEL
    W ir waren angewiesen auf Almosen und Essensmarken und die Güte anderer Menschen. Ich

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