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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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auf. Einer der Stapel stürzte, und die kleinen hölzernen Scheiben rollten über den Fußboden.
    »Nun heb sie auf!« Ludwig verdrehte die Augen. »Wolltest du nicht noch mal nach den jungen Hunden sehen? Oheim Johannes hatte vorgeschlagen, dass du dir einen aussuchen solltest!«
    »Hab ich doch schon!« Beringars Stimme klang vorwurfsvoll unter dem Tisch hervor. Schließlich tauchte sein Kopf mit dem zerzausten Haar auf. »Du willst mich nur loswerden. Dabei weiß ich längst Bescheid.«
    Judith und Ludwig wechselten einen schnellen Blick. »Was meinst du?«, fragte sie ahnungsvoll.
    »Ihr wollt Vater austricksen. Er soll denken, du hast dein Gedächtnis verloren. Damit bist du keine Gefahr mehr für Konrad und die Königin.« Beringar stand auf und legte eine Handvoll Steine auf den Tisch. Er grinste, als er die verdutzten Gesichter sah.
    Judith ließ sich auf ihr Bett zurücksinken und stellte langsam die Krücken ab.
    Ludwig packte ihn unsanft am Arm. »Was redest du da?«
    »Aua, lass los!« Beringar entwand sich dem festen Griff.
    »Komm her, erzähl.« Judith klopfte auf den freien Platz neben sich. Beringar wich seinem Bruder aus und kletterte auf ihr Lager.
    »In der Nacht, als du aus Italien zurückgekommen bist, als du mir dieses Messer geschenkt hast, weißt du noch?« Treuherzig sah er sie an.
    »Ja, du hast es mit ins Bett genommen.«
    »Siehst du! Du kannst dich erinnern!« Er grinste.
    Sie schnappte nach Luft. »Hör mal, wer trickst hier wen aus?«
    »Komm zur Sache, Bürschchen!«, knurrte Ludwig.
    »Ich habe nicht geschlafen, sondern nur so getan.« Beringar schluckte. »Ich habe gehört, was du Isabella über den Bischof und die Königin erzählt hast.«
    »Du hast es die ganze Zeit gewusst?«, fuhr sein Bruder dazwischen.
    »Ja. Aber ich habe es niemandem gesagt. Ich dachte mir schon, dass es keinem gefallen würde.«
    Judith zog ihn an sich. »Du bist ein kluger Junge. Das hast du sehr gut gemacht.« Zu Ludwig sagte sie: »Das ändert allerdings unser Vorhaben.«
    Er seufzte. »Wie sollen wir ihn schützen? Du kannst ihn schließlich nicht mit ins Kloster nehmen. Gerade jetzt, da Beatrix wieder ein Kind trägt, wird Konrad vor nichts zurückschrecken.«
    »Wir müssen Vater einweihen, es gibt keine andere Lösung.«
    »Er hat dir bisher nicht geglaubt, warum sollte er es jetzt tun?«
    »Ich kann ihn überzeugen!«, schlug Beringar vor. »Mir wird er glauben.«
    »Nein! Niemand darf erfahren, dass du diese ganze vertrackte Geschichte kennst.« Judith sah ihm ernst in die Augen. »Am besten, du vergisst sie einfach.«
    »So wie du?«, fragte Beringar und grinste.
    Ludwig blickte auf. »Vielleicht hat er recht. Wenn er ihm glauben würde – Vater ist der Einzige, der das Ohr des Kaisers besitzt. Und nur der kann dem Spektakel ein für alle Mal ein Ende setzen. Spätestens, wenn wir im Frühjahr nach Mailand ziehen, würde die Angelegenheit geklärt werden.«
    »Und bis dahin hat Konrad genügend Zeit, uns alle nacheinander umzubringen.« Sie blieb skeptisch.
    »Die Posse von deinem Gedächtnisverlust können wir doch trotzdem weiterspielen. So bist du wenigstens geschützt.« Er sah sie eindringlich an. »Glaub mir, diesmal passe ich wirklich auf. So etwas wie auf der Baustelle wird nicht noch einmal passieren.« In seinen Augen lag ein schuldbewusster Ausdruck.
    »Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Es war meine Schuld. Ich habe nichts besser gekonnt als Isabella.«
    »Du hast immerhin überlebt«, widersprach er leise.
    »Und ihren Tod noch sinnloser werden lassen.« Immer, wenn sie an die letzten Momente vor ihrem Absturz zurückdachte, sah sie den kalten, starren Blick aus Konrads Augen, während er darauf wartete, dass die Stämme ins Rollen kamen. Warum hatte sie nicht geschrien? Vieles wäre anders gekommen, wenn sie um Hilfe gerufen hätte. Sie hatte nichts erreicht, alles war umsonst gewesen.
    Es hatte Stunden gedauert, bis sie gefunden worden war. Konrad und Beatrix hatten die Baustelle längst verlassen, als Ludwig nach ihr suchen ließ und voll dunkler Vorahnungen befahl, den wirren Holzstapel aufzuräumen. Thomas hatte ihm erzählt, sie sei in Richtung Baumeisterhütte gegangen. Sie hatte trotz allem großes Glück gehabt. Ihr bewusstloser Körper war unter den ersten Stamm gerutscht, den sie losgetreten hatte. Da er senkrecht zu den anderen lag, rollten alle nachfolgenden Stämme wie über eine Brücke auf ihm ab, ohne ihr weiteren Schaden zuzufügen. So war sie mit einigen

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