Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
hier war etwas ganz anderes. Und es gefiel ihm sehr. Er wartete, bis sich ihr Stöhnen ein wenig gelegt hatte und ihr Atem wieder ruhiger ging, dann drehte er sich um und zog sie auf sich. Und überließ sich ganz ihrer Fantasie.
23. KAPITEL
W ährend sich Nwuma und Umberto mit Knoblauchsaft und der Tinktur der Zigeuner um die Genesung des Principe kümmerten, war Bella damit befasst, einen Speisenplan für das nahende Weihnachtsfest zusammenzustellen. Wenn sie sich in ihre Rezepturen vertiefte, konnte sie alles um sich herum vergessen. In diesem Jahr würden zum ersten Mal Speisen an die Tafel kommen, wie sie sonst nur in Rom üblich waren. Seitdem Bella mit Cassandras Zofe über deren kulinarische Vorlieben gesprochen und von Bruder Angelo viel über die römische Lebensart erfahren hatte, konnte sie sich besser in die junge Adelige hineinversetzen, ihre Wünsche besser verstehen. Cassandra schien das zu spüren, denn sie war Bella gegenüber stets freundlich und gelassen. Nun also stand die Feier zur Geburt des Herrn bevor. Bella wollte alles bislang Dagewesene übertreffen und den Fürsten ein wenig über Fabrizios ungewisses Schicksal hinwegtrösten.
Sie sah sich in der Küche um; alle Mägde waren beschäftigt. Also nahm sie einen Korb und marschierte konzentriert zum Hühnerstall. In ihrem Kopf entstand gerade eine neue Rezeptur, und eine Unterbrechung ihrer Gedanken durch ein Gespräch oder eine Frage konnte alles zunichtemachen. Sie redete vor sich hin wie in Kindertagen, wenn sie und Rocco sich die Ideen wie Bälle zugespielt hatten, und sammelte so viele Eier ein, wie sie entdecken konnte. Als sie fertig war und den Riegel vor die kleine Tür legte, spürte sie, dass sie beobachtet wurde, und drehte sich um.
Der Schlag traf sie an der Halsseite und nahm ihr sofort das Bewusstsein. Als sie in sich zusammensank, fiel der Korb zu Boden, und die zerbrochenen Eier färbten den Schnee. Ihr Angreifer fluchte, hielt in seiner Bewegung inne und wandte sich nach allen Seiten um. Nein, offenbar hatte niemand etwas bemerkt. Sein Blick wanderte über die Lache aus Eiweiß und Dottern, doch er hatte keine Zeit, um Spuren zu verwischen. Eilends packte er Bella und hob sie hoch. Obwohl sie ein schlankes Mädchen war, wog sie schwer in ihrer Bewusstlosigkeit. Der Mann trug sie zu dem nahen Fischteich, der still und fast vollständig zugefroren unter einem weißen Tuch aus Schnee lag. Vorsichtig wagte er sich an den Rand, bemüht, eine eisfreie Stelle zu finden. Wieder blickte sich der Verbrecher um. Er legte das Mädchen am Ufer ab, zückte sein Messer und schnitt ihre Kleider entzwei. So würde sie noch rascher auskühlen. Als Bella, vor Kälte aus ihrer Ohnmacht erwacht, sich wehrte, schlug er noch einmal zu. Und noch einmal. Dann ließ er den reglosen Körper in den Teich gleiten. Zufrieden mit sich lachte er höhnisch auf. Wenn sie nicht schon tot war, würde das eisige Wasser den Rest erledigen. Er blickte sich ein letztes Mal um, dann verschwand er so schnell, wie er gekommen war. Es begann zu schneien.
»Ich habe auch Hunger.«
Der Nubier schritt entspannt neben Umberto die Treppe hinunter. Seine silbernen Reifen klingelten an den Armen. Sie kamen soeben vom Bett di Naninis. Der Fürst war bei Bewusstsein und hatte sie erkannt, außerdem hatte er nach Speisen verlangt. Und Nwuma war es gelungen, in die Seele des Nobile zu blicken und dessen Sorge um Fabrizio zu lindern. Allmählich machte es ihm Vergnügen, den Heiler zu spielen. Ihr Weg führte sie geradewegs in die Küche, wo ein aufgebrachter Massimo mit der Magd schimpfte.
»Der Fürst ist hungrig, Koch«, sagte der Schwarze gut gelaunt und zog sich einen Stuhl heran, »und wir sind es auch. Was hast du Schönes für uns, Freund?«
»Bella ist nicht da«, sagte Massimo leise und kratzte sich den kahlen Schädel.
»Sie wird schon wieder auftauchen«, wandte der Nubier ein und klopfte dem Koch besänftigend auf die Schulter.
Der Koch schüttelte den Kopf. »Sie wollte eine neue Rezeptur ausprobieren. Für das Weihnachtsfest. Sie rannte hinaus mit dem Eierkorb, vor sich hinplappernd, ich habe sie gesehen, als ich aus dem Garten kam.«
Der Nubier schien immer noch nicht besorgt zu sein. »Dann ist sie wohl beim Hühnerstall.«
»Nein«, sagte die Magd, »genau da ist sie nicht. Nur der Korb und viele kaputte Eier liegen im Schnee.«
Nwuma sprang vom Stuhl auf. »Und das sagst du erst jetzt, Weib?«
Nwumas Augen funkelten vor Zorn. Er stieß die Frau
Weitere Kostenlose Bücher