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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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keine gemeinsame Zukunft«, sagte er leise. »Wenn ich hierbleibe, bedeutet das meinen Tod, Bella. Das sagen mir die Sterne, und die haben mich noch nie getäuscht.« Er küsste sie zart auf den Mund und stand auf. »Denk darüber nach, aber denk nicht zu lange. Sonst ist es vielleicht zu spät.«
    Verwirrt sah Bella ihm nach, wie er zur Tür ging und diese leise hinter sich schloss. Als wenig später eine der Küchenmägde ins Zimmer kam, um ihr die Kissen aufzuschütteln und einen kräftigen Eintopf zu bringen, war sie noch immer in Gedanken vertieft.
    Benedetto hatte sich auf den Heimweg gemacht. Es gefiel ihm nicht, dass sein nubischer Freund am Hofe bleiben wollte, aber Nwuma war ein freier Mann. Dem Fürsten ging es von Tag zu Tag besser; der frische Knoblauchsaft schien das Gift nach und nach aus seinem Körper zu vertreiben. Umberto hatte ihm in di Naninis Namen zum Dank für die Hilfe einen Beutel mit Silberstücken überreicht. Der Zigeuner wog das samtene Säckchen in seiner Hand. Hector würde sich freuen. Mit dem Geld könnten sie ein paar dringend notwendige Anschaffungen machen und würden einen leichteren Winter haben als in den Jahren zuvor.
    Als er die Tore von Grosseto erreichte, sah er viele Bauern und Marketender in das Städtchen strömen. Benedetto wunderte sich. Es war kurz nach Neujahr. Keine Zeit, um einen Markt abzuhalten, und doch war es so. Stände wurden aufgebaut, bunte Fahnen und Girlanden schmückten die Gassen.
    Er konnte sich nicht erinnern, jemals so viele Händler auf einmal in Grosseto gesehen zu haben. Fast hatte er den Marktplatz erreicht, da erkannte er einen Gaukler aus seiner Familie. Im nächsten Moment erblickte er auch Hector und Momo, die dabei waren, ein Seil zwischen zwei Bäumen zu spannen. Die Freude darüber, die Seinen bald wieder um sich zu haben, ließ ihn lächeln. Er fühlte sich so leicht und frei, wie er sich immer fühlte, wenn er bei seinem Volk war. Glücklich lenkte er sein Pferd an den Ständen und Wagen vorbei und näherte sich den Männern geschickt von der rückwärtigen Seite, um sie zu überraschen.
    »Ein Markt? Mitten im Winter?«
    Momo schaute erstaunt hoch, drehte sich um. Als er Benedetto erkannte, strahlte er über das ganze Gesicht. Er trat ihm entgegen und wartete, bis der andere abgestiegen war. Dann warf er sich dem Zigeuner in die Arme. Nun war es Hector, der das Seil zu Boden sinken ließ und auf den Freund zuging.
    »Es tut gut, dich wieder unter uns zu haben«, sagte er sichtlich gerührt, dann machte er eine ausladende Geste. »Und als ob wir deine Rückkehr erahnt hätten, haben wir zu deinen Ehren einen Markt aufgebaut.«
    Beide Männer grinsten. Momo nahm Benedettos Pferd und führte es zur Tränke, der andere Zigeuner zog seine Mütze zum Gruß und ging gemächlich davon. Hector seufzte. Endlich war er mit Benedetto allein.
    »Martini ist tot«, sagte er unvermittelt, »das Rabenaas. In der Kirche aufgeknüpft und die Augen ausgestochen.« Hector spuckte auf den Boden.
    »Das machen Lumpen untereinander mit Verrätern«, erwiderte Benedetto. Er betrachtete seinen Freund, der nachdenklich das Seil aufwickelte.
    »Es wundert mich nicht, dass man ihn umgebracht hat, aber mich wundert, dass es gerade jetzt geschehen ist. Kannst du dir einen Reim darauf machen?«
    Benedetto schüttelte den Kopf. Der Anführer der Zigeuner legte ihm den Arm um die Schultern und zog ihn in die Gasse, von der aus sie mit wenigen Schritten zur Schenke gelangten. Mario, der Wirt, erwiderte knapp ihren Gruß, als sie eintraten. Obwohl es erst mitten am Tag war, gab es im Gastraum fast keinen freien Platz mehr. Die Marketender, erschöpft von der langen Anreise, waren hungrig und durstig – nach Brot und Wein und nach den neuesten Gerüchten. Hector fand einen etwas ruhigeren Tisch im hinteren Teil der Schankstube und setzte sich auf die Bank direkt an der Wand. Benedetto nahm ihm gegenüber Platz.
    »Und warum ist heute Markttag?«
    Benedetto hob Hector seinen Becher entgegen und stieß mit ihm an.
    »Zu Ehren des neuen Vogts.«
    »Aha. Wer ist es denn?«
    Hector zuckte die Schultern.
    »Siena hat die Herrschaft über Grosseto, also muss der Fürst einen neuen Stadtvogt bestellen. Der Bote ist noch nicht wieder zurück.«
    Benedetto griff in die Schüsseln, die die Schankmagd vor die Männer hingestellt hatte. Erst jetzt, wo ihm die Kräuter des heißen Suds in die Nase stiegen, spürte er, wie hungrig er war.
    »Di Nanini geht es wieder besser«,

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