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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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Weihrauch besiegt war. Sie konnte kaum glauben, dass hier an dieser Stelle eine kleine Katze noch einmal davongekommen war und ein Maultier mit Mörtelfässern am Tragegestell verschnauft hatte. Sie betrachtete aus dem Augenwinkel die Wand zu ihrer Linken, der nicht anzusehen war, dass sie zweimal gemauert werden musste.
    Konrad von Wittelsbach, der Erzbischof von Mainz, trug eine prächtige grüne Dalmatika, die mit einem goldenen Pektoral und einer langen weißen Stola geschmückt war. Er übernahm die Messe, um den Altar zu salben und die Reliquie einzuführen. Judith war von der Feierlichkeit des Augenblicks erfasst und lauschte ergriffen seinen Worten.
    Im Anschluss feierten die Menschen die Kirchweih. Auf der Wiese vor dem Kloster verteilten die Ordensbrüder runde Brote, Suppe und verdünnten Wein an die Bauern, Handwerker und Tagelöhner. Für die höhergestellten Gäste war im Kreuzgang eine Tafel errichtet worden. Ein tags zuvor geschlachteter Ochse drehte sich seit Stunden über einem Feuer am Spieß. Friedrich und Beatrix saßen in der Mitte der Tafel, rechts von ihnen blickte der Erzbischof erwartungsvoll den dampfenden Platten entgegen. Graf Ludwig als Gastgeber und sein Baumeister Konrad hatten links neben dem Kaiser Platz genommen.
    Judith setzte sich zu ihren Brüdern an das untere Ende des Tisches. Beringar war in den letzten Jahren zu einem jungen Mann herangewachsen, der sicher bald mit seiner Schwertleite rechnen konnte. Ludwig dagegen wurde mit breiten Schultern und einem kräftigen Kinn ihrem Vater immer ähnlicher. Auf seinem Unterarm zeugte eine lange Narbe von den Kämpfen gegen die Mailänder.
    »Hast du schon gehört?«, raunte er leise. »Die Königin ist erneut schwanger.«
    Beringar ergänzte: »Ihr ältester Sohn Friedrich soll dem Tode näher sein als dem Leben. Dagegen ist der zweite Sohn Heinrich ein gesunder Junge, sagen die Gerüchte.«
    Judith seufzte. »Sie schaut furchtbar aus. Beinahe tut sie mir leid.«
    Ludwig sah sie entrüstet an. »Hast du Isabella vergessen?«
    Sie legte ihm ihre Hand auf den Arm. »Nein. Aber du solltest nicht mehr so oft an sie denken, jetzt, da du verheiratet bist. Wie geht es deiner Frau?«
    »Sie hatte heute früh leichte Wehen. Sie soll nicht aufstehen. Sigena ist bei ihr.«
    An der Tafel wurde es plötzlich laut, ein Becher fiel und scheuchte die Bediensteten auf.
    »Aber seine Wahl war nicht rechtens!«, rief der Mainzer Erzbischof empört. Alle Blicke wandten sich zur Tafelmitte, die Gespräche verstummten.
    Friedrich schwenkte amüsiert seinen Weinpokal. »Ihr habt recht, mein Freund. Mein Kanzler hat ihn wählen lassen, ohne mein Schreiben mit entsprechenden Anweisungen abzuwarten. Doch das ist zwei Jahre her, erledigt! Hab ich nicht genug andere Sorgen? Reicht es nicht, dass Heinrich der Löwe mir in die Quere kommt, wann immer es geht?«
    Konrad von Wittelsbach schluckte hart an dem Brocken Fleisch in seinem Mund. Er spülte mit einem großen Schluck Rotwein nach. »Ich will ehrlich zu Euch sein, Hoheit. Der Tod Papst Victors war die einmalige Gelegenheit für Euch, das peinliche Schisma zu beenden. Ich hatte Euch rechtzeitig empfohlen, Euch nicht wieder in ein solches Dilemma zu begeben und Victors Tod als Zeichen Gottes zu sehen.«
    Judith horchte auf. Der Erzbischof war ein enger Vertrauter des Kaisers, und doch erschienen ihr seine Worte sehr gewagt. Führte etwa der Wein seine Zunge? Auch ihre Brüder ließen den Blick nicht von dem Wittelsbacher.
    »Die meisten Fürsten stehen seit langem hinter Alexander, der von Anfang an der rechtmäßige Papst war«, erklärte der weiter. »Hättet Ihr ihn anerkannt, wäre alle Welt zufrieden gewesen. Doch Euer Kanzler tanzt Euch auf der Nase herum. Von Dassel macht, was er will, und Ihr müsst hinter ihm die Wogen glätten. Ich sage Euch, irgendwann wird Euch das nicht mehr gelingen, denn die Wogen werden langsam zur Sturmflut.«
    »Es ist genug!«, donnerte der Kaiser, dessen Gesicht während der letzten Sätze die Farbe des roten Bischofsmantels angenommen hatte. »Es gibt keinen Alexander, vergesst diesen Namen, habt Ihr verstanden?« Beatrix’ schmale Hand stahl sich auf seinen Arm. Tatsächlich beruhigte sich der Kaiser etwas. »Rainald ist nicht einfach, das weiß ich. Und doch kann ich auf seinen fähigen Kopf nicht verzichten. Immerhin hat er sich nach diesem Vorfall sehr demütig gezeigt und sich zum Bischof weihen lassen.«
    Der Erzbischof schüttelte heftig den Kopf, war aber klug

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