Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Verwendung. Ich bin mir sicher, unser Abt wird euch genügend von unserem Vorrat überlassen.«
»Auch wenn es dem Fürsten etwas besser geht, so bleibt doch die Frage: Wie kam das Gift in seinen Körper?«
Nwuma wärmte sich die Hände an einer Schale mit Fleischbrühe. Vorsichtig trank er einen Schluck.
»Das ist gut«, sagte er an Bella gerichtet, die auf der Stelle errötete. Benedetto quittierte das mit Augenrollen und suchte nach einer Antwort.
»Von den Dienern hier wird es wohl kaum einer gewesen sein. Di Nanini genießt höchste Wertschätzung«, überlegte er laut.
»Hattet Ihr Gäste in der letzten Zeit? Oder Diebe?«
»Nein.«
Umberto zermarterte sich den Kopf. Es war seine Pflicht, sich um das Wohl seines Herrn zu kümmern, und er hatte kläglich versagt. Fieberhaft dachte er nach. Nein, er konnte sich an nichts Ungewöhnliches erinnern.
»Hat der Fürst in den letzten Monaten etwas gegessen oder getrunken, was er früher nicht zu sich genommen hat?«
Wieder dachte Umberto nach. Er wollte schon verneinend den Kopf schütteln, da fiel es ihm ein. Er sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch.
»Das Gebäck«, flüsterte er heiser, und sein Gesicht verzerrte sich in Wut und Abscheu. Er ging in die Vorratskammer und kam mit einer prächtig verzierten Glasschale zurück. Vorsichtig nahm er den Deckel vom Gefäß und reichte es Nwuma.
»Gebäck aus Florenz. Donna Cassandra brachte es irgendwann einmal mit, und unser Fürst liebt den Geschmack der Mandeln und Nüsse. Nun schickt ihre Familie regelmäßig davon. Und er nascht. Jeden Tag.«
Benedetto besah sich die Gebäckstücke und runzelte die Stirn.
»Eines verstehe ich nicht. Bella ist eine ausgezeichnete Köchin. Warum der Aufwand? Ihr hättet die Rezeptur doch in Erfahrung bringen können. Die Medici werden nicht die Einzigen sein, die solches Süßzeug essen.«
»Magdalena durfte nicht«, antwortete der Leibdiener. »Der Fürst genoss das Gebäck täglich wie ein Ritual. Als würde er sich damit immer wieder an die Allianz erinnern.«
»Hat sie niemand probiert?«
»Doch, ich«, sagte Bella, »aber nur einen oder zwei. Und ich hätte gern mehr genommen. Sie sind köstlich.«
Kopfschüttelnd stellte Umberto die Glasschale wieder an ihren Platz.
»Da wir unter uns sind, frage ich in aller Deutlichkeit: Was meint Ihr – wer steckt dahinter? Sind es die Medici, oder will uns jemand glauben machen, dass es so ist?«
Nwuma trank einen tiefen Schluck von seiner Suppe, dann sagte er entschlossen:
»Wer es auch ist. Ihm wird nicht verborgen bleiben, dass sein Plan gescheitert ist. Und wenn wir Glück haben, verrät er sich.«
»Und dann gnade ihm Gott«, setzte Benedetto hinzu.
Fabrizio öffnete die Augen und blickte sich um. Das war nicht der Kerker. Er lag in einem großen, mit frischem Leinen bezogenen Bett. Vorsichtig versuchte er, sich zu bewegen. Sein Kopf schmerzte; es war, als würde ein ganzer Bienenschwarm in ihm wohnen und seine Ohren zum Sausen bringen. Die Fensterläden waren nicht ganz geschlossen, und schwaches Tageslicht drang herein. Endlich schaffte er es, sich aufzusetzen. Nun bemerkte er, dass er ein Nachthemd trug und dass seine Gewänder auf einem Stuhl neben dem Kamin lagen. Helle Flammen leckten an dem Holz; es sah aus, als sei das Feuer erst vor Kurzem entzündet worden. Der junge Nobile griff sich mit beiden Händen an den Kopf und hielt ihn wie in einer Schraubzwinge. Doch es gelang ihm nicht, sich zu erinnern. Hatte man ihn aus den Fängen der Entführer gerettet? Oder gehörte das alles zum Plan? Und wenn ja, wer dachte sich so etwas aus? Er stöhnte auf vor Kopfschmerzen. Da öffnete sich die Tür, und leise trat eine junge Frau ein. Mit schnellen Schritten näherte sie sich seinem Lager.
»Wo bin ich?«, fragte Fabrizio, als sie ein Tablett auf das Tischchen neben dem Bett stellte. Sie lächelte ihn freundlich an; ihre mandelförmigen Augen wurden dabei noch schmaler. Sie verneigte sich wieder und wieder, zeigte zu dem Tablett und dann auf ihn und sprach etwas in einem Singsang von Lauten, die er nie zuvor gehört hatte. Fabrizio nickte ihr ebenso freundlich zu und wartete, bis sie den Raum verlassen hatte. Dann schwang er die Beine aus dem Bett und stand auf. Vorsichtig ging er die wenigen Schritte bis zu dem kleinen Tisch. Die Speisen, die er fand, dufteten köstlich, der Wein war schwer und dunkel. Fabrizio leerte den Becher in einem Zug. Mit Genuss nahm er von den Schälchen und Tellern, und mit
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