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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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dass Jack bei keiner Untersuchung dabei war.
    Ihn so zu hintergehen, zerriss ihr fast das Herz. Als er von der Konferenz zurückkam und seinen Koffer im Schlafzimmer auspackte, gestand sie ihm, dass sie beim Gynäkologen gewesen war. Er starrte sie ungläubig an.
    “Bitte sei nicht böse”, sagte sie schnell. “Als ich den Termin vereinbarte, war mir nicht klar, dass du gar nicht in der Stadt sein würdest. Und dann habe ich dir nichts davon gesagt, weil ich wusste, wie schade du es finden würdest.”
    “Ich finde es allerdings schade.” Er stand da, eine Jeans in der einen und einen Schuh in der anderen Hand, und wirkte wie am Boden zerstört. “Warum hast du den Termin nicht verschoben?”
    “Es war so schwer, überhaupt einen zu bekommen. Es tut mir wirklich leid.”
    “Und was hat der Arzt gesagt?”
    “Es war völlig unspektakulär.”
    “Vielleicht, weil du das alles schon einmal erlebt hast.” Jack warf die Jeans verärgert zurück in den Koffer. “Für mich allerdings ist es neu. Das hast du wohl vergessen.”
    “Entschuldige. Ich habe nicht darüber nachgedacht.” Vermutlich würde sie sich während der kompletten Schwangerschaft bei ihm entschuldigen müssen.
    Im Juni hielten sie die Zeit für gekommen, Cory davon zu erzählen.
    Inzwischen liebte Cory Mrs. Rice heiß und innig, aber gegenüber den Kindern aus ihrer Klasse benahm sie sich nach wie vor zurückhaltend und traute sich nicht, beim Sportunterricht mitzumachen. Wenn man sie betrachtete, war es irgendwie verständlich. Sie war groß und dünn, mit blassblauen Augen, zartblasser Haut, einer schmalen, sehr femininen Figur, und wirkte, als würde sie in tausend Teile zerspringen, wenn sie in der Turnhalle von der Sprossenwand fiel.
    “Wir haben eine tolle Neuigkeit für dich”, sagte Jack an diesem Abend, als sie Cory gemeinsam zu Bett brachten.
    “Was denn?”, fragte sie.
    “Du bekommst bald ein kleines Brüderchen oder Schwesterchen”, sagte Eve.
    Cory blickte sie mit großen Augen ganz überrascht an. Dann grinste sie. “Wann denn?”
    “Im November.”
    “Das wird ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für dich”, sagte Jack. Cory wurde am zweiundzwanzigsten November sieben.
    Sie sah auf Eves Bauch. “Ist das Baby jetzt in deinem Bauch? Das sieht man gar nicht.”
    Eve lachte. “Noch ist sie oder er ja auch sehr winzig, aber in ein paar Monaten wirst du den großen Unterschied schon bemerken.”
    “Ich kann es kaum erwarten!” Cory klatschte begeistert in die Hände. “Das ist das Schönste, was ich je erlebt habe, seit ich fünf bin.”
    “Was ist denn passiert, als du fünf warst, Liebling?”, fragte Eve.
    Cory sah Jack bewundernd an. “Da habe ich meinen Daddy bekommen.”
    Irgendwie gelang es Eve jedes Mal, allein zu den Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. Zwar sprachen sie nie darüber, aber Jack schien zu ahnen, dass sie ihn nicht dabeihaben wollte, und er plagte sie deswegen nicht mehr. Zur Ultraschalluntersuchung allerdings durfte er mitkommen und wie sie gehofft hatte, wurde nicht erwähnt, dass es sich um ihre erste Schwangerschaft handelte.
    Hinterher lud Jack sie in ein romantisches Restaurant zum Essen ein. Den ganzen Abend hielten sie sich an der Hand, danach gingen sie nach Hause und liebten sich. Eve weinte, als sie ihm sagte, wie sehr sie ihn liebte. Sie sagte es ihm immer wieder, voller Furcht, er könnte ihren Wunsch, allein zum Arzt zu gehen, falsch deuten.
    In den ersten Monaten ging es ihr sehr gut. Doch dann begannen plötzlich die Albträume, in denen sie nach der Geburt heftig zu bluten begann. Sie lag im Krankenhaus, versuchte um Hilfe zu schreien, bekam aber keinen Ton heraus. Dann wachte sie keuchend auf, sprang aus dem Bett, riss die Bettdecke herunter und suchte das Laken nach Blutflecken ab. Jack nahm sie in die Arme, sang leise in ihr Ohr und flüsterte tröstende Worte. Doch nichts konnte das Bild von Genevieve Russell auslöschen, die bleich und kalt auf dem Bett in der Hütte lag, während das Leben aus ihrem Körper wich.
    Natürlich konnte sie Jack nicht davon abhalten, bei der Geburt dabei zu sein. Und sie wollte es auch nicht. Sie brauchte ihn an ihrer Seite. Zusammen besuchten sie den Geburtsvorbereitungskurs, und wenn sie gefragt wurde, ob es sich um ihr erstes Kind handelte, entgegnete sie, es fühle sich so an, nachdem sie damals viel zu jung und naiv gewesen sei.
    “Es muss schwer für dich gewesen sein”, sagte Jack eines Abends, als sie nach dem Kurs nach Hause fuhren.

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