Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
zuckte die Achseln.
»Wir bringen zur Tafel, was wir gekocht haben. Sie ist klug genug, um zu wissen, dass wir in so kurzer Zeit nicht völlig neue Speisen bereiten können.«
Sie sah, dass der Koch sich nachdenklich den Kopf kratzte.
»Heute Nachmittag, nach dem Unterricht bei Bruder Angelo, werde ich mit ihrer Zofe sprechen. Sie kann mir bestimmt erzählen, was in Rom gegessen wird.«
»Und was soll das?«
Der Koch konnte ihr nicht folgen. Bella verdrehte die Augen und tippte ihm auf die Brust.
»Ganz einfach. Wir lassen Donna Cassandra über Umberto mitteilen, dass wir es wunderbar fänden, ein paar römische Speisen zuzubereiten, und dass es bestimmt eine herrliche Überraschung für den Fürsten sei. Und eine Ehrung durch sie. Glaub mir, sie wird den Faden aufnehmen. Hoffentlich.«
»Hoffentlich«, bekräftigte Massimo und ging schnellen Schrittes in seine Küche zurück. Bella überlegte. Sie würde Bruder Angelo bitten, ihr heute über Rom zu erzählen und über die vornehmen Familien der Stadt. Die Medici lebten dort zwar im Exil, aber sie waren durchaus einflussreich. Nicht ohne Grund hatte der Principe seinen Sohn schließlich in diese Ehe gedrängt. Nun, vielleicht wusste der Mönch Rat. Sie hatte sich mit ihm noch nie über private Dinge unterhalten, aber sie würde sich ihm anvertrauen. Sie überlegte. Es gab vieles, worüber sie gern gesprochen hätte. Über ihre leibliche Mutter, zu der kein Weg führte, über ihre Freunde in der Küche des Conte. Gabriella … Sie hatte sich mit allem arrangiert und war dankbar, in Ascarello und in der Gunst des Fürsten leben zu dürfen. Aber manchmal haderte sie mit ihrem Los.
»Bella.«
Nwumas Stimme ließ sie zusammenschrecken. Sie war so in Gedanken vertieft gewesen, dass sie sein Kommen nicht bemerkt hatte. Bevor sie ihn ansah, sammelte sie sich kurz. Sie ahnte, sie würde in seinen Augen ertrinken.
»Wir müssen weiterreisen, meine Bella.«
Der Nubier klang traurig. Er trat an das Mädchen heran und nahm ihre Hand. Bella erschauerte. Endlich traute sie sich, ihn anzusehen. Er lächelte, aber der Kummer über den bevorstehenden Abschied war ihm deutlich anzumerken.
»Warum?«
Bella fiel nichts anderes ein. Der Nubier zog ihre Hand an seine Lippen und küsste sie zärtlich.
»Wir können hier nichts mehr tun. Jetzt müssen wir weiterziehen. Verstehst du das?«
Bella schüttelte den Kopf. Nein, das verstand sie ganz und gar nicht.
»Kommt ihr zurück?«, fragte sie scheu. Zu ihrer Freude nickte Nwuma. Er betrachtete ihre Hand, küsste sie noch einmal und ließ sie los.
»Wenn alles so läuft wie geplant, werden wir uns bald wiedersehen. Glaub mir.«
»Und Momo?«
Der Schwarze wies mit dem Kinn zur Seite.
»Er sagt, er will keinen Abschied.«
Bella nickte. Sie konnte ihren Freund verstehen. Traurigkeit stieg in ihr hoch; sie gab sich Mühe, nicht zu weinen. Nwuma sagte nichts. Er griff an sein Handgelenk und zog einen der silbernen Armreifen herunter. Er streifte ihn dem Mädchen über.
»Als Pfand. Damit du weißt, dass ich wiederkomme – dass wir wiederkommen.«
Und er ging fort.
19. KAPITEL
D er Reiter stieg ab und übergab sein Pferd dem Stallknecht. Er atmete tief ein; die Reise war lang und anstrengend gewesen. Nun war es bereits spät am Abend. Keine gute Zeit, um dem Principe noch seine Aufwartung zu machen. Er klopfte sich den Staub aus den Kleidern und wartete, bis der Knecht einen Diener geholt hatte. Es dauerte nicht lange, und Umberto stand vor ihm. Mit geschultem Blick sah er sofort, dass er einen Mann hohen Standes vor sich hatte.
»So später Besuch ist ungewöhnlich, Herr. Um nicht zu sagen unpassend. Sua Altezza Andrea di Nanini hat sich bereits zur Ruhe begeben. Ich lasse Euch gern ein Nachtlager bereiten.«
Der junge Mann nickte. Es war ihm ganz recht, sich ausruhen zu können.
»Danke. Paolo di Cavalli, Sohn von Ascanio di Cavalli, Conte von Lucca, nimmt Eure Gastfreundschaft sehr gern an.«
Umberto, der dem Fremden gerade eine Geste machte, mit ihm zu kommen, ließ verwundert den Arm sinken. Was wollte der Sohn vom Conte di Cavalli hier in Siena? Vielleicht war es doch wichtig, dass sein Herr noch heute Abend von der Ankunft des Gastes erfuhr. Immerhin war der junge Adelige der Sohn seines Cousins.
»Bitte folgt mir in die Küche, dort könnt Ihr Euch etwas stärken. Ich werde den Fürsten sofort von Eurer Ankunft unterrichten.«
Wieder nickte der junge Mann und begab sich ohne weitere Worte mit dem Leibdiener
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