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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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und mir den Weg gezeigt.«
    Ihr Vater sah zunächst sie, dann den jungen Mann forschend an. »So, hat er das?« Er erwiderte einen Augenblick lang Roderick Marlows unerschrockenen Blick und nahm dann ihre Hand. »Komm, Liebes. Es wird Zeit, dass wir gehen.«
    Auf der Heimfahrt war ihr Vater schweigsam, doch irgendetwas schien ihn zu beunruhigen. Der Sturm hatte sich gelegt. Sie fand noch immer nicht den Mut, ihm von dem Angebot ihres Onkels und ihrer Tante zu erzählen.
    Da sagte er plötzlich: »Die Elliotts – möchten Sie, dass du zu ihnen nach London kommst?«
    Fast zitternd vor Nervosität zwang sie sich, ihn anzusehen, und nickte ernst.
    Doch statt mit ihr zu argumentieren und Einwände zu erheben, wie sie es erwartet hatte, blickte er wieder auf die Straße. Dann atmete er tief ein und sagte: »Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn du eine Zeit lang von hier fortgehst.«
    Sie sah ihn an, aber er gab keine weiteren Erklärungen. Da legte sie den Kopf auf seine Schulter und ließ ihn den ganzen Heimweg über dort liegen.

5

    DALBY'S KARMINATIVUM
Das beste Mittel gegen Blähungen …
Diese äußerst wirkungsvolle Medizin wird von Frances Gell,
der Tochter des verstorbenen Mr Joseph Dalby, Apotheker, zubereitet.
    The Edinburgh Evening Courant, 1815
    Am Montagmorgen war Francis wieder gesund und kam zu Lilly in den Laden. Sie sah zu, wie er mit Mörser und Stößel hantierte und die Kräuter, die er zerkleinern sollte, ungeschickt und ziemlich wirkungslos traktierte. Man hörte ein Rascheln, aber man sah keine Ergebnisse. Muss ich ihm schon wieder zeigen, wie man es richtig macht?
    »Halte den Stößel ganz locker, Francis«, sagte sie, »wie eine Feder. Und dann mit kreisenden Bewegungen fest drücken.« Das Rascheln ging weiter. Frustriert stellte sie sich dicht neben ihn und legte ihre rechte Hand über die seine. »So.« Sie hielt seine größere Hand in der ihren und führte sie.
    Obwohl er ein Jahr jünger war, überragte er sie bereits bedeutend. Als er jetzt auf sie herabsah, während sie so dicht neben ihm stand, spürte Lilly, wie sein warmer Atem die feinen Härchen an ihrer Stirn kitzelte. Er beugte sich näher zu ihr. Seine braunen Augen glitzerten, als er flüsterte: »Ich genieße deine Unterweisungen sehr!«
    Sie trat zurück, irritiert von seiner Unverfrorenheit, und beschloss, dass jetzt der beste Zeitpunkt war, ihm von ihren Plänen zu erzählen.
    »Weggehen?« Francis' Stimme wurde lauter. »Vor zwei Tagen hast du noch gesagt: ›Du wirst sehen, wir schaffen das, du wirst die Kräuter und Heilmittel im Handumdrehen beherrschen!‹« Er wiederholte ihre Worte mit ätzendem Sarkasmus.
    Lilly hatte Francis noch nie so aufgebracht erlebt und war froh, dass gerade kein Kunde im Laden war. »Ich kann dir nicht für immer helfen, Francis. Aber ich bin sicher, dass du es allein schaffst, wenn du das Ganze nur etwas ernster nimmst.«
    »Ich versuche es ja.«
    Sie schnaubte verächtlich.
    »Du investierst sehr viel mehr Zeit in das Herumschäkern mit Dorothea Robbins als in deinen Beruf.«
    Das überging er. »Und weißt du, was du noch gesagt hast? Natürlich weißt du es, du erinnerst dich ja immer an alles. Du hast gesagt: ›Ich bin froh, dass du in den nächsten Jahren bei uns bist.‹ Wie hast du das dann gemeint?«
    »Woher hätte ich wissen sollen, dass die Elliotts mir eine solche Gelegenheit bieten würden?«
    »Gelegenheit wozu? Seidenkleider zu tragen und mit abgespreiztem kleinen Finger Tee zu trinken und dabei hochnäsig zu schauen?«
    »Nein! Ich möchte die Welt sehen oder doch wenigstens London. Ich möchte Neues lernen. Ich möchte in einem Zimmer schlafen, das nicht nach Katzenminze, Beinwell und Gartenraute riecht.« Sie überlegte, ob sie noch hinzufügen sollte: Ich möchte meine Mutter finden , aber sie sprach es nicht aus. »Für dich ist es anders. Du willst hier arbeiten. Aber ich will nicht mein ganzes Leben hier verbringen und immer nur die Apothekerstochter sein, die Pillen dreht und Vaters Laden putzt. Ich dachte, du verstehst das. Du bist von zu Hause weggegangen, um dein eigenes Leben zu leben. Tut es dir leid, dass du nicht in Saltford geblieben bist?«
    »Nein, es tut mir nicht leid, dass ich hier bin. Jedenfalls hat es mir nicht leidgetan, bis jetzt.«
    Seine Reaktion überraschte sie. »Ich verstehe dich nicht, Francis.«
    »Nein, Lilly, das tust du nicht. Ganz offensichtlich nicht.«

    Mary Mimpurse kam an diesem Nachmittag in die Apotheke, aber ohne die

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