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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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ihren Ur-Ur-Ur-Enkeln.«
    »Und wie viele Generationen waren das? Gerade mal sechs. Überleg mal, wie sich eine genetische Mutation im Laufe von fünfhundert Jahren in einer isolierten Gesellschaft wie dieser replizieren könnte.«
    »Vergiss nicht, dass der hiesige Genpool nicht völlig isoliert ist«, sagte Mason. »Sie haben einen regelmäßigen Nachschub importierter Gene von indianischen Männern aus dem Dschungel.«
    »Richtig. Aber solange das defekte Genbündel von den Müttern getragen wird, bliebe es das dominante.«
    »Ich verstehe, was du meinst.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Wenn man den Zeitfaktor mit einbezieht – fünfhundert Jahre …«
    Mason sah Tree an und empfand tiefen Respekt für ihre Intelligenz. Er tendierte dazu, sich einem Problem analytisch und linear zu nähern, beispielsweise eine Sternenkonstellation auseinander zu nehmen und jeden Stern einzeln zu untersuchen, dann die Punkte einen nach dem anderen wieder zu verbinden. Tree hingegen zog es vor, eine Problemstellung ganzheitlich zu betrachten: Mit einem Blick auf einen Sternenhaufen erkannte sie intuitiv die großen Zusammenhänge, die Konstellationen, und prognostizierte das Erscheinen von Sternen, die noch nicht sichtbar waren. Normalerweise hatte sie ein Problem weit schneller gelöst als er und behielt am Ende meistens Recht. Dennoch waren sie zusammen stärker als jeder für sich.
    Mason fragte sich, ob ein echter Hermaphrodit auch gleichzeitig wie Mann und Frau empfinden würde. Er würde nur zu gern einen solchen ganzheitlichen Menschen kennen lernen.
    »Tree, du bist brillant«, sagte er und nickte bedächtig. »Ja, ich glaube, hier könnte ein Lung-Hu geboren werden.«
    Sie nickte. »Dasselbe glauben die Einwohner von Jou P’u T’uan. Sie warten auf die Geburt ihres Erlösers.«

16
    K’un-Chien wusch ihr Haar mit einem Stück Ginseng-Seife, das mit Jasminöl parfümiert war; ihre feuchte Mähne ergoss sich wie ein glänzender schwarzer Sirupstrom über ihre Schultern bis hinunter zur Taille.
    Dampfwolken hingen über der schäumenden Austrittsstelle der geothermalen Quelle, die die Felsbecken erhitzte. Vielarmige, vom Wasserfall gespeiste Rinnsale schlängelten sich in die überlaufenden Becken und mischten eisiges mit kochend heißem Wasser. Indem sie in Becken stieg, die entweder näher an oder weiter entfernt von der Thermalquelle lagen, konnte sie zwischen verschiedenen Wassertemperaturen wählen.
    Der Felsboden fiel sanft zur etwa eine Stunde entfernt liegenden Stadt ab, und das Wasser aus den verschiedenen Becken floss in breiten Strömen bergab, bis es in Kanäle lief, die unter den Steinmauern hindurchführten und dahinter ein stadtweites Kanalsystem mit heißem und kaltem Frischwasser bildeten, das durch Bambusrohre in die einzelnen Häuser und Paläste verteilt wurde.
    K’un-Chien pflegte sich wie ein Teeblatt in einem der heißen Becken einweichen zu lassen, bis ihre Haut hellrot schimmerte, und anschließend zu einem der kalten Becken zu rennen und ins Eiswasser zu springen; kurz bevor sie zu zittern begann, kehrte sie zu dem heißen Becken zurück und ließ sich Zentimeter für Zentimeter in das dampfende Nass hinab.
    Wenn andere Badende in der Nähe waren, verhüllte sie ihre Scham unter einem knappen Baumwollschurz. Es erregte keine Aufmerksamkeit, da die meisten Badenden in den Felsbecken einen Baumwollschurz trugen, um sich vor dem Silberfisch zu schützen, einem zahnstochergroßen Parasiten, der in jede ihm erreichbare Körperöffnung schwamm und sich dort mit seinen scharfen Stacheln einnistete. Da der Silberfisch nur in lauwarmen Teichen lebte und K’un-Chien in Wasser badete, das entweder viel zu heiß oder zu kalt für die Parasiten war, konnte sie ohne weiteres nackt baden, wenn sie allein war. Für alle Fälle lag stets ein Sarong in ihrer Nähe, den sie sofort zur Hand hatte und sich um den Körper schlingen, konnte, falls sich jemand näherte.
    Heute waren keine anderen Badenden in Sicht. In etwa anderthalb Kilometer Entfernung hing eine Gruppe von Honigsammlern an Strickleitern auf halber Höhe der Westwand: drei Fackelträgerinnen, um die Bienen aus den Bienenstöcken zu treiben, und eine Frau, die die riesigen Honigwaben in einem Bambuskorb verstaute. K’un-Chien sagte sich, dass aus dieser Entfernung selbst ein Falke ihre Nacktheit nicht würde erspähen können; trotzdem schlang sie sich jedes Mal den Sarong um den Körper, wenn sie von einem Becken zum anderen eilte.
    Denn

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