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Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das geheime Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrés Pascual
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dieser ihm ohne seine übliche Verschmitztheit das Wort ab.
    »Ich glaube, ich habe es verdient, mehr über den Mann zu erfahren, der unser Verderben sein wird.«
    Der Bootsmann warf ihm einen verstörten Blick zu.
    »Kapitän La Bouche hat auf drei Meeren gegen Dutzende von Korsaren gekämpft, Misson ist aber kein gewöhnlicher Pirat. Er ist eine Art schwarzer Engel unter weißer Flagge.«
    »Ist er so blutrünstig?«
    »Er ist vielmehr unfehlbar wie der Tod.«
    »Aber er ist Franzose?«, hakte Matthieu nach. Er war fest entschlossen, wenigstens irgendetwas aus Catroux herauszubekommen.
    Dieser nickte.
    »Er kam als Sohn einer christlichen Familie zur Welt, merkte aber früh, dass er nicht für das Leben als Mathematiker gemacht war, das sein Vater sich für ihn wünschte, und verließ die Stadt«, erklärte er schließlich und erhob die Stimme über das ständige Pfeifen des Windes in den Segeln. »Dieser Teufelspirat! Zunächst versuchte er es bei den Musketieren, aber er las so gerne Reiseerzählungen, dass er schließlich auf der Victoire angeheuert hat, demselben Schiff, das uns jetzt auf den Fersen ist.«
    »Es ist schnell …«
    »Es ist das beste Schiff, das je gebaut wurde. Misson hat es vor mehr als zwanzig Jahren unter seine Führung gebracht und in ein Piratenschiff verwandelt. Und es befährt den Indischen Ozean noch immer unter diesem verfluchten Motto: Für Gott und die Freiheit.«
    »Das klingt aber nicht nach dem Leitspruch eines Seeräubers …«
    Catroux duckte sich, um der Gischt auszuweichen, die erneut über das ganze Deck spritzte.
    »Das war Caracciolis Idee«, fuhr er fort. »Wenn Misson diesen Priesterbastard nicht getroffen hätte, wäre er niemals zu dem geworden, was er heute ist, und unsere Reise nach Fort Dauphin würde in aller Ruhe verlaufen.«
    »Von wem sprecht Ihr da?«
    »Von seinem Stellvertreter.«
    »Er hat einen Priester als Statthalter?«
    »Es ergab sich zu Beginn seiner Zeit auf See. Die Victoire legte einen Zwischenhalt in Neapel ein, und Misson bat um Erlaubnis, Rom besuchen zu dürfen. Dort lernte er Caraccioli kennen, einen vergnügungssüchtigen Priester, der sich seiner annahm und ihm zeigte, wie das Leben am Hofe des Papstes wirklich aussah. Du weißt schon: mehr Dekadenz und Korruption als in der schlimmsten Spelunke auf Gorée. Ich kann mir vorstellen, dass Misson zunächst wie vom Donner gerührt war. Was er da sah, hätte von den christlichen Werten, die er doch immer verteidigt hatte, nicht weiter entfernt sein können. Bei einem Krug Bier begannen sie, über Gott und die Welt zu philosophieren, über Gut und Böse und so weiter … Nach kurzer Zeit waren sie unzertrennlich.«
    »Und Caraccioli ging mit ihm an Bord …«
    »Um auf dem Schiff anheuern zu können, zögerte er keinen Moment, sich die Maskerade der Soutane herunterzureißen, wie er selbst sagt. Und von diesem Moment an verliefen ihre beiden Leben wie ein einziges. Auf ihren Reisen im Mittelmeer und in der Karibik wurde ihr Schiff oft geentert, und sie mussten viele Schlachten überstehen. Mit der Zeit erfreuten sie sich dabei unter den Mitgliedern der Besatzung immer größerer Beliebtheit …«
    »Und brachten schließlich auf unrechtmäßige Weise die Kontrolle über die Victoire an sich«, bemerkte der Kapitän hinter ihnen und brachte die Geschichte so zum Abschluss.
    Sie hatten ihn nicht kommen hören. Catroux hob das Fernglas und fügte nichts weiter hinzu, denn La Bouche passte der Rest der Geschichte gar nicht, der Teil, in dem erzählt wurde, dass der Kapitän der Victoire in der Schlacht fiel und es Missons Kameraden waren, die ihn zum neuen Befehlshaber erklärten und ihm bei ihren neuen Abenteuern als Korsaren ewige Treue schworen. Er wurde wegen seiner Reden über die Gleichheit aller Menschen bewundert, die er jeden Abend unter Deck hielt.
    Auf den Zügen des Kapitäns entdeckte Matthieu einen neuen Ausdruck, als ob er in den wenigen Minuten in seiner Kabine einen Plan gefasst hätte.
    »Was werden wir jetzt tun?«, fragte Catroux. »Bis zum Einbruch der Dunkelheit werden noch Stunden vergehen, in Schussweite haben sie uns aber in ein paar Umdrehungen der Sanduhr.«
    La Bouche stand da, die Augen starr auf das Heck des Schiffes gerichtet, und zeigte auf einmal ein Lächeln, das alle erstaunte.
    »Beidrehen!«, rief er.
    »Was?«
    Der Kapitän wandte sich um.
    »Glaubt mir, ich weiß, was ich tue. Bug in den Wind! Lasst ihn herankommen!«
    Matthieu hörte die Anweisung und trat an die

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