Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
Vom Netzwerk:
Sie empfand nur Verwirrung und Beunruhigung.
    Sie presste eine warme Hand auf ihren Bauch, um einen zuckenden Nervenstrang zu beruhigen.
    Damals in Harvard hatten sie und eine sehr enge Freundin, Liz Julliard, sich einmal mit Boone’s Farm-Erdbeerwein betrunken und zu einem Stapel Marvin-Gaye- und James-Brown-Singles getanzt, bis sie, schwindlig und kichernd, auf ihre Hintern gefallen waren. Dann hatten sie die Schmalzhits der Best-of-Sammlung der Righteous Brothers mitgesäuselt – › I’ve hungered for your touch‹ –, und plötzlich waren sie einsam und traurig und sehnten sich nach ihren Freunden in Vietnam. Als Nächstes küssten sie sich die Tränen vom Gesicht. Eins führte zum anderen, bis sie sich auf dem Teppich herumrollten und einander in die Jeans und unters T-Shirt fassten. »Mason wird es mit dir machen, Mädchen, wenn er zurückkommt, genau so.«
    »Zeig’s mir, ich habe drauf gewartet.«
    Es war eine herrlich verrückte Nacht gewesen. Nichts Ernsthaftes. Tree hatte sich danach ein bisschen komisch gefühlt, aber nicht schuldig. Sie hatte nichts Falsches getan. Soweit sie wusste, hatte auch Liz die Sache nicht weiter ernst genommen. Am letzten Hanukkah hatte sie ihr einen Kartengruß mit einem Foto ihrer neugeborenen Zwillinge geschickt.
    Tree liebte Liz und eine kleine Zahl anderer Seelen-Schwestern, die überall auf der Welt verstreut lebten. Doch sie hatte sich nie vorstellen können, nach einer Frau zu hungern. Dieses schmerzende, tief im Schoß liegende Verlangen, dieses Fiebern ihrer Seele nach einem Geliebten für den Körper. Nimm mich, fick mich, so hieß dieser Appetit. Und dieser Appetit war in ihr nur von Männern geweckt worden – am stärksten von Mason. Zumindest hatte sie das bisher immer geglaubt.
    Was zum Teufel sollte sie von ihrer Vision halten?
    Es liegt an mir, diese Wellenlänge mit K’un-Chien zu meiden. Ich schloss mich diesem Projekt an, um Mason zurückzugewinnen, nicht um mich in eine aussichtslose Liebesaffäre einzulassen.
    Das Problem damit, K’un-Chien zu meiden, war, dass diese Frau so gewinnend und nett war. Völlig natürlich. Empfindsam und liebenswert. Wie schützt man sein Herz vor einer so ungekünstelten Person?
    Und wieso bin ich so eifersüchtig? Ugh. Ich mag eifersüchtige Menschen nicht. Eifersucht ist absoluter Schwachsinn. Punkt.
    Tree musste sich täglich daran erinnern, dass Mason impotent war – warum sollte man eifersüchtig sein, wenn der eigene Mann nicht mit der Konkurrentin schlafen kann?
    Konkurrentin? Bin ich mit zweiunddreißig plötzlich wieder so wie zu Oberschul-Zeiten?
    Andererseits gingen Mason und K’un-Chien miteinander um wie eine beiderseitige Anhimmelungs-Gesellschaft. Und hatte sie nicht K’un-Chien beim Bewundern seiner Morgenerektion beobachtet? Und war K’un-Chien nicht die mit Abstand schönste Frau, die sie je gesehen hatte, selbst in Hochglanzmagazinen, Gott, selbst auf Gemälden?
    Puhhh, da haben wir es wieder – wer soll mich nur vor meinem Eifersuchtswahn retten?
    Sie sah zu Mason hinüber. Seine muskulösen Arme waren über der Brust verschränkt, die Augen standen offen, waren jedoch nach innen gerichtet. Er würde wieder fast die ganze Nacht wach liegen und an einem Fluchtplan schmieden.
    Tree atmete tief durch und versuchte, die Sorgen zu verdrängen.
    Mason drehte sich zu ihr. »Ich schwöre dir, Tree«, sagte er, seine Augen grau wie Rauch. »Ich werde uns hier rausbringen.« Er hob die Hand und strich ihr mit kräftigen Fingern über die gewölbte Augenbraue.
    Tree schluckte, denn sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Ihr war bewusst, dass für Mason ›uns‹ nun K’un-Chien miteinschloss.

15
    Mason und Tree saßen auf einer Halbmond-Brücke über einem sanft dahinplätschernden Bach; ihre Beine baumelten vom Rand der Bambusplanken herunter. Eine Windbrise erzeugte ein melodisches Pfeifen in einem gelb leuchtenden Akazienbusch, dessen Zweige von Käferlarven durchlöchert waren. Dutzende metallisch blauer Schmetterlinge tanzten mit schwirrenden Flügelschlägen über dem klaren Wasser. Eine Drossel mit violetter Brust nahm im Flug einen Schluck aus dem Bach und flatterte auf der Suche nach Jasminblüten davon.
    Plötzlich stach die Mittagssonne durch den dichten Dunst, zum ersten Mal seit Wochen. Sobald der Sonnenschein das Tal durchflutete, kam das Treiben in der Stadt zum Erliegen. Die Frauen entledigten sich ihrer Kleider, um ihre Körper von der seltenen Helligkeit berühren zu

Weitere Kostenlose Bücher