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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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betrachtete sie nachdenklich. Verwirrt fragte sie sich, ob er vielleicht etwas bemerkt hatte. Ein Diener schenkte ihr Wein nach, und sie bedankte sich zerstreut. Noch immer glühte ihr Gesicht. Hatte ihre Phantasie ihr einen Streich gespielt, angestachelt von Isabellas Misstrauen?
    Sie warf einen hastigen Blick zum Bischof hinüber, doch der unterhielt sich völlig ungerührt mit seinem Tischnachbarn, ihrem Oheim Johannes vom Straußberg. Beatrix hielt den Kopf gesenkt und zeichnete mit dem Löffel Kreise auf den leeren Tellerboden. Allerdings konnte auch Isabellas lautstarke Schilderung der Wolfsjagd der Grund dafür sein. Mit lautem Gepolter kam der Narr zurück in den Saal, schlug einen Purzelbaum und landete auf dem Bauch vor seinem Hocker. Die Leute lachten kurz, dann kehrte erwartungsvolle Stille ein.
    »Was hast du herausgefunden, Karol?«, spornte der Graf ihn an.
    »Oje, oje!«, jammerte der Narr, zupfte das Bodenstroh von seinem bunten Wams und kletterte schwerfällig auf seinen Platz. Er griff nach der Laute und klimperte ein wenig darauf rum.
    »Erzähl schon, lass dich nicht bitten!«, rief Konrad.
    Der Narr holte tief Luft, klimperte ein kleines Vorspiel auf seiner Laute und begann zu singen:
    »Hab die Mägde befragt,
    sie haben’s mir gesagt.
    Sie sitzen und kühlen ihr Untergestell,
    sie sagen, der Herr, der pimpert sehr schnell.«
    Lautes Gebrüll setzte ein, die Herren, die schon etliche Krüge Wein geleert hatten, schlugen sich auf die Bäuche oder hieben auf die Tafel, wodurch die Teller in die Höhe sprangen und mehrere Kelche umfielen. Eine Frau am Ende des Tisches kreischte.
    »Welcher Herr, sag an?«, riefen einige Vorlaute, während andere verstohlene Blicke zum Kaiser und schadenfrohe zu Heinrich hinüberwarfen, denn alle wussten, wer den Badezuber im Palas benutzt hatte.
    »Der Kaiser war’s …« An dieser Stelle machte der Narr eine Pause, in der er tief Luft holte, sich über seine Laute beugte und ihr dramatische Töne in schneller Folge entlockte. Die Gespräche erstarben, und alle Köpfe wandten sich Friedrich zu, der nur halb belustigt die Augenbrauen hob. »… niiiiiicht!«, beendete Karol seine Tirade, sprang vom Hocker, verneigte sich und rannte so schnell es seine kurzen Beine zuließen hinaus.
    Das anfängliche Gelächter steigerte sich zum Getöse, die Umsitzenden klopften Heinrich anerkennend auf die Schultern.
    Als die Tafel aufgehoben wurde, stand Beatrix hastig auf und zog sich ins Schlafgemach zurück.
    »Gestattet Ihr?«, fragte eine feste Stimme, deren Ton ein Nein von vornherein ausschloss. Judith blickte auf. Heinrich deutete auf den frei gewordenen Platz.
    »Oh, bitte!«
    »Würdet Ihr mit mir anstoßen?«, fragte er, während er sich Wein nachschenken ließ.
    Sie nickte und wusste nicht, was sie sagen sollte. Er trug ein weißes Hemd mit einer goldfarbenen Borte an den weiten Ärmeln und am Hals. Sein ebenmäßiges Gesicht mit der geraden Nase wirkte offen, und seine grauen Augen strahlten etwas aus, das sie nicht hätte beschreiben können. War es Gier oder Lebenslust? Sie griff nach ihrem Kelch, aus dem sie noch nicht viel getrunken hatte. Sie mochte keinen Wein, und dieser hier war besonders sauer.
    »Ich hoffe, Ihr habt Euch von dem Schrecken erholt.«
    Sie sah ihn fragend an. Wusste er doch von ihrem Verdacht? »Was meint Ihr?«
    Er lächelte hintersinnig. »Da Ihr es offensichtlich bereits vergessen habt, wollen wir es unerwähnt lassen. Es war ohnehin nicht höflich von mir, Euch darauf anzusprechen.« Er hob seinen Kelch und nötigte sie erneut zu trinken.
    »Jetzt fragt schon!«
    »Ihr wart auch dabei, als diese Bestie erlegt wurde?«
    Sie nickte und schüttelte sich innerlich, als der Wein ihre Kehle hinabrann.
    »War es tatsächlich so gefährlich, wie die Dame Isabella es geschildert hat?« Sein Kelch stieß klangvoll an den ihren.
    »Nun, ich denke schon. Der Wolf saß nur wenige Ellen vor der Königin, und er war sprungbereit.«
    »Es war sehr leichtsinnig, an einer solchen Jagd teilzunehmen, findet Ihr nicht?« Wieder prostete er ihr zu, und Judith trank. Allmählich stieg ihr das saure Zeug in den Kopf.
    »Beatrix, also die Königin, wollte es unbedingt. Sie forderte es geradezu von meinem Vater, der große Bedenken hatte.«
    »Und warum hat sie das Tier nicht selbst erlegt?« Sein Ton kam ihr plötzlich lauernd vor.
    Sie musste auf der Hut sein, doch ihr Verstand folgte ihr nicht mehr so, wie sie es gewohnt war. »Sie hat … nun ja, sie hatte

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