Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
war ruhig, doch die zitternden Hände verrieten sie. “Die Kleine ist wunderschön.”
CeeCee betrachtete das Gesicht des Kindes zum ersten Mal richtig, es hatte einen runden Kopf, nicht so lang gezogen oder deformiert wie viele andere Babys gleich nach der Geburt. Und es hatte ganz eindeutig Genevieves rotes Haar geerbt.
“Sie müsste in ein Krankenhaus, oder nicht?”, fragte CeeCee. “Sie kam drei Wochen zu früh. Wird sie überleben?”
“Auf keinen Fall bringen wir sie in ein Krankenhaus.” Forrest stieß eine Rauchwolke aus.
“Hör sie an.” Naomi deutete auf das schreiende Baby. “Klingt das für dich, als ob sie sterben würde? Und sie ist übrigens auch nicht besonders klein. Sogar größer, als Dahlia war.” Naomi nahm das restliche Stück Nabelschnur zwischen Daumen und Zeigefinger. “Warst du das?”
CeeCee nickte. “Mit einem Messer. Habe ich es richtig gemacht?”
“Ja, sehr gut. Du bist wirklich zäh, CeeCee. Im Badezimmer unter dem Waschbecken sind Alkohol und Q-Tips. Bring sie mir bitte.”
Als CeeCee zurückkam, zeigte Naomi ihr, wie sie die Nabelschnur reinigen sollte. “In ein paar Wochen wird sie von allein abfallen.”
CeeCee setzte sich wieder aufs Bett, ihre Beine zitterten zu sehr, als dass sie lange stehen konnte. “Meinst du, ich hätte verhindern können, dass sie stirbt? Sie sagte, ich solle ihre Gebärmutter massieren, aber ich weiß nicht, ob ich es richtig gemacht habe.”
“Möglicherweise hätte man sie nicht einmal im Krankenhaus retten können”, beruhigte Naomi sie.
“Und wie schaffen wir die beiden hier jetzt fort?”, fragte Forrest.
“Forrest.” Naomi sah ihn verdrossen an. “Es war doch deine tolle Idee, ihnen überhaupt zu helfen. Jetzt stecken wir mit drin. Hol was zum Anziehen von Emmanuels Sachen, bitte. Und zünde ein Feuer an. Das Baby erfriert sonst noch.”
Forrest schüttelte den Kopf und verließ vor sich hin murmelnd das Zimmer.
“Es tut mir leid”, sagte CeeCee.
“Sobald sie angezogen ist, werden wir sie füttern. Ich habe ja genug Babynahrung hier.” Sie trocknete den Säugling ab und wickelte ihn fest in ein weiteres Handtuch. “Still, Kleines”, flüsterte sie. “Psst.” Sie betrachtete CeeCee. “Weißt du, wie es Tim und Marty geht?”
CeeCee schüttelte den Kopf. “In der Hütte gibt es kein Telefon und ich weiß nicht, wo sie sind, irgendwo in Jacksonville. Ich habe keine Ahnung, wie es mit dem Gouverneur läuft, ich weiß nicht mal, ob sie noch dort sind oder schon auf dem Rückweg …” Sie brach ab bei der Vorstellung, dass Tim und Marty ahnungslos die Hütte betreten und das Horrorszenario erblicken könnten. “Wie soll ich sie wissen lassen, was geschehen ist?”
“Ich weiß, wie wir sie erreichen können, wenn sie noch dort sind.” Naomi drückte die Lippen auf die Schläfe des Babys. “Pssst, kleiner Liebling.”
“Du weißt, wo sie sind?”
“Ich vermute es zumindest. Ich bin nicht sicher, aber in Jacksonville leben ein paar Mitglieder von SCAPE. Vielleicht sind sie bei denen. Ich benutze zwar nicht gern unser Telefon, aber ich fürchte, in diesem Fall muss ich. Ich rufe dort an, nachdem wir uns um das Baby gekümmert haben.”
CeeCee atmete erleichtert auf. Sie musste unbedingt mit Tim sprechen. Er sollte ihr versichern, dass es nicht ihr Fehler gewesen war und dass er sie noch immer liebte.
“Was ist mit Genevieve?”, fragte CeeCee. “Ich habe sie einfach auf dem Bett liegen lassen. Überall war Blut.”
Naomi schloss seufzend die Augen. “Hast du irgendwas angefasst?”
“Ich habe die ganze Zeit Handschuhe getragen, außer ganz kurz, als das Baby geboren wurde und als ich nach dem Puls von Genevieve gesucht habe. Ein Handschuh ist noch dort, der andere ist im Wagen. Und die Maske auch. Ich meine, die Maske ist in der Hütte … ich schätze, ich habe den Türgriff berührt, als ich aus der Hütte rannte.”
“Hast du sonst noch etwas ohne Handschuhe angefasst?”, fragte Naomi.
“Das Messer. Und vielleicht die Schranktür.” Sie konnte sich nicht mehr genau erinnern. “Die Pistole!”, rief sie. “Ich habe sie auch dort gelassen.”
“Verstehe.” Naomi schien erschöpft. “Ich werde Forrest bitten, sich darum zu kümmern.”
“Sich darum zu kümmern? Was soll er denn machen?”
“Es wird nicht das erste Grab sein, das er schaufelt.”
CeeCee sprang auf. “Oh nein!” Sie war entsetzt.
“Hast du einen anderen Vorschlag?”
“Aber ihre Familie muss doch erfahren
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