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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Lin. Schickt einen Boten los, der unverzüglich die unverheirateten Mädchen zusammenrufen und herbringen soll«, sagte die Kaiserin und richtete den Blick auf Mason. »Der Neuankömmling muss sich ein paar Ehefrauen nehmen.«
    »Was hat sie gesagt?«, flüsterte Mason.
    »Dass du dir noch ein paar Ehefrauen nehmen sollst.«
    »Um mit ihnen zu …?«
    »Genau.«
    »Erkläre ihr, dass du meine einzige Frau bist.«
    »Ich weiß nicht, wie sehr wir unser Glück noch strapazieren können.«
    »Sag’s ihr.«
    »Aber –«
    »Sag’s ihr, Tree. Du musst. Ansonsten ist das Spiel vorbei.«
    Tree verneigte den Kopf vor der Kaiserin; Mason folgte ihrem Beispiel. »Hoheit, mein Mann sagt, ich sei seine einzige Frau«, sagte Tree auf Mandarin. »Er möchte keine weiteren.«
    Dies bewirkte die bisher lauteste Reaktion unter den anwesenden Frauen.
    »Bis mein Sohn Meng Po das Mannesalter erreicht hat, sind die Frauen in Jou P’u T’uan ohne Ehemann. Sie müssen sich paaren, um Kinder hervorzubringen. Oder ist das in eurer Welt nicht erforderlich?«
    »Doch, Kaiserin, auch wir müssen uns paaren, um Kinder zu machen.«
    »Zumindest nicht alles unter der Sonne ist verschieden«, sagte die Kaiserin. »Was ist also los mit deinem Mann? Euer dunkelhäutiger Gefährte, der vor euch eintraf, führt sich auf wie ein Pfau im Frühling. Er hat sechzig Ehefrauen genommen.«
    »Domino?«
    »Ja, Do-Min-O. Er spricht nicht unsere Sprache, er plappert wie ein Affe. Aber er sah zu, dass er möglichst viele Jungfrauen bekam.«
    »Was sagt sie über Domino?«, flüsterte Mason. »Ist er am Leben?«
    »Er ist hier. Er hat sechzig Ehefrauen.«
    »Sag ihr noch mal, dass ich nur dich will.«
    »Tochter des Himmels, mein Mann sagt, er wolle nur mich. Er möchte keine anderen Ehefrauen.«
    »Warum ist er so selbstsüchtig?«, sagte die Kaiserin, und die an ihrem Kopfschmuck baumelnden Diamanten klirrten aneinander. »Das ist unnatürlich. Weist eine Biene in einem Kirschbaumhain alle Blüten bis auf eine zurück?«
    Tree schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Trotzdem ist es bei uns Brauch, dass jeder Mann und jede Frau nur einen Partner heiratet.«
    »Aber … keine Nebenfrauen? Keine Konkubinen? Sklavinnen?«
    »Nein, meine Kaiserin. Nur eine Ehefrau für einen Ehemann und ein Ehemann für eine Ehefrau.«
    »Das ist vollkommen unzivilisiert. Wie kann eine Gesellschaft solchen Geiz überleben?«
    Tree zuckte mit den Schultern. »So ist der Brauch in der Barbarenwelt.«
    »Gehört es zu euren Bräuchen, Bedürftigen Beistand zu versagen? Unsere Jungfrauen sind ohne Ehemann, und mein Sohn ist erst elf Sonnen alt.«
    »Was Jou P’u T’uan am meisten braucht, sind Männer. Wie ich bereits versprach, werden mein Ehemann und ich Euch viele Söhne schenken.«
    Die Menge brabbelte aufgebracht.
    Die Kaiserin stieß zischend den Atem aus. »Wie du wünschst«, sagte sie. »Wie sonst könnte ich den Stachel des Zweifels herausreißen, den du ihnen in die Herzen getrieben hast?«
    Tree legte die Handflächen wie zum Gebet aneinander, Mason tat es ihr nach. Dann sanken sie auf die Knie und drückten dreimal die Stirn ins Gras.
    Die Kaiserin klatschte in die Hände, und die beiden erhoben sich.
    »Höre mir zu. Wenn du in drei Monaten nicht schwanger geworden bist, wirst du in die Oberhölle verbannt«, sagte die Kaiserin. »Und wenn du schwanger wirst und ein Mädchen gebierst, werden du und das Kind den Scherenzähnen zum Fraß vorgeworfen.«
    Tree öffnete den Mund, um zu protestieren, doch erneut ließ das dunkle Funkeln in dem Auge hinter der Maske sie schweigen.
    »Des Weiteren merkt man euch an, dass ihr Bildung nötig habt«, sagte die Kaiserin. »Deswegen werde ich euch – trotz eurer Arroganz – die Möglichkeit bieten, zivilisierte Menschen zu werden. Sage deinem selbstsüchtigen Ehemann, dass er sich eine zweite Ehefrau nehmen muss. Jemand, der euch in unsere Sitten einführt. Eine zweite Frau wird seine Männlichkeit bestimmt nicht überfordern. Alle Einwohner Jou P’u T’uans müssen den ihnen zugewiesenen Platz einnehmen, wie die Puppen in einer Steckpuppe. In Hierarchie liegt Harmonie. Die Alternative zu Harmonie ist der Tod.«
    »Ja, meine Kaiserin«, sagte Tree und verneigte sich.
    Mason tat es ihr nach und flüsterte dabei: »Sie spricht so schnell.«
    Tree berichtete ihm die Neuigkeiten.
    »O nein«, stöhnte er, »wie sollen wir verhindern, dass Gattin Nummer zwei es herausfindet?«

11
    Die Kaiserin bellte einen Befehl,

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