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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Statuen wurde von einem übernatürlichen Leben beseelt.
    Die Berührung des zweiten Riemens brachte am helllichten Tag zahlreiche Sterne zum Vorschein. Aus diesem Sternbild, das Himmel und Erde einschließt, entstehen unaufhörlich die unzähligen Erscheinungsformen der Schöpfung.
    Als Isis nun den dritten Lederriemen berührte, sprossen Blumen aus der Erde, und der Garten vor dem Heiligtum schmückte sich mit tausend Farben.
    Isis legte das Zepter in den Mysterienkorb und ging zurück zu ihrem Schiff.

    34

    Der ehemalige Gehilfe des Dorfvorstehers von Medamud übertraf sich schier selbst an Ehrerbietigkeit. Er wurde nicht müde, seinen alten Herrn zu beschimpfen, sein eigenes Fehlverhalten zu beklagen und die Verdienste des neuen Dorfrats zu würdigen; außerdem ließ er es sich auch nicht nehmen, die Soldaten, die die Tempelbaustelle, auf der es keine Pausen gab, bewachten und niemand in den heiligen Wald ließen, mit Essen und Trinken zu versorgen. Aber der Anhänger des Propheten hoffte vergeblich auf einen Schwätzer. Die Soldaten unterhielten sich mit keinem und befolgten ihre Regeln, bedankten sich also nur kurz. Es gab nur eins, was er mit Sicherheit wusste: Seitdem der König das verbotene Reich betreten hatte, in dem sich das Heiligtum des Osiris verbarg, war er nicht wieder erschienen. Bei den Begräbnisfeiern für den alten Mann, den die Dorfbewohner sehr geschätzt hatten, hielt sein Mörder eine glühende Rede auf den Verstorbenen.
    »Mit ihm verlieren wir das Gedächtnis unseres Dorfes«, bedauerte sein Freund, der fast genauso alt war. »Durch seinen Tod geraten viele Geheimnisse in Vergessenheit.«
    »Wie gern hätte er den neuen Tempel gesehen!«, rief der Mörder. »Den Pharao sehen zu dürfen, war seine letzte große Freude. Wie schade, dass unser König so schnell wieder abgereist ist. Es wäre eine besondere Ehre gewesen, hätte er an der Einweihungsfeier teilgenommen.«
    Der Greis klammerte sich an seinen Stock.
    »Der Pharao hat Medamud nicht verlassen«, sagte er tonlos.
    »Leitet er etwa selbst die Baustelle?«
    »Nein, ich glaube er durchlebt im heiligen Wald eine OsirisPrüfung.«
    »Und worin besteht diese Prüfung?«
    »Das weiß ich nicht. Unser Monarch ist der Einzige, der solche Gefahren auf sich nehmen kann. Von seinem Erfolg hängt das Wohlergehen unseres ganzen Landes ab.«
    »Dann lass uns dafür beten!«
    Der Alte nickte zustimmend, und der Mörder frohlockte. Das hieß ja, dass sich der Hüne in einer ungünstigen Lage befand. Sollte es ihm gelingen, in Osiris’ Reich einzudringen, konnte er Sesostris vielleicht sogar töten!
    Galt er dann erst beim Propheten und seinen Anhängern als Held, würde er eine unvorstellbar große Belohnung bekommen. Er sah sich schon als Stadtvorsteher Thebens von dessen Einwohnern vergöttert! Alle Feinde würde er gnadenlos töten lassen und die Ungläubigen das Fürchten lehren. Er musste nur noch irgendwie die Absperrung durch die Soldaten überwinden. Da er nicht mit Verbündeten rechnen durfte, konnte er auch keinen der gut geübten Soldaten erdolchen, ohne die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen. Also musste er eine listigere Waffe einsetzen: Er wollte das Essen der Soldaten vergiften.

    Medes wurde immer dicker. Essen beruhigte ihn, wenn er einen langen und ermüdenden Tag hinter sich hatte. Hungrig teilte er mit dem Libanesen dessen üppiges Abendessen: Die geschmorte Ente hätte auch einer königlichen Tafel zur Ehre gereicht. Und was die schweren Weine betraf, so wären sie bestens geeignet gewesen, die Seelen der Vorfahren am Festtag des Weines zu beglücken.
    »Ich habe Senânkhs Vertrauen gewonnen«, erzählte er.
    »Eigentlich schätzt er mich nicht und traut mir nicht. Weil ich ihm meine vollkommene Königstreue in dieser ernsten Lage beweisen konnte, habe ich ihn aber wohl umgestimmt. Unser guter Minister ist so verzweifelt, dass er fliehen wollte und mir riet, das Gleiche zu tun! Anstatt ihm beizupflichten, habe ich ihn aufgerüttelt. Ist es denn nicht unser aller Pflicht, gegen den Feind zu kämpfen, indem wir der Bevölkerung von Memphis versichern, dass sie nichts zu befürchten hat?«
    Medes brach in Gelächter aus, aber die Miene des Libanesen blieb eisig.
    »Wir sollten unseren Großangriff beginnen«, empfahl der Sekretär des Königlichen Rates. »Jetzt träfen wir nur auf unerheblichen und schlecht vorbereiteten Widerstand. Haben wir erst Memphis in der Hand, wird der Rest Ägyptens aufgeben.«
    »Von Sesostris gibt

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