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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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sicher.«
    Der neue Stadtvogt beobachtete den Wirt eine Weile schweigend, dann sagte er leise:
    »Ja, aber die Idee mit dem Haus ist nicht schlecht. Wir sollten sie in den nächsten Tagen besuchen.«
    »Besuchen? Du willst uns besuchen, Vogt? Immerzu!«
    Die Stimme, laut wie Donnerhall, gehörte zu Hector. Er begrüßte Nwuma und Umberto herzlich und setzte sich dann zu den beiden an den Tisch.
    »Ich wünsche dir von Herzen Glück, Vogt«, sagte er ernst und hob seinen Becher. »Und ich wünsche meinem Volk und mir, dass wir es unter deiner Herrschaft besser treffen werden als in der Zeit Martinis. Soll er in der Hölle verrotten, der Hundesohn.«
    Umberto nickte. Er wusste, was Hectors Familie erlitten hatte – Nwuma hatte ihm von den Erpressungen und von Jolandes Tod berichtet –, und so etwas durfte es nie wieder geben in Grosseto. Weder für die Gaukler noch für die Bürger der Stadt.
    »Was wirst du nun tun? Wie gehst du das alles hier an?«, wollte der Anführer der Zigeuner wissen und nahm sich reichlich von den wohlschmeckenden Speisen, die vor ihm standen. Umberto sah ihn prüfend an, dann begann er zu erzählen. Davon, dass er die Meister der Zünfte zu sich bitten werde, die Bauern, die Butteri. Von ihnen allen wolle er erfahren, wie sie lebten, was gut und was schlecht an ihrem Leben war. Und dann werde er versuchen, wo nötig, Verbesserungen einzuführen. Hector war sichtlich beeindruckt, ebenso wie sein schwarzer Freund.
    »Woher weißt du das alles?«, fragte er, und Bewunderung lag in seiner Stimme. Er war ein guter Anführer und lenkte seine Sippe mit Geschick und Erfahrung, aber er hatte auch Größe genug, um bei anderen Menschen eine Stärke zu bewundern.
    »Vergiss nicht, Hector, ich war lange Jahre der wichtigste Ratgeber meines Fürsten. Was ich weiß, weiß ich durch ihn. Er ist mein Lehrer.«
    Der Zigeuner nickte. Das war einleuchtend. Nach einem letzten Griff in die Fleischschüssel stand er auf und zog sein Wams zurecht. Dann warf er sich seinen schweren Umhang um die Schultern und hob die Hand zum Gruß.
    »Und nicht vergessen, Vogt: Du bist bei uns jederzeit herzlich willkommen.«
    Mit diesen Worten stapfte er hinaus. Hinter ihm begannen die Gäste zu tuscheln, dann schwollen ihre Stimmen zu Schimpftiraden an. Hector grinste. Nun wussten alle, dass sich der neue Vogt mit den Zigeunern verstand. Und genau das hatte er auch bezwecken wollen.
    Francesca war dem Rummel der Markttage ferngeblieben. Seit dem Tod ihres Bruders hatte sie noch weniger Kontakt zu den Bewohnern Grossetos als zu seinen Lebzeiten, aber das machte ihr nichts aus. Ein paar Bürger hatten ihr einen Trauerbesuch abgestattet, und danach hatte sie niemanden aus dem Städtchen mehr zu Gesicht bekommen. Sie war etwas verwundert, als Mario am Abend vor ihrer Tür stand und ihr dringend etwas zu erzählen hatte. Sie kannte den Wirt gut genug, um zu wissen, dass er nichts aus Nächstenliebe tat, sondern nur, wenn es Aussicht auf einen kleinen Geldregen gab. Entsprechend nüchtern fiel die Begrüßung aus. Doch Mario ließ sich nicht abwimmeln und bat um Gehör.
    »Also, du meinst, der neue Vogt will das Haus hier kaufen?« Francescas Mäuseaugen blickten den Wirt abschätzend an. Sie verzog unwillig den Mund und schenkte ihrem Besucher etwas Wein ein. »Von mir aus. Wenn der Preis gut ist – Pietro hat damals eine Menge Silberlinge für das Haus gegeben.«
    »Wirklich?«
    Mario grinste, aber es war ein böses Grinsen. Martinis Schwester zog sich unwillkürlich ihren Schal fester um die Schultern. Also hatte er doch eine Gemeinheit im Sinn. Er war genauso verderbt, wie ihr Bruder es gewesen war.
    »Wirklich was?«, fragte sie unschuldig und knabberte etwas von dem Brot, das vor ihr lag.
    Sie sieht nicht nur aus wie eine Maus, sie isst auch so, ging es Mario durch den Kopf, doch dann besann er sich und sagte:
    »Wir alle kennen den Preis und Pietros Absicht, das Haus zu kaufen. Aber soweit ich weiß, ist niemals ein Scudo an die Kirche gegangen. Zumindest gibt es keinen Vertrag.«
    Francesca schüttelte energisch den Kopf. Das stimmte nicht, was Mario da sagte.
    »Mein Bruder mag viele Fehler gehabt haben, Wirt, aber Recht muss Recht bleiben. Ich selbst habe den Vertrag gesehen.«
    »Das heißt aber nicht, dass es ihn noch gibt. Oder dass der Prete sich daran erinnern kann, ihn zu seinem Bischof geschickt zu haben. Lass mich überlegen … ich denke, für die Hälfte des Kaufpreises könnte ich mich erinnern. Und der Pfarrer

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