Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
sich.
»Weiß der Teufel, wer dich zu uns gebracht hat und wie du den Principe verhext hast mit deiner Milchhaut und deinen zweifarbigen Augen – keiner wagt es, es dir ins Gesicht zu sagen, Magdalena: Wir alle hassen dich. Seitdem du hier bist, gibt es nur noch dich. Alle anderen zählen nicht mehr.«
Sie spuckte vor Bella aus und bekreuzigte sich.
»Du hast den Teufel in dir, ich weiß das«, sagte sie leise und lief durch die offene Pforte davon.
Bella ließ sich auf einen Schemel fallen. Der Korb mit den Speisen für Momo und den Nubier glitt ihr aus den Händen. Sie zitterte am ganzen Körper. Also das war es, was der Fürst damit gemeint hatte, es gebe nicht nur Freunde am Hofe. Bella atmete tief ein. Sie wusste, bald war sie stärker als alle anderen hier. Dann konnte sie lesen und schreiben, und niemand außer Umberto würde es wagen, sich gegen sie zu erheben. Sie griff nach dem Korb und schüttelte sich, als wären die letzten Minuten nur ein böser Traum gewesen. Ein Lächeln umspielte ihren jungen Mund. Die beiden Männer hätten gegen einen kräftigen Roten bestimmt nichts einzuwenden.
»Erzähl mir von deinem Volk, Momo.«
Bella hatte sich zu den beiden Reisenden gesellt und genoss die Vertrautheit mit dem Freund ihrer Kindheit. Momo kaute an seinem Bratenstück herum und schob sich umständlich den Hut aus dem Gesicht, bevor er antwortete. Er berichtete ausführlich von Benedetto, der Hectors Nachfolger werden würde, und von seiner Verbindung mit Habibi.
»Euer Schätzchen ist eine Hure«, erwiderte Bella erstaunt. Sie mochte Habibi, aber es erschien ihr unbegreiflich, dass diese sich auf einmal zu einem einzigen Mann hingezogen fühlte. Der junge Zigeuner zuckte unbeteiligt mit den Schultern.
»Sie bekommt ein Kind, von wem, sagt sie nicht. Benedetto hat sie zum Weib genommen, damit er meinem Vater nachfolgen kann. Er liebt sie nicht, und sie liebt ihn nicht.«
Er seufzte und griff nach einem weiteren Stück Fleisch. Bella schüttelte den Kopf. Das mochte verstehen, wer wollte. Sie kannte Benedetto nicht gut, aber sie wusste, sein Herz war gebrochen, und er hatte in der ganzen Zeit, als sie gemeinsam umherzogen, nicht ein Mal den Blick eines Mädchens erwidert.
»Das ist Habibis Wagen«, sagte sie unvermittelt, »warum zieht ihr beide damit umher – noch dazu als Dottore und Gehilfe? Ihr wollt nicht wirklich Tinkturen verkaufen, oder?«
Momo blickte zu Boden und sagte nichts. Er wusste, er konnte seiner Freundin vertrauen, aber es oblag ihm nicht, freimütig über den Handel mit Martini zu reden. Er räusperte sich und blickte den Nubier hilflos an. Nwuma seufzte. Hector würde ihn bei lebendigem Leib häuten, wenn er erfahren sollte, dass er etwas ausgeplaudert hatte.
»Schon gut. Ich will es gar nicht wissen.«
Das Mädchen stand auf und packte die leeren Schüsseln wieder in den Korb. Momo reichte ihr den Krug mit Wein. Seine Augen baten um Verständnis. Bella lächelte.
»Den Wein lasse ich hier bei euch, auch die Speisen. Es wird schon nichts umkommen, habe ich Recht?«
»Ich darf dir nichts sagen, Bella, es ist zu gefährlich. Auch für dich.«
Momo war ebenfalls aufgestanden und reichte Bella ihren Korb. Ich vermisse dich, sprachen seine Augen.
»Wie lange werdet ihr bleiben?«
Sie blickte zwischen Momo und Nwuma hin und her. Auch wenn der Nubier sie nie direkt ansah, so fühlte sie ständig seinen Blick auf sich ruhen. Ob sie es wollte oder nicht, sie war aufgeregt in seiner Gegenwart. Nun kam auch der Schwarze auf sie zu und berührte leicht ihre Schulter. Bella wurde heiß. Sie spürte, wie ihre Wangen glühten.
»Ein paar Tage«, vernahm sie Nwumas Stimme wie aus weiter Ferne. »Vielleicht hast du morgen etwas Zeit für uns, und wir können dir unsere Tinkturen zeigen. Es ist bekannt, dass der Principe den Pilzen seine Seele geschenkt hat, aber vielleicht haben wir das richtige Mittel, um sie zu ihm zurückzubringen.«
»Und für seinen Sohn Fabrizio«, setzte Momo nach, »gibt es ein Kraut, das die Liebe weckt und die Manneskraft stärkt. Vielleicht kannst du es ihm geben, wenn seine Gemahlin ihn das nächste Mal besucht.«
Seine Lavendelaugen blitzten fröhlich auf. Bella lächelte. Sie wusste, dass beinahe alle Tinkturen, Salben und Pastillen der Zigeunerinnen auf nur einer einzigen Rezeptur beruhten, die mit unterschiedlichen Kräutern und Beeren vermischt wurde, um Geschmack und Geruch zu variieren.
»Wer daran glaubt, dem wird es besser gehen, oder?«
Nwuma
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