Das Geheimnis der Diva
gehabt.« Er zog einen Zettel aus dem Buch und faltete ihn auseinander. »Hier ist ein Zeitungsartikel, den Miss Bennet mir noch gegeben hat. Joe Griscom ist Anfang dieses Jahres im Alter von 84 Jahren gestorben. Und nachdem er jahrzehntelang geleugnet hat, überhaupt eine Tochter zu haben, hat er kurz vor seinem Tod gesagt, er hätte in seinem Leben einige unentschuldbare Sünden begangen, die er gerne noch in Ordnung gebracht hätte und für die er um Verzeihung bitte.«
»Schön bequem«, sagte Peter. »Warum fällt das den Leuten immer erst ein, wenn es zu spät ist?«
»Vielleicht war es ja nicht zu spät«, sagte Justus. »Vielleicht hat er sich tatsächlich noch mit seiner Tochter versöhnt. Aber das hilft uns bei der Lösung unseres Falles nicht weiter.«
»Hast du denn schon irgendetwas herausgefunden?«, fragte Peter.
Justus wies auf das Seil, das auf dem Schreibtisch lag. »Es war mit Seemannsknoten befestigt. Das heißt aber noch nicht viel. Eine Menge Leute beherrschen die Knotentechnik, ohne je zur See gefahren zu sein. Ich schlage vor, dass wir uns heute der Zeugenbefragung widmen und unsere Verdächtigen ein wenig näher unter die Lupe nehmen.«
»Steven und wen noch?«, erkundigte sich Bob.
»Diesen Typ mit B, oder?«, vermutete Peter. »Der deinem Onkel so nett beim Aufladen der verkauften Sachen geholfen hat und dann auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.«
»Richtig, Peter. Außerdem sollten wir Sandy im Krankenhaus besuchen, und ich möchte gern wissen, wie und ob Pritchard auf das Phantom reagiert hat. Kommt, Kollegen! Wir haben viel zu tun!«
Nach kurzer Zeit hielten sie wieder vor dem Theater. Heute standen hier zwei Lieferwagen und vier Privatautos, und die Tür stand weit offen. Als die drei ??? das Theater betraten, sahen sie mehrere Handwerker, die die Spiegel und Vorhänge mit Plastikplanen abdeckten. Flutscheinwerfer tauchten die Eingangshalle in grelles Licht, und überall lagen Kabel. Im Gegensatz zu der Stille vorher herrschte jetzt hektischer Lärm, es wurde gehämmert, gebohrt, gesägt und gefräst. »Vorsicht, Jungs!«, rief einer der Handwerker. »Steht hier nicht rum!«
Sie bahnten sich einen Weg zum Zuschauerraum, aber vor der Tür lagen mehrere Kabelrollen und Zementsäcke. »Da kommen wir nicht durch«, meinte Justus. »Suchen wir einen Weg außen herum.« Ein Seitengang führte in einem weiten Bogen um den Zuschauerraum herum in den hinteren Bereich des Theaters. Auch dort waren Handwerker beschäftigt. Die drei ??? duckten sich unter Planen und Kabeln hindurch und entdeckten eine ältere, mit Schrubber und Eimer bewaffnete Putzfrau, die das staubige Chaos missbilligend betrachtete und sich unter fortwährendem Kopfschütteln in den Bühnenraum zurückzog, ohne den Gruß der Detektive zu beantworten.
Die Tür zu Mr Pritchards Büro war geschlossen. Justus klopfte an und bekam ein barsches »Wer da?« zur Antwort. Er öffnete die Tür, und die drei ??? traten ein. »Guten Morgen, Mr Pritchard«, sagte Justus höflich.
Der Kassenwart, der an seinem Schreibtisch saß und mehrere Ordner aufgeschlagen hatte, zog ein finsteres Gesicht. »Ihr schon wieder! Was wollt ihr? Haben wir nicht schon genug Ärger?«
»Wir möchten Ihnen gerne helfen«, sagte Bob.
»Helfen! Und wie? Wollt ihr noch mehr Kulissen kaufen, die euch jemand verkauft hat, der dazu kein Recht hatte?«
»Da Sie gerade den Verkauf erwähnen«, meinte Justus schnell, »was hat denn dieser Brown oder Berg dazu gesagt?«
»Brent heißt der Knabe, George Brent. Was soll er schon gesagt haben? ›Ehrenwort, Sir, ich hab nur getan, was Sie mir aufgetragen haben!‹ Einen Zettel wollte er gefunden haben, auf dem ich angeblich geschrieben hätte, welche Sachen aus dem Keller verschwinden sollten. Eine plumpe, ungeschickte Fälschung! Ich habe ihn natürlich sofort gefeuert. Lügner und Betrüger kann ich hier nicht gebrauchen!«
»Wir würden gerne einmal mit ihm reden«, sagte Justus. »Würden Sie uns vielleicht seine Adresse geben?«
»Wieso? Was wollt ihr von ihm?«
»Wir sind Detektive, Sir«, antwortete Justus und zückte die Visitenkarte. Mr Pritchards Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Detektive? Ihr?« Er nahm die Karte und studierte sie. »Die drei ??? … das kenne ich doch. Von euch habe ich schon mal gehört. Ihr habt schon öfter in der Zeitung gestanden, richtig?«
»Das stimmt, Sir.« Die drei ??? warfen sich ein wenig in die Brust. Es war nett, zur Abwechslung einmal nicht sofort
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