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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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aber sie wollte dieses Risiko nicht eingehen. »Ich war … unterwegs.« Sie hielt den Saum ihres Kleides hoch. »Gefällt es Ihnen?«
    Farley betrachtete jedoch nicht ihren Aufzug. Er starrte auf die blendend rosa Tasche. »Das ist die verrückteste Tasche, die ich je gesehen habe«, murmelte er und berührte das Material. »Woher haben Sie das?«
    »Nordstrom.« Sie lächelte. »Das ist ein Laden in Seattle.«
    »Wo wohnen Sie?«, fragte er misstrauisch.
    Sosehr Rue seine Gesellschaft genoss, hatte sie doch kein Verlangen, wieder eine Zeit lang in seinem Gefängnis zu verbringen. Sie sah sich um, biss sich auf die Unterlippe und entdeckte ein Schild, das von dem Ast einer Ulme hing. »Dort«, sagte sie. »In Mrs Fieldings Pension.«
    Farley seufzte erneut. »Das ist interessant«, bemerkte er. »Geneva Fielding nimmt nämlich grundsätzlich nur Herren auf.«
    Rue biss sich auf die Unterlippe. »Na schön, ich habe gelogen«, stieß sie wütend flüsternd hervor. »Hätte ich Ihnen die Wahrheit gesagt, hätten Sie mir nicht geglaubt. Ich habe keine Unterkunft, da Sie mich ja nicht in Elisabeths Haus lassen, aber Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich werde mich nicht herumtreiben. Ich möchte eine Fahrkarte für die nächste Postkutsche kaufen.«
    Der Marshal hob eine Augenbraue. »Ist das so? Die nächste fährt in fast einer Woche.«
    »Verdammt!«, stieß Rue hervor. »Jetzt werden Sie wahrscheinlich sagen, dass es einer Lady verboten ist zu fluchen, und Sie werden mich verhaften!«, sagte sie beim Anblick seiner schockierten Miene.
    Es zuckte kaum merklich um Farleys Mund. »Es stimmt, eine Lady darf nicht auf der Straße fluchen. Aber ich bin nicht sicher, ob diese Vorschrift auf Sie zutrifft.« Er schenkte ihr ein so flüchtiges Lächeln, dass es Einbildung sein mochte. Dann ergriff er ihren Arm. »Miss Ella Sinclair nimmt gelegentlich zahlende Gäste auf. Haben Sie noch dieses Pokergeld?«
    Es dauerte einen Moment, bevor Rue antworten konnte, weil noch immer ein feines Prickeln von der Stelle, an der Farley sie berührte, durch ihren Körper jagte. »Äh … ich … ja, ich habe etwas Geld.« Sie schluckte. Farley ging zielstrebig weiter, und Rue eilte neben ihm her. »Ich muss allerdings vorsichtig sein, weil ich nicht weiß, wie viel ich für die Bahnfahrt nach San Francisco brauche.«
    »Es kostet Sie ungefähr fünfundsiebzig Cents von hier nach Seattle in der Kutsche. Die Bahnfahrt wird beträchtlich mehr kosten.«
    In Gedanken überschlug sie ihr Geld. Es musste reichen, wenn sie sparsam damit umging.
    »Gibt es hier Arbeit für eine Frau?«, fragte sie.
    Farley blieb vor einem schmalen blauen Haus mit einer weißen Wetterfahne auf dem Dach stehen. »Sicher. Im Galgenvogel-Saloon suchen sie immer Tanzgirls.«
    »Sehr witzig«, flüsterte Rue und wich von ihm zurück. »Damit Sie es wissen, ich bin eine ausgebildete Journalistin mit einem Collegeabschluss.«
    Farley grinste. »Und da hat Ihre Familie etwas falsch gemacht. Sie auf das College zu schicken, meine ich. Daher haben Sie wahrscheinlich alle diese krausen Ideen, die Sie ständig von sich geben.«
    Nachdem sie sich gesagt hatte, dass es unreif gewesen wäre, einem Mann auf die Zehen zu trampeln, schaffte es Rue, relativ gemäßigt zu antworten. »Es würde Ihnen recht geschehen, dass ich Ihnen ganz genau sage, woher ich alle meine ‚krausen Ideen‘ habe, Mr Haynes. Aber da Sie wahrscheinlich zu dickköpfig wären, um diese Information aufzunehmen, werde ich mir nicht die Mühe machen.« Sie öffnete das Gartentor. »Leben Sie wohl.«
    Farley war direkt neben Rue, als sie den Steinplattenweg entlangging. »Ich muss für Sie bürgen«, sagte er. Seine Augen lachten sie an, obwohl sein sinnlicher Mund ernst blieb. »Auch wenn selbst das vielleicht nicht genügen wird, wenn man den Ruf bedenkt, den Sie in dieser Stadt erworben haben, indem Sie Hosen trugen, Poker spielten und ins Gefängnis geworfen wurden.«
    Bevor Rue antworten konnte, schwang die Haustür auf, und eine Frau erschien. Sie war groß, mit blauen Augen und dünnen blonden Haaren, und sie trug einen bunten Schal, den sie fest um ihre Schultern geschlungen hatte. Ihr Lächeln war voll Hoffnung – und galt ganz Farley.
    Ein lächerlicher Stich von Eifersucht durchbohrte Rue, aber ihr war gar nicht zum Lachen.
    Farley tippte sich höflich an die Hutkrempe. »Miss Ella, das ist … äh … eine Freundin von mir. Miss Rue Claridge. Sie muss irgendwo wohnen, bis die Kutsche am Dienstag

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