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Das Geheimnis der Diva

Das Geheimnis der Diva

Titel: Das Geheimnis der Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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schluckte hart und trat ein paar Schritte näher. Die Maske schien ihn direkt anzustarren. Die Zähne waren zu einem mörderischen Grinsen gebleckt, die Augen tückisch und schmal. Bisher kannte er die klassischen Theatermasken nur mit lachendem oder weinendem Ausdruck, aber diese Maske erweiterte die Klassiker eindeutig um einen Aspekt, der ihm ganz und gar nicht gefiel.
    »Das hing einfach so im Schrank«, sagte Peter, räusperte sich und fand allmählich seine Stimme wieder. »Also – also ist Pritchard unser Phantom? Den konnte ich doch auf Anhieb nicht leiden.«
    »Das passt aber nicht zusammen«, sagte Justus nachdenklich. »Warum sollte er seine eigenen Leute erschrecken? Gib mir mal die Maske, Peter. Vielleicht finde ich ein paar Fingerabdrücke.«
    »Aber Miss Caroline sagte etwas von schwarzen Handschuhen«, erinnerte Bob.
    »Ich versuche es trotzdem.« Justus nahm die Maske mit in den ungenutzten Nebenraum, bestäubte sie mit Fingerabdruckpulver und fand tatsächlich einen nicht ganz verwischten Abdruck. Vorsichtig übertrug er ihn auf Klebefilm und klebte den Streifen auf ein Blatt Papier. Dann wischte er das Pulver sorgfältig ab, brachte die Maske zurück, wischte auch seine eigenen Abdrücke weg und hängte sie wieder in den Schrank.
    »Willst du das Ding etwa da drinlassen?«, fragte Peter.
    »Natürlich. Wenn Pritchard sich erschreckt, ist er selber nicht das Phantom. Aber wenn er kein Wort darüber verliert, ist es zumindest eine Überlegung wert.«
    In diesem Moment flackerte draußen im Gang das Licht einer Taschenlampe auf.
    »Dellcourt!«, zischte Justus und knipste sofort seine Lampe aus. »Versteckt euch!« Wie der Blitz verschwand er unter dem Schreibtisch. Peter zögerte – um nichts in der Welt wollte er sich im Schrank neben der grausigen Maske verstecken! Bob nahm ihm diese Entscheidung ab, schubste ihn zum Schrank hin und zwängte sich selbst in eine schmale Nische zwischen dem Ordnerregal und der Wand. Verzweifelt schlüpfte Peter in den Schrank, zog den schwarzen Umhang vor sich und hielt den Atem an. Schritte kamen näher. Jemand murmelte: »He, was zum Teufel …?« Das klang nicht nach dem Hausmeister! Aber wer konnte es sein?
    Durch den schmalen Spalt der Schranktür sah Peter das weiße Licht, das durch den Raum zuckte und dann mehrere Sekunden lang direkt auf dem Schrank liegen blieb. Im nächsten Moment ging die Schranktür auf, und Peter schleuderte dem Unbekannten Maske und Umhang mitten ins Gesicht.
    Der Mann schrie auf, wich zurück und schlug wild nach dem Umhang. Peter wartete nicht ab, wer von beiden den Kampf gewann. Er sprang aus dem Schrank, stieß den Mann beiseite und rannte zur Tür. Nur weg! Er stürzte hinaus auf den Gang und lief im Dunkeln weiter. Seine Taschenlampe hatte er irgendwo verloren. Er lief und lief – und plötzlich war da etwas in Fußhöhe, über das er stolperte. Er verlor das Gleichgewicht, ruderte wild mit den Armen und stürzte mit einem Schrei nach vorne in eine unbekannte Tiefe.

Die Diva von Rocky Beach
    Langsam tauchte Peter wieder aus der Bewusstlosigkeit auf – und wünschte sofort, er hätte es nicht getan.
    Seine rechte Schulter tat höllisch weh, und ein garstiger unsichtbarer Zwerg prügelte ihm mit einem Sandsack auf den Kopf. Alles war schwarz. Der Boden war eisig und steinhart, und es roch muffig, nach Schimmel und lange nicht gelüftetem Raum.
    »Peter?«, sagte eine körperlose Stimme im Dunkeln.
    »Ich bin tot«, murmelte Peter.
    »Unwahrscheinlich«, sagte die körperlose Stimme. »Obwohl du ganz ordentlich abgestürzt bist. Zähl mal bis zehn.«
    Peter stöhnte leise, tastete nach seiner Stirn und spürte eine dicke Beule. »Na toll«, murmelte er. »Da liege ich auf einem eiskalten Betonboden im Sterben und soll das kleine Einmaleins aufsagen. Spinnst du eigentlich?«
    »Ich glaube nicht, dass du im Sterben liegst«, widersprach die körperlose Stimme, die er allmählich wiedererkannte, aber noch nicht genau zuordnen konnte. Doch wenn er bedachte, dass er in einem stockfinsteren Loch auf dem Boden lag, ihm jeder Knochen wehtat und er sich vermutlich in Lebensgefahr befand, gab es nicht allzu viele Auswahlmöglichkeiten. »Just? Bob?«
    »Beide hier«, versicherte eine andere, ebenso körperlose Stimme. »Alles in Ordnung, Peter?«
    »Mir tut alles weh«, sagte Peter. »Und ich glaube, ich bin blind.«
    »Du könntest versuchen, die Augen aufzumachen«, empfahl die erste Stimme, die aufgrund ihres völligen Mangels an

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