Das Geheimnis der Diva
hat.«
Justus nickte. »Tu das. Wir sehen uns um acht.«
Als Peter in seinen MG stieg und wegfuhr, schaute Justus die Straße hinunter und sagte: »Wir sind hier ganz in der Nähe von Miss Darraz’ Hotel. Lass uns doch mal nachsehen, ob sie Besuch empfängt.«
»Bist du verrückt?«, entfuhr es Bob. »Hast du uns mal angeguckt, wie wir aussehen? Wir kommen doch nicht mal in das Hotel rein!«
»Aussehen ist nicht wichtig«, sagte Justus. »Aber du könntest recht haben. Nun, dann versuchen wir es eben mit einem Trick.« Er zog das Handy aus der Tasche, wählte eine eingespeicherte Nummer und hielt es ans Ohr. Nach einer kurzen Pause sagte er: »Hallo? Guten Tag, Mr Gilbert. Sagen Sie, ist der Rolls-Royce heute frei? Ja? Ausgezeichnet! Bitte schicken Sie Morton zur Ecke Spray Lane. Ja, wir warten. Danke, Mr Gilbert.« Er steckte das Handy wieder in die Tasche und sagte zufrieden: »So. Morton holt uns gleich hier ab.«
»Und du brauchst mal wieder keinen Schritt selbst zu gehen.«
»Das ist zwar eher ein Nebeneffekt, aber durchaus willkommen.«
Bob schüttelte nur den Kopf.
Wenige Minuten später glitt der schwarzgoldene Rolls-Royce die Straße hinauf und blieb vor ihnen stehen. Morton, der britische Chauffeur, stieg aus und öffnete die hintere Tür. »Guten Tag, die Herrschaften. Ich freue mich, euch wieder einmal zur Verfügung stehen zu können.«
»Guten Tag, Morton«, antwortete Justus, und sie stiegen ein. »Wir freuen uns auch. Leider ist es diesmal keine größere Strecke und auch nichts Spannendes. Wir möchten nur, dass Sie uns so stilvoll wie möglich vor dem Hotel absetzen, in dem Helena Darraz abgestiegen ist.«
Morton schloss die Tür und nahm hinter dem Steuer Platz. »Helena Darraz? Das ist interessant. Darf ich mir die Frage erlauben, ob ihr gerade wieder an einem Fall arbeitet?«
»In der Tat«, erwiderte Justus, und Bob grinste – es war immer wieder lustig, Justus zuzuhören, wenn er in seinen blasierten Tonfall verfiel.
»Und hat dieser Fall mit Miss Darraz zu tun?«, erkundigte sich Morton, während er den Rolls-Royce fast lautlos die Straße entlangschnurren ließ. »Oder sucht ihr das Hotel aus einem anderen Grund auf?«
»Wir nehmen an, dass unser Fall sehr viel mit Miss Darraz zu tun hat«, sagte Justus. »Warum fragen Sie?«
Morton antwortete nicht sofort. Er hielt an einer Ampel, wartete, bis sie auf Grün umsprang, und fuhr wieder los. Erst als sie die Kreuzung überquert hatten, sagte er in seinem gemessenen britischen Tonfall: »Ich bin ein großer Anhänger gepflegter Theaterkunst. Helena Darraz ist in England eine äußerst berühmte Dame. Ich habe mir sehr viele ihrer Stücke angesehen und bin – um es vulgär auszudrücken – ein Fan.«
Bob grinste. »Sollen wir Ihnen ein Autogramm besorgen, sobald wir uns an den Leibwächtern vorbeigeschmuggelt haben?«
»Ich habe schon ein Autogramm«, sagte Morton würdevoll. »Ich wollte lediglich sagen, dass ihr gerne auf mein Expertenwissen zurückgreifen könnt, falls es nötig sein sollte.«
»Vielen Dank, Morton«, sagte Justus. »Da ist schon das Hotel! Halten Sie bitte direkt vor dem Haupteingang! Oh – und wenn ich mich verabschiede, nennen Sie mich bitte Mr Griscom.«
Morton zuckte nicht mit der Wimper. »Sehr wohl.« Er hielt den Wagen an, stieg aus und hielt den beiden Detektiven die Tür auf. Dem Portier an der golden glänzenden Eingangstür fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als er die beiden Jungen sah, die in Jeans und T-Shirt aus dem edlen Wagen stiegen. »Vielen Dank, Morton«, wandte sich Justus in seinem arrogantesten Ton an den Chauffeur. »Bitte halten Sie sich zur Verfügung, falls wir Sie wieder brauchen sollten.«
»Sehr wohl, Mr Griscom«, sagte Morton mit todernstem Gesicht, deutete eine knappe Verneigung an und stieg wieder ein. Während der Rolls-Royce davonfuhr, drehte Justus sich zu dem Portier um. »Guten Tag. Mein Name ist William Griscom. Ich möchte zu –«
»Miss Darraz«, sagte der Portier. »Natürlich. Ein Familientreffen. Hollywood Suite, vierter Stock.«
Er trat beiseite und ließ die beiden durch.
»Wow«, murmelte Bob. »Das war aber einfach. Deine Ich-bin-der-Neffe-Masche zieht doch immer wieder.«
Justus runzelte die Stirn. »Möglich, aber es kommt mir trotzdem ein wenig seltsam vor; es klang fast, als hätte er uns erwartet. Aber wenigstens sind wir drinnen. Dort drüben ist der Fahrstuhl.«
Sie marschierten durch die prunkvolle Eingangshalle des Hotels, holten
Weitere Kostenlose Bücher