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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Studienkollegen von Eve. Es war eine ruhige, einfache Hochzeit mit einem Ehemann, der ernsthafter nicht hätte sein können. Er schwor, treu, ergeben und ehrlich zu sein. Eve vermied es, in ihrem Gelöbnis das Wort Ehrlichkeit zu erwähnen, und konnte nur hoffen, dass es niemandem auffiel.
    Sie bezogen ein kleines Mietshaus wenige hundert Meter von der Universität und ein paar Schritte von Marians Haus entfernt. Es schmerzte Eve, diesen sicheren Hafen zu verlassen, aber noch mehr Sorgen machte sie sich darüber, die alte Frau allein zu lassen. Marian war jetzt siebenundsechzig und konnte ihr Alter nicht länger verbergen, wie Eve feststellte, als sich die Hochzeitsgesellschaft nach der Trauung vor der Kirche versammelte. In der Sonne war jede einzelne Falte in ihrem Gesicht zu erkennen. Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen. Marian sollte wissen, dass Eve immer für sie da sein würde. Sie und Cory hätten die letzten sechs Jahre ohne ihre Hilfe nicht überstanden. Vielleicht war nun die Zeit gekommen, sich erkenntlich zu zeigen.
    Eve erlebte den schönsten Sommer ihres Lebens. Sie, Jack und Cory waren jetzt eine richtige Familie. Vormittags ging sie mit Cory in den Park oder besuchte Marian, die ihnen “Twinkle, Twinkle Little Star” auf dem Cello vorspielte. Doch so richtig begann der Tag erst, wenn Jack nach Hause kam. Dann besuchten sie ein Museum oder sahen sich einen Kinofilm an oder grillten mit Freunden. Abends legten sie sich alle drei in Corys Bett und lasen zusammen ein Buch.
    Anfang August verbrachten Eve und Cory eine Woche in einer Hütte direkt am Strand, die einer Freundin von Marian gehörte und für die sie nichts zahlen mussten. Eve vermisste Jack, genoss aber trotzdem die ruhige, bittersüße Zeit allein mit ihrer Tochter. In wenigen Wochen kam Cory in die Vorschule, dann würde sich alles ändern.
    Kurz darauf wurde Cory von Jack adoptiert. Sie sagte sofort Daddy zu ihm und stellte nie mehr Fragen über ihren richtigen Vater.
    Doch mit Vorschulbeginn endete der idyllische Sommer. Das Schulgebäude war nur zwei Straßen von ihrem Haus entfernt. Auf dem Weg dahin klammerte sich Cory an Eves Hand und würdigte die anderen Kinder, die an ihnen vorbeirannten, keines Blickes.
    “Deine neuen Schuhe sehen toll aus”, sagte Eve. Marian hatte sie für den ersten Tag eingekleidet: blaue Hosen, ein blaues T-Shirt mit Blumenmuster und blau-weiß gestreifte Turnschuhe. Cory hatte sich am Morgen sehr langsam und mit ernstem Gesicht angezogen, als ob sie sich für eine Beerdigung bereit machte.
    Doch Cory war nicht das einzige ängstliche Kind. Eine Mutter versuchte ihren heulenden Sohn zu beruhigen, und die Lehrerin, eine sehr große, dunkelhäutige Frau, setzte ihre Überredungskünste ein, um ein kleines Mädchen ins Klassenzimmer zu locken. Doch selbst für Eve sah Mrs. Rice zum Fürchten aus. Sie war um die vierzig und trug ihr dickes glattes Haar kurz und eng am Kopf. Cory genügte ein Blick, dann begann sie zu jammern und sich an Eves Beine zu klammern.
    “Ach du je.” Mrs. Rice kam auf sie zu. “Was ist denn hier los? Oh, du bist ja ein süßes Mädchen. Nicht wahr?” Sie blickte Eve wie auf Bestätigung wartend an.
    Eve nickte. “Ja. Sie ist nur ein bisschen nervös.” Das letzte Wort hatte sie geflüstert.
    “Aber wir werden heute so viel Spaß haben. Wir wollen ein paar Spiele machen, um uns besser kennenzulernen.”
    “Cory, hast du das gehört? Du und die anderen Kinder werden zusammen spielen. Und in ein paar Stunden komme ich zurück und hole dich ab.”
    “Nein, Mommy!” Cory umklammerte noch immer fest Eves Beine und blickte flehend zu ihr hoch. “Ich will nicht hier bleiben!”
    Eve spürte, wie sie leicht zu schwitzen begann. “Vielleicht ist sie noch nicht so weit”, flüsterte sie.
    “Ach, ganz bestimmt. Aber vielleicht ist ihre Mama noch nicht so weit.” Mrs. Rice strahlte Eve mit ihren porzellanweißen Zähnen an, dann entschuldigte sie sich, um mit anderen Eltern zu sprechen. Eve kniete sich vor Cory hin. “Schau mal, siehst du all die anderen Jungen und Mädchen? Die haben schon ganz viel Spaß zusammen.”
    Cory schniefte, mit bebender Unterlippe sah sie sich im Zimmer um. Ein paar Kinder saßen in einem kleinen Sandkasten. Andere formten Tonklumpen oder stapelten Bauklötzchen übereinander. Der heulende Junge trottete an ihnen vorbei auf den Sandkasten zu. Seine Mutter sah Eve an und verdrehte die Augen. “Schon zwei meiner Kinder waren bei Mrs. Rice”, sagte

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