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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Rücken, noch immer schnaufend. Tree setzte sich neben ihn.
    »Wie zur Hölle – sollen wir – mit ihnen reden –, wenn sie nicht aufhören, uns –«
    »Schhhh.« Tree hob eine Hand. Der Gestank verwesten Fleisches stieg ihr in die Nase. »Was ist das für ein Geruch?«
    Mason schnüffelte in der Luft und verzog das Gesicht. »Riecht nach Tod. Steh auf.« Erschöpft erhoben sie sich. »Gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Was ist es?«
    »Keine Ahnung, aber mein Gefühl sagt mir, dass es nichts Schönes ist.« Mason blickte sich verstohlen um, schaute hinter sich auf die steil abfallenden Felswände, die das tief liegende Tal von allen Seiten umschlossen. »Wie zum Teufel kommt man von dieser verdammten Tischplatte runter?«
    Tree sog zischend die Luft ein und packte Mason am Arm. Eine Eidechse von der Größe eines Krokodils war über ihnen auf einen Felsen gekrochen und starrte neugierig hinunter. Ihre Zunge schnellte aus ihrem Maul wie eine glitschige rote Peitsche. Grunzend und fauchend senkte sie ihren dreieckigen Kopf. Ein Ledergeschirr war über ihre Schultern gezogen, und eine Würgekette umschloss ihren Hals.
    »Heilige Scheiße«, sagte Mason und wich zurück, Tree mit einem Arm mitziehend. »Ein Komodo-Drache. Das kann nicht sein. Die gibt es bloß in Indonesien.«
    »Die Chinesen segelten nach Indonesien.«
    »Verdammt. Was haben sie noch alles mitgebracht – Kriegselefanten?«
    Das riesige Reptil starrte zu ihnen hinunter, seine dunkelgrünen Augen groß wie Billardkugeln. Es riss das Maul auf und fauchte sie an, Aasgestank von seinen sägezahnartigen, dreieckigen Fängen verströmend. Tree wurde speiübel, doch sie würgte den Brechreiz hinunter.
    Sie blickte hinter sich ins Tal. »Vielleicht können wir uns irgendwie an der Felswand runterhangeln.«
    »Du nicht – mit deiner kaputten Hand. Und ich werde dich nicht allein hier oben lassen.«
    Der Drache rutschte an dem Felsen herunter und ließ sich mit einem dumpfen Knall in voller Länge auf den Boden fallen. Tree und Mason wichen zum Rand des Plateaus zurück. Mason baute sich wie ein Schutzschild vor ihr auf, die Muskeln angespannt, die Arme hart wie Teakholz. Sie klammerte sich von hinten an ihn, ihr Magen vor Entsetzen ein einziger dicker Knoten.
    Der Komodo-Drache stapfte mit seiner ungelenken, wackelnden Gangart auf sie zu, den massigen, deltaförmigen Kopf gehoben, die Dreißig-Zentimeter-Zunge dem Duft seiner warmblütigen Beute entgegenschnellend.

7
    Eine chinesische Soldatin trat hinter dem Felsen hervor. Sie stieß einen scharfen Zischlaut aus, und die riesige Eidechse blieb stehen. Die Soldatin rannte nach vorne und hakte einen Strick in die Würgekette ein. Sie riss ihn mit einem kräftigen Ruck zurück, und der dicke Hals des Tieres wurde zugedrückt. Der Drache sank auf den Bauch und schloss die Augen, dann lockerte die Echsenführerin den Druck der Würgekette.
    Tree und Mason starrten die Frau an. Sie trug eine eng anliegende scharlachrote Seidenhose und einen knielangen scharlachroten Seidenrock. Bewegliche, mit schwarzem Lack gehärtete Lederplatten panzerten ihren Oberkörper wie die überlappenden Schuppen eines Gürteltiers. Eine Eisenaxt steckte in einem breiten schwarzen Ledergürtel, an dem außerdem ein zweischneidiges Schwert in einer Scheide hing. Eine Faust hielt den Strick des Komodo-Drachens, die andere einen ovalen, aus Holz und Leder gefertigten Schutzschild, der halb so groß wie die Frau war und dessen schwarz lackierte Oberfläche ein hellgrüner chinesischer Drache zierte. Ein Büschel aus zwanzig Zentimeter hohen roten Papageienfedern krönte ihren schwarzen, eichelförmigen Helm. Am Kinn der Soldatin klebte ein falscher Bart aus feinen schwarzen Haaren.
    Die Frau stand wie gelähmt da, zehn Meter entfernt, und blickte von Tree zu Mason und wieder zurück. Hinter dem Felsen kamen sechs weitere Kriegerinnen hervor. Sie erstarrten, fasziniert von dem, was sie sahen. Jede trug einen dünnen falschen Kinnbart.
    »Wo men zai he pin li«, sagte Tree auf Mandarin. »Wir kommen in Frieden.«
    Sie trat einen Schritt vor und streckte ihre leeren Hände aus, die Handflächen nach oben. Sie hatte sich zurechtgelegt, wie sie sich und Mason vorstellen würde: »Wir sind zwei Gelehrte, keine Soldaten oder Kundschafter. Wir kamen zu diesem Berg, um mehr über seine Pflanzen, Vögel und Insekten zu lernen. Wir hegen keine bösen Absichten. Wir möchten uns in aller Form dafür entschuldigen, euer fung shui gestört

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