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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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sehr vergesslich sein, Vater. Ihr glaubt gar nicht, wie vergesslich.«
    Der Mönch nickte ernst.
    »Das ist gut, mein Kind. Unserem Kloster geht es sehr schlecht; die Scudos für deine Erziehung sind unsere letzte Rettung. Wenn du uns mit deiner … sagen wir … Vergesslichkeit hilfst, stehen wir in deiner Schuld, und du kannst jederzeit auf unsere Hilfe bauen. Das lässt dir mein Abt ausrichten. Und nun geh. Wir sehen uns morgen.«
    Er machte das Segenszeichen über Bellas Kopf, die sich stumm verneigte und sich zur Tür drehte. Sie ahnte, sie hatte gerade einen neuen Verbündeten gewonnen.
    »Magdalena! Der Fürst will dich sehen.«
    Die Stimme des Leibdieners klang wie immer barsch und abweisend. Das Mädchen nickte. Sie hatte Umberto nicht kommen hören, so sehr war sie in Gedanken gewesen. Als sie kurze Zeit später auf di Nanini traf, sah sie sofort, dass etwas nicht stimmte.
    »Die Spanier meinen es anscheinend ernst«, begann er das Gespräch ohne Begrüßung. »Morgen erwarten wir Cassandra. Vielleicht hat sie Neuigkeiten für uns …«
    Er stöhnte leise auf und griff sich an die Brust. Beunruhigt trat Bella auf ihn zu und berührte seine Hand. Im nächsten Moment war sie sich der Vorwitzigkeit ihres Handelns bewusst und wollte die Hand zurückziehen, aber der Fürst hielt sie fest.
    »Die Träume fressen meine Seele auf, mein Kind«, sagte er mit matter Stimme, »ich wollte mich so lange nicht dagegen wehren, habe mich den Farben und Stimmen hingegeben, sie waren mein Trost, mein Halt, doch nun lassen sie mich nicht mehr los.«
    Er zog Bellas Hand noch fester an seine Brust und atmete tief ein und aus. Das Mädchen traf eine Entscheidung.
    »Da ist ein Dottore, Sua Altezza. Seit ein paar Tagen lagert er hinter den Stallungen. Er kommt aus Nubien und verkauft Medizin. Soll ich ihn holen?«
    Der Fürst hob den Kopf. Erstaunt sah er Bella an. »Was sollte er wissen, was unsere Ärzte nicht wissen?«
    »Er sagt, es ist Magie. Da, wo er herkommt, sind die Ärzte mit den Geistern verbunden.«
    Sie wusste, wie naiv das klang, aber ihr war auch klar, dass es keinen Sinn hatte, di Nanini etwas vorzuschlagen. Er war ein Sturkopf und musste selbst den Wunsch haben, den schwarzen Dottore kennenzulernen, anders ging es nicht.
    »Umberto soll ihn holen. Geh und sag es ihm.«
    Auf diese Antwort hatte Bella gehofft. Vielleicht würde es Nwuma ja gelingen, die Seelenqual des Principe zu lindern.

17. KAPITEL
    A scanio di Cavalli schritt aufgebracht in seinem Gemach auf und ab. Es war ihm unmöglich, sich zu beruhigen. Zum ersten Mal hatte er eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Paolo, seinem Ältesten, gehabt. Seit dem Tode Pandolfo Petruccis war die politische Lage der Stadtstaaten instabil. Die Stadtmauer, die Lucca schützen sollte, war immer noch nicht fertiggestellt; es mangelte an Geld und an Arbeitskräften. Die Sumpfkrankheit raffte die Menschen nur so dahin; die wenigen kräftigen Männer, die seine Häscher aufgetrieben hatten, konnten nicht für den so notwendigen schnellen Fortgang der Bauarbeiten sorgen. Und nun kam Paolo auf die Idee, nach Siena zu reisen und sich mit di Nanini auszutauschen. Er hatte es ihm verboten, aber sein Sohn hatte ihm gesagt, dass er erwachsen genug sei, um zu tun, was er für richtig halte.
    Seit vielen Jahren … seitdem er entdeckt hatte, mit wem ihn Donata hinterging … hatte er keinen Kontakt zum Hause des Fürsten gepflegt, und di Nanini war schlau genug gewesen, nichts zu tun, um die Contessa wiederzusehen. Der Conte wusste, dass dies kein Zeichen von Feigheit, sondern von Liebe war, und das nagte noch mehr an ihm. Doch nun wollte Paolo alles anders machen. Gut, sein Sohn kannte die Zusammenhänge nicht, sollte sie auch nie erkennen. Er sollte ihm gehorchen, das war alles. Immer noch wütend über den Streit machte Ascanio sich auf den Weg zu den Stallungen. Er würde ausreiten. Das hatte ihn bislang immer auf andere Gedanken gebracht. Nach seiner Rückkehr würde er sich noch einmal mit Paolo unterhalten. In diesen Zeiten war sein Platz zu Hause in Lucca, nicht bei di Nanini.
    Er fuhr über sein Gesicht, als könnte er damit seine Gedanken fortwischen, aber es gelang ihm nicht. Die Erinnerungen an die Vergangenheit und an seine Taten ließen ihn keine Ruhe finden. Er bedauerte alles so sehr. Aber er wusste, niemand würde ihm glauben. Bis auf Vivica, dachte er, und die Sehnsucht nach ihrer Wärme ließ ihn erschauern. Wärst du nur bei mir geblieben, ging es ihm durch den

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