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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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ich hätte hier nichts zu suchen und solle mich nur gleich wieder davonschaffen.«
    Verständnislos runzelte er die Stirn.
    »Heilige Jungfrau! Versteht Ihr denn nicht?« Ungeduldig warf sie die Arme hoch. »Was, zur Hölle, muss man in einer schäbigen Scheune denn so scharf bewachen?«
    »Ihr glaubt doch nicht etwa, dass sich die Burggräfin in dieser Scheune befinden könnte?«
    Vor Erregung unfähig zu sprechen, nickte Garsende.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Joschua. »Gewiss sind dort nur Waren gelagert, die für den Besitzer von Wert sind.«
    »In diesem Viertel?«, stieß sie heftig hervor. »Überlegt doch nur: Jemand hat das Gerücht verbreitet, der Kesselflicker Diethold sei gestorben, und man konnte getrost davon ausgehen, dass die Burggräfin die Witwe aufsuchen würde. Wie Ihr selbst sagtet, ist sie hier auch zum letzten Mal gesehen worden. Und nun finden wir eine Scheune vor, nur einen Katzensprung vom Hinterhof des Dietholder entfernt, die offenbar scharf bewacht wird. Was wäre leichter
gewesen, als ein hochschwangeres Weib in einen Durchlass zu zerren und in eine Scheune zu sperren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Hier um die Schwertfegergasse hat man doch als Erstes nach der Burggräfin gesucht. Und hätte man den Suchenden den Zugang zu der Scheune verwehrt, wären die Leute aufmerksam geworden. Sie hätten erst recht darauf gedrungen, just dort nachzusehen«, argumentierte er.
    »Aber vielleicht hat man die Burggräfin in der Scheune gut versteckt, sie gefesselt und ihr den Mund zugebunden, sodass sie sich nicht bemerkbar machen konnte.«
    Offensichtlich zweifelnd, hob er die Brauen.
    »Aber so könnte es doch gewesen sein!«, beharrte Garsende und hörte selbst, wie beschwörend ihre Stimme klang. Flüchtig fragte sie sich, wen sie eigentlich überzeugen wollte. Ihn oder nur sich selbst? Erschien ihr doch alles leichter zu ertragen als die Vorstellung, dass Matthäa nicht mehr lebte.
    »Es klingt mir unwahrscheinlich, aber gänzlich auszuschließen ist Eure Vermutung wohl nicht«, gab er endlich zu. »Lasst uns zum Domstift gehen und unsere Erkenntnisse dem Kämmerer mitteilen. Er wird …«
    Unwirsch schnitt Garsende ihm das Wort ab. »Den Teufel wird er tun«, fauchte sie leise. »Er wird sagen, dass es dafür keinerlei Hinweis gibt, und weiter darauf beharren, dass die Burggräfin dem Fluss zum Opfer gefallen ist.«
    Joschua seufzte. »Ich werde den Rabbi um Rat fragen«, schlug er vor. »Er wird wissen, was zu tun ist. Und das Wort eines Rabbi hätte beim Kämmerer auch mehr Gewicht als meines.«
    »Bis dahin könnte es aber vielleicht schon zu spät sein«, rief sie. »Der Knecht vor der Scheune mag mich erkannt haben und wissen, dass ich unter dem Dach des Burggrafen
lebe. Aber auch wenn nicht, wird er sich gewiss wundern, dass ich zweimal vor der Scheune aufgetaucht bin. Das macht ihn vielleicht misstrauisch genug, um seinem Herrn davon zu berichten. Und werweiß, was dann geschieht! Man könnte die Burggräfin schon längst weggeschafft haben, bis wir irgendwo Hilfe fänden. Schlimmer noch, könnte man beschließen, sich ihrer endgültig zu entledigen.«
    »Was aber wollt Ihr tun?«
    Garsende warf ihm einen Blick zu. Rasch schüttelte Joschua den Kopf, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Wenn Ihr Euch vorstellt, dass ich mich wie einst David gegen diesen Goliath von Knecht stellen werde, dann vergesst das nur gleich wieder. Dafür eigne ich mich nun wirklich nicht«, sagte er mit einem spöttischen Lächeln.
    Er hatte Recht, für derlei schien seine feingliedrige Gestalt nicht geschaffen. Und gewiss wäre ein solches Vorgehen auch unklug. Garsende unterdrückte ein Seufzen. Für einen Augenblick wünschte sie sich sehnlichst, der Burggraf wäre hier, hätte er sich doch wie ein wütender Bär auf den Knecht mitsamt dem Scheunentor geworfen, und dieser Alp wäre vorbei.
    Angestrengt dachte sie nach. »Manche Scheunen besitzen an der Rückseite noch einen Eingang, einen Verschlag oder ein Pförtchen, damit man Zutritt hat, ohne das große Tor öffnen zu müssen«, überlegte sie laut. »Vielleicht ist das auch bei dieser Scheune der Fall.«
    »Wenn man die Burggräfin tatsächlich dort gefangen hält, wird der Zugang sicherlich ebenfalls bewacht werden«, wandte Joschua ein.
    »Vermutlich habt Ihr Recht. Aber davon will ich mich selbst überzeugen. Der nächste abzweigende Durchlass führt zum Haus des Kesselflickers, und dort ist die Seitenwand der Scheune zu sehen«, erklärte

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