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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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Cesare wird auch vor der Toskana nicht haltmachen. Und die ganze Last ruht auf unseren Schultern. Die Abgaben, die Arbeit. Der Bau der Stadtmauer in Lucca kostet Unmengen an Silber. Die Steuern werden steigen, sagt der Vogt. Und wer nicht zahlen kann, wird zur Zwangsarbeit verpflichtet.«
    Giacomo stöhnte bei dem Gedanken daran leise auf. Wer sollte die Familie versorgen, falls er in Lucca wirklich Frondienste leisten müsste? Und was war mit der Mitgift der Mädchen? Marina kam bald ins heiratsfähige Alter. Er musste einen Mann für sie suchen, einen, der gut zu ihr war. Aber ohne einen einzigen silbernen Scudo würde sein großes Mädchen wohl eine alte Jungfer werden.
    »Lucca ist weit«, sagte Anna tröstend und griff zum Brot. Sie genoss den Duft des frischen Laibes, brach etwas davon ab und tauchte das Stück tief in ihre Suppe. Von ihrem letzten Besuch bei Gabriella hatte sie wieder einige LibbreWeizen mitgebracht, die sie in den vergangenen Tagen gemahlen und zu Brot verbacken hatte. Sie überlegte, wie oft es ihr wohl noch vergönnt sein würde, in der Hofküche von Lucca auszuhelfen. Die Jahre gingen dahin, und Gabriella würde nicht ewig leben.
    In Erinnerung an die letzte Begegnung mit ihrer Tante lächelte sie. Die Alte war immer so gut zu ihr und zu Magdalena. Die kleinste in der Familie blühte jedes Mal auf, wenn sie in der Küche des Palazzo eine neue Aufgabe bekam. Sie schien ein Talent für alles zu haben, was die Küchenarbeit betraf, und Gianni, der ein hohes Ansehen beim Conte genoss, förderte die Geschicklichkeit und den Ideenreichtum des Kindes auf jede erdenkliche Art. Außerdem verstand sich das Mädchen auf wundervolle, natürliche Weise sowohl mit den Kindern der Dienerschaft als auch mit den Söhnen des Grafen. Anna sah ihre Tochter nachdenklich an. Magdalena hatte ihr Essen noch nicht angerührt. Still saß sie auf ihrem Platz und blickte regungslos auf den Tisch.
    »Warum isst du nicht, Tochter?«, fragte Giacomo streng.
    Kurz traf sein Blick die bittenden Augen seiner Frau. Es tat ihm leid, er hatte nicht so schroff sein wollen, aber er fand einfach keinen Zugang zu Magdalena. Sie war klug und verständig für ihr Alter und bildhübsch. Aber er konnte sein Herz für sie nicht öffnen. Sie war ihm nie richtig nah gewesen und würde es wohl auch nie sein. Er schämte sich für seine Gefühle und legte bewusst so viel Wärme wie möglich in seine Stimme, als er erneut fragte:
    »Warum isst du nicht, Bella? Die Suppe ist gut, wirklich.«
    Das Kind sah ihn an. Sie schien zu überlegen, ob sie die Wahrheit sagen oder besser schweigen sollte.
    »Ich habe Heimweh, Vater«, sagte seine Tochter endlich, und in den irritierend zweifarbigen Augen glitzerten Tränen.
    »Heimweh?« Giacomo war fassungslos. »Hier ist dein Zuhause, Kind.«
    Magdalena schüttelte den Kopf. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu weinen. Doch dann nahm sie ihren Mut zusammen und blickte den Vater offen an.
    »Verzeih mir, Vater, nein, daheim bin ich bei Gabriella und Gianni.«
    »Sie hat Recht, Liebster.«
    Nachdenklich strich Anna ihrem Mann durch das nun fast vollkommen ergraute Haar. Sie hatte ihm wieder einmal diesen Blick geschenkt, und sie hatten sich geliebt, wie sie sich immer liebten: mit der zärtlichen Unbeschwertheit vertrauter Seelen. Sie schmiegte sich an ihn und spürte sein Herz klopfen. Anna legte vorsichtig den Kopf an seine Brust, um es besser hören zu können, und genoss die feuchte Wärme, die Giacomos Haut entstieg. Seine Hand, die eben noch ruhig auf ihrem Bauch gelegen hatte, fing bereits wieder an, sich zu bewegen. Er streichelte sacht über ihren Leib, ihren Hals, ihre Arme. Fest drückte der Viehtreiber seine Frau an sich.
    »Sie ist noch ein Kind, Anna. Wer weiß, was ihr am Hof di Cavallis alles Schlimmes widerfahren wird. Du weißt, was man sich über den Conte erzählt.«
    Anna schüttelte den Kopf.
    »Nein, Giacomo. Magdalena steht unter Gabriellas Schutz. Der Graf achtet meine Tante. Und er achtet den Koch, von dem sie so viel lernen kann. Sie hat eine Gabe. Ich habe es selbst gesehen.«
    Giacomos Antwort war ein langer Kuss. Anna ließ sich von dem Gefühl aufsteigenden Verlangens forttragen, sie erwartete voll Ungeduld seine suchenden, streichelnden Hände, seinen erregten Körper, der für sie in all den gemeinsamen Jahren nie seinen Reiz verloren hatte. Als sie die Liebkosungen nicht mehr ertrug, setzte sie sich mit einer Langsamkeit, mit der sie ihn jedes Mal wahnsinnig

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