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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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ganzen Gemeinde verehrt und geliebt wird. Er war über jeden Zweifel erhaben.«
    »Er ist nicht der Mörder.«
    »Ich kann verstehen, daß das ein schwerer Schlag für Sie ist. Er war Ihr Freund, wie ich gehört habe? Nun, bei denen, die uns nahestehen, sehen wir oft vor lauter Bäumen den Wald nicht. Wir üben Nachsicht und finden sogar für die absurdesten Dinge Erklärungen.«
    »Hören Sie, für Pater Gregor lege ich meine Hand ins Feuer. Er hat diese Frau nicht getötet.«
    »Seien Sie vernünftig, Graf. Wir sind ihm vom Tatort zur Kirche gefolgt. Ich habe ihn dort persönlich verhaftet. Er kniete auf den nackten Fliesen und flehte Gott um Verzeihung an. Wir packten ihn und stellten ihn auf die Füße. Er schien es gar nicht zu bemerken. Er hat wohl vorübergehend den Verstand verloren.
    Das gibt es manchmal. Das sollten Sie doch wissen: Die meiste Zeit wirken solche Menschen völlig normal, aber wenn man sie nur genügend unter Druck setzt, tritt ihr Wahnsinn offen zutage. Das war vielleicht ein Anblick! Er sah aus wie ein Besessener. Seine Hände waren voller Blut, das Gesicht war blutverschmiert, und sogar die Soutane war ganz verklebt von dem Zeug. So leid es mir tut, Graf, er war es. Daran gibt es keinen Zweifel mehr.«
    »Ich habe sie umgebracht.«
    »Nein, Graf, wir haben unseren Mann.«
    »Wenn ich Ihnen doch sage, daß ich sie getötet habe! Und zwar alle, und noch eine in Budapest, von der Sie noch nie gehört haben. Ich bin Helene nach der Chorprobe gefolgt. Ich habe sie in den Stall gelockt. Ich habe sie vergewaltigt und ihr mit den Zähnen die Kehle aufgerissen.«
    »So ähnlich haben wir den Tathergang auch rekonstruiert. Nur hat Sie keiner bei der Chorprobe gesehen. Oder glauben Sie allen Ernstes, jemand wie Sie würde nicht auffallen? Nein, wenn Sie dort gewesen wären, wüßten wir längst Bescheid.«
    »Und was ist mit dem Brief? Ich habe ihn geschrieben. Damals hatten Sie doch mich in Verdacht, nicht wahr?«
    »Ich mußte alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Es war reine Spekulation, mehr nicht.«
    »Sie hatten recht. In dem Brief ging es um den Wunsch, gut zu sein, ein Heiliger zu werden.«
    »Das würde doch sicher darauf hindeuten, daß der Schreiber ein Priester ist.«
    »Aber Gregor ist unschuldig! Ich gehöre hinter Gitter, nicht er!«
    Kraus legte seine Hand auf meine Schulter und sah mir ernst in die Augen.
    »Graf, es war mir eine Ehre, zusammen mit Ihnen an diesem Fall zu arbeiten. Es wäre vermessen von mir, zu behaupten, daß unsere Beziehung persönlicher Natur gewesen wäre, aber ich bin stolz darauf, Sie meinen ›Mitarbeiter‹ nennen zu dürfen. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen – das will ich nicht leugnen –, aber nichts konnte meine Hochachtung vor Ihrem Intellekt und Ihrer Integrität erschüttern. Ich hätte von Ihnen kein anderes Verhalten erwartet, als Sie heute gezeigt haben, denn was könnte einen noblen Geist mehr auszeichnen als die Bereitschaft, sich für einen Freund zu opfern?«
    Mir verschlug es die Sprache. Auf dem Weg in die Stadt hatte ich mich schon darauf eingestellt, alles zu gestehen, und nun weigerte sich dieser Narr nicht nur, sich mein Geständnis anzuhören, sondern hielt Reden auf meine edle Gesinnung!
    Mir war bewußt, daß die Tür offenstand. Je länger unsere Unterredung dauerte, desto mehr Polizisten versammelten sich im Nebenzimmer. Sie versuchten erst gar nicht, ihre Neugierde zu verbergen, und einige nickten sogar ergriffen mit, so sehr beeindruckte sie die Rede ihres Inspektors.
    »Kann ich den Pater wenigstens sehen?« fragte ich am Ende.
    Es wurde mir gestattet, und so stieg ich hinter dem Sergeanten, der die Zellenschlüssel an einem eisernen Ring in der Hand baumeln ließ, die Steinstufen zum Gefängnis hinunter. Ein schier unerträglicher Gestank nach Schweiß, abgestandenem Urin und frischem Kot stieg uns in die Nase. Es ist mir ein Rätsel, wie man einen solchen Gestank mehrere Stunden, geschweige denn Tage aushaken kann.
    Am Fuß der Treppe saß der Gefängniswärter, ein untersetzter, kräftiger Mann, an einem schäbigen Tisch. Zum Schutz gegen die naßkalte Luft hatte er sich in seinen Umhang gehüllt. Als er mich sah, nahm er mürrisch Haltung an.
    Der Sergeant reichte ihm die Schlüssel. »Besuch für den Priester«, verkündete er und drehte sich mit angewiderter Miene um.
    Der Gefängniswärter musterte mich von oben bis unten. Schließlich erhob er sich. »Hier entlang. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Wir kamen an

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