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Das Geheimnis der Diva

Das Geheimnis der Diva

Titel: Das Geheimnis der Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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er davon haben, seine Kollegen zu erschrecken?«
    »Das müssten wir eben herausfinden.« Justus untersuchte den Boden unter dem Gerüst. »Hier liegt auch kein Staub …« Das Licht wanderte an den Sprossen empor. »Aber hier. Ganz so perfekt ist unser Mr Dellcourt also doch nicht. Hier ist jedenfalls niemand hinauf- oder heruntergeklettert. Ich frage mich übrigens auch, ob Steven nicht zudem etwas mit den ›irrtümlich‹ verkauften Kulissen und Requisiten zu tun haben könnte.«
    »Aber er war doch dabei, als dein Onkel mit Mr Pritchard gesprochen hat«, meinte Bob. »Dein Onkel hätte doch bestimmt seine Stimme wiedererkannt!«
    »Ja – wenn Steven etwas gesagt hätte, während Onkel Titus in der Nähe war. Das hat er aber nicht getan – kein einziges Wort.«
    »Wirklich?« Peter und Bob versuchten sich zu erinnern. »Aber warum? Was hätte er davon?«
    »Das weiß ich noch nicht. Wir sollten ihn bei nächster Gelegenheit mal genauer unter die Lupe nehmen; vielleicht finden wir ein Motiv.« Justus beleuchtete die Ausgangstür und ging darauf zu. »Hier ist nichts. Sehen wir uns mal draußen um.« Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hinaus. »Alles ruhig. Kommt!«
    Sie schlichen den finsteren Korridor entlang. Plötzlich gab es ein klackendes Geräusch über ihnen, und sie zuckten alle drei heftig zusammen. »Das Phantom!«, schrie Peter auf und ließ seine Taschenlampe fallen.
    »Ruhe!«, fauchte Justus. Rasch leuchtete er nach oben, und beinahe erwartete er die scheußliche Maske zu sehen, von der Miss Caroline erzählt hatte … aber da war nichts. Nur ein paar Rohre, die an der Decke entlang verliefen.
    »Heizungsrohre«, sagte er mit Nachdruck. »Und jetzt weiß jeder Verbrecher in diesem Theater, dass wir hier sind. Gut gemacht, Peter.«
    »Tut mir leid«, murmelte Peter beschämt und hob seine Lampe auf.
    Leise gingen sie weiter, ließen die beiden Garderoben unbeachtet und bogen in den zweiten Gang ein. Hier waren alle Türen abgeschlossen. Sie standen still und horchten, aber kein Laut war zu hören. »Versuchen wir es«, meinte Justus leise, und Peter zückte sein Dietrichset.
    Ein paar Sekunden später klickte es, und die erste Tür ging auf. Das Licht der Taschenlampen geisterte über drei leere Wandregale, in denen früher einmal Aktenordner gestanden haben mochten. Jetzt gab es hier nur noch Staub.
    In dem Raum daneben schien sich einst eine Kaffeeküche befunden zu haben. Zumindest fanden sich hier noch ein uralter Holztisch, zwei umgestürzte Stühle und ein verrosteter Rollwagen. Hinweise auf das Phantom gab es nicht. Peter klimperte mit den Dietrichen und wandte sich der nächsten Tür zu.
    Hier hatten sie mehr Glück. In der Mitte des Raumes stand ein ordentlich aufgeräumter Schreibtisch, dahinter ein Regal voller Ordner und Sachbücher. In einer Ecke stand ein alter Garderobenschrank. Bob schaute sich die Ordner an, Justus nahm sich den Schreibtisch vor, und Peter öffnete den Schrank.
    »Das ist Pritchards Büro«, sagte Justus leise und schrieb sich die Telefonnummer auf. »Ich werde Onkel Titus fragen, ob der erste Anruf von diesem Telefon kam.« Leise zog er eine Schublade auf, entdeckte einen zusammengefalteten Zettel und zog ihn heraus. »Das ist ja interessant. Ein Brief von Helena Darraz an Mr Pritchard!« Rasch überflog er die krakeligen Zeilen. »Sie bittet ihn sehr dringend, sich für die Proben ein anderes Theater zu suchen. Es sei für ihre Zwecke nicht geeignet, schreibt sie, und sie habe aus früheren Zeiten schmerzliche Erinnerungen daran.«
    »Was für schmerzliche Erinnerungen?«, fragte Bob überrascht.
    »Mehr steht da nicht. Was hast du gefunden?«
    »Verträge mit der Stadt und den Schauspielern. Nichts Ungewöhnliches, soweit ich es erkennen kann.«
    »Was ist mit dir, Peter?«
    Peter antwortete nicht. Er stand einfach nur reglos da und starrte in den Schrank. Schon eine ganze Weile.
    »Peter?«
    Langsam drehte er sich um und trat einen Schritt zur Seite.
    Justus und Bob erstarrten.
    Direkt hinter Peter, keine Armlänge von ihm entfernt, stand das Phantom – eine zu einer grässlichen Fratze verzerrte Theatermaske mit Reißzähnen und leeren Augenhöhlen, eingehüllt in einen schwarzen, bodenlangen Umhang.
    »Vielleicht glaubt ihr mir jetzt«, sagte Peter heiser. »Und ich mache euch darauf aufmerksam, dass ich nicht geschrien habe. Obwohl ich gerade eben mindestens um dreißig Jahre gealtert bin.«
    »Ich aber auch. Was für ein scheußliches Teil.« Bob

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