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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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so. Ich denke, dass er noch am Leben ist. Vielleicht sollten wir ein Lösegeld aussetzen.«
    »Ich kann Euch nur zum Teil folgen«, sagte Giuliano, nun ebenfalls nachdenklich. »Ich teile Eure Vermutung, dass er noch lebt, aber mein Vorschlag wäre, dem Entführer den ersten Spielzug zu überlassen. Auch wenn es Euch schwerfällt: Wartet, bis sich die Halunken melden. Sie werden Fabrizio nicht ewig durchfüttern wollen.«
    Das Argument leuchtete dem jungen Conte ein, doch seine Unruhe ließ sich damit nicht verscheuchen. Mit einer knappen Verbeugung zog er sich in sein Gemach zurück. Er wollte noch ein wenig nachdenken, bevor er sich seinem Gastgeber zum mitternächtlichen Kirchgang anschließen würde.
    Di Naninis Sohn hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er wusste, das Mädchen mit den zärtlichen Händen mischte ihm jeden Abend etwas in seinen Wein, und es wäre ihm ein Leichtes, ihre Tat aufzudecken. Doch das wollte er nicht. Die Lust auf ihre Bewegungen und auf den Duft, den sie ausströmte, hatte ihn zum willigen Gefangenen gemacht. Jeden Abend trank er, wohl wissend, seinen Vater und seine Gemahlin in Sorge zu lassen, aber er konnte nicht anders. Er schlief mit ihr ein, selig, Abend um Abend, in der Sehnsucht, sie morgens neben sich in den Laken zu finden: ein zartes, elfengleiches Wesen, das ihn so köstlich verwöhnte wie sonst keine Frau auf der Welt. Manchmal, wenn der Traum ihn schon mit sich nahm und er ihre Hand auf seiner Brust spürte, glaubte er, sie alle zu sehen: die erfahrene Marketenderin, die heißblütige Cassandra, sogar Bella, wie sie ihm fröhlich zulachte und ihren honigblonden Zopf nach hinten warf … All das war so weit entfernt, so weit … Doch mit jeder Nacht wurde die Sehnsucht nach Siena kleiner, und er ahnte, irgendwann würde er den Hof und seine Pflichten und alles, was ihm je Freude bereitet hatte, vergessen haben.
    Das Mädchen schlief in seinen Armen, er hörte sie atmen. Vorsichtig zog er die Decke etwas zur Seite, um sie besser betrachten zu können. Sie war jung; ihre Liebkosungen waren jedoch so kunstvoll, als hätte sie jahrelange Erfahrung darin, einen Mann zur Ekstase zu bringen. Vielleicht konnte er sie ja mit sich nehmen, wenn er freikäme, irgendwann … Aber das muss nicht schon morgen sein, überlegte er. Jetzt lächelte sie im Schlaf. Er deckte sie wieder zu und schmiegte sich an sie. Dann schlief auch Fabrizio ein.
    »Heda. Was macht Ihr in meinem Haus?«
    Erschrocken fuhr der junge Adelige hoch. Irritiert bemerkte er, dass er allein im Bett lag. Jetzt war er schlagartig wach.
    »Euer Haus?«, fragte er scharf und warf die Laken zurück, stand auf und zog sich vor dem Fremden an. »Wenn das Euer Haus ist, dann frage ich Euch: Warum haltet Ihr mich hier gefangen?«
    Der andere schaute ihn ungläubig an. Dann lächelte er.
    »Warum sollte ich Euch gefangen halten?«
    »Euer Haus ist voll mit Verbrechern. Fünf Wachen geben Acht, dass ich nicht entkomme. Sogar eine Hure habt Ihr mir ins Bett gelegt, damit ich keine Lust verspüre zu fliehen.«
    Fabrizio strich sich durch die Haare und trat vor den Mann hin.
    »Ich bin Fabrizio di Nanini, Sohn von Sua Altezza Andrea di Nanini, dem Fürsten von Siena. Beim Einzug in das befreite Florenz wurde ich von der Seite meiner Verbündeten fortgerissen und entführt.«
    Nun machte der angebliche Hausherr auch einen Schritt auf Fabrizio zu. Er war eine imposante Erscheinung mit langen rotblonden Locken und einem kunstvoll gestutzten roten Vollbart. Er stemmte beide Fäuste in die Seiten.
    »Und ich bin Giovanni de’ Medici, Sohn Lorenzos des Prächtigen und Bruder von Giuliano, dem Ihr in einer Allianz verbunden seid. Ich frage noch einmal: Was macht Ihr hier? Und was soll das Gerede von Wachen? Hier sind nur meine Diener, die alles für meine Ankunft vorbereiten sollten. Und auf Euch trafen.«
    In Giovannis Augen blitzte etwas auf. Er schien die Geschichte von der Entführung nicht so recht zu glauben, denn er murmelte etwas vor sich hin. Versöhnlich sagte er:
    »Mein Koch ist dabei, das Nachtmahl an die Tafel zu bringen. Ich wäre erfreut, Euch dort zu sehen. Ich bin neugierig, mehr über Eure Gefangenschaft zu erfahren.«
    Damit drehte er sich zur Tür und stapfte hinaus; Fabrizio blieb verwirrt zurück. Wahrscheinlich ist das nur ein neuer Trick, dachte er, doch er wusste, er konnte es sich nicht erlauben, der Einladung keine Folge zu leisten. Noch einmal würde sich der Hausherr – wenn er es denn war – wohl kaum so

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