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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Gewand an, führten ihn zum Bett zurück und legten ihn hinein, seine Haare noch feucht.
    Mason war schon eingeschlafen, als K’un-Chien ihn sorgsam zudeckte. »Schlaf schön, mein guter Ehemann.«
    Tree blickte sie mit ihren Topas-Augen an, und K’un-Chien lächelte verlegen. Dann lachte Tree, und ein Teil von K’un-Chiens Verlegenheit verflog mit dem Lachen. Sie nahmen ein Dutzend Seidenkissen, eine Wolldecke und ein Satinlaken und gingen in den Innenhof hinaus. K’un-Chiens Vater hatte früher in dem Palast gewohnt, und sie zeigte Tree einen geheimen Platz, den sie als kleines Mädchen entdeckt hatte. Auf halber Höhe in einem großen Feigenbaum bildete die Gabelung zweier dicker Äste eine breite, leicht eingedellte Plattform, die wie ein gigantisches Taubennest aussah. Sie breiteten darüber die Decke aus, legten sich hinein und schauten durch den Wipfel zu den Sternen hoch.
    Am nächtlichen Himmel schimmerten Milliarden Diamanten.
    »Das Kreuz des Südens«, sagte Tree und deutete auf eine bestimmte Sternenformation.
    »General Wus Streitwagen«, sagte K’un-Chien.
    Langsam, ganz langsam, versanken die Sterne hinter dem Rand des Tals, wie glitzernde Sandkörner in einer Sanduhr. K’un-Chien lag neben Tree, spürte deren Wärme, atmete den Duft ihrer Haare und ihrer Haut ein. Sie sehnte sich danach, Tree zu entkleiden und ihren Körper von Kopf bis Fuß mit zärtlichen Küssen zu bedecken; am liebsten hätte sie sich klein gemacht wie eine Ameise, so dass ihr nicht der geringste Bissen entginge.
    Gleichzeitig, trotz ihres Begehrens, hatte K’un-Chien sich nie so entspannt gefühlt. Tree hatte ihre Wahl bereits getrof fen. Sie ist bei mir; heute Nacht gehört uns. Es hätte K’un-Chien gereicht, einfach nur neben Tree zu liegen und zu den Sternen hochzuschauen, solange sie noch am Himmel zu sehen waren. Tree hielt ihre Hand; das war Glück genug.
    Eine Weile lagen die beiden schweigend da und trieben durch die glitzernde See des Weltalls. Ein Frosch quakte, und überall zirpten Zikaden. Die Blätter des Feigenbaums raschelten im warmen Wind.
    »Ich erinnere mich noch gut daran, als ich das erste Mal mit Mason schlief«, sagte Tree. »Er war noch jungfräulich. Ich nicht, aber mein erstes Sex-Erlebnis geschah mehr aus Neugier denn aus Begehren oder Liebe. Es war eine Vollmondnacht wie diese; vom Meer wehte eine sanfte Brise, und das Wasser war still und hell wie ein Spiegel. Wir waren in unserem Versteck – ich weiß nicht, wie das Wort in deiner Sprache heißt –, einem Leuchtturm.«
    »Ein leuchtender Turm? Wie magisch.«
    K’un-Chien spürte Trees Lächeln mehr, als dass sie es sah. Sie glaubte, Trees Herzschlag fühlen zu können.
    »Es ist nicht der Turm selbst, der leuchtet«, sagte Tree. »Auf einem Leuchtturm befindet sich ein starkes rotierendes Scheinwerferlicht, ein Signal, um Schiffe vor Riffen zu warnen.«
    »Das ist fast ebenso magisch.«
    »Mason und ich lagen auf dem Aussichtsdeck des Leuchtturms. Wir waren so nervös, so aufgeregt. Wir zitterten beide und fühlten uns schwach, als hätten wir zu lange nichts gegessen. Wir zogen einander langsam aus – er sagte, es wäre, als enthülle man ein Kunstwerk. Als ich sah, wie groß er war, verschlug es mir die Sprache. Ich bin nicht sicher, warum – es war nicht seine physische Größe, die mich erschreckte – es war die Größe seines Verlangens, meiner eigenen Leidenschaft. Ich hatte niemals einen solchen sexuellen Hunger verspürt. Mein Appetit war tiefer als das Meer, das der Leuchtturm überblickte. Ich wurde förmlich hineingesogen und atmete wie unter Wasser. ›Das ist es also, worüber die ganze Welt ständig spricht‹, sagte ich mir, und in diesem Moment wusste ich, dass mein Leben nie mehr dasselbe sein würde. Aber als ich wieder zu Mason sah, war er verlegen geworden … Er hatte meinen Gesichtsausdruck gesehen und meinte nun, sein rohes Begehren vor mir verbergen zu müssen. Er zog seine Hose wieder hoch und murmelte eine Entschuldigung.«
    K’un-Chien wandte sich zu Tree um, den Atem angehalten, hochgradig erregt von der Geschichte über die zwei Liebenden, die sie ihrerseits so sehr liebte.
    »Wie konnte ich ihm erklären, dass das Gefühl, das mich überwältigte, unvermeidlich war?«, sagte Tree. »Es war der Schock des Entdeckens: Plötzlich war die Frau in mir erwacht. Ich konnte nicht sprechen. Ich wollte ihn ganz für mich. Ich zog ihm die Hose aus und führte ihn zu mir. Dann trieben wir die ganze Nacht auf

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