Das Geheimnis der Götter
Mittelmeerküste verirrt. Er aber kannte jede noch so kleine Laune dieser Wasser mit ihren vielfältigen Fallen und war jederzeit darauf eingestellt.
Mal floss die Strömung schnell, mal schien es keine zu geben. Die Verhältnisse im Delta erforderten äußerste Wachsamkeit und schnelles Handeln.
»Wo genau müssen wir hin?«, fragte der Kapitän Isis.
»Zur Insel des Amun.«
»Die habe ich bislang immer gemieden! Es heißt, dort gäbe es Geister, die einen nicht an Land lassen. Das glaube ich zwar nicht, aber jeder, der zu neugierig war, hat das bisher mindestens mit einem Schiffbruch bezahlt.«
»Wir legen an der Nordspitze an, wo der Wind vom Meer kommt.«
Der Kapitän hütete sich, diesen Befehl in Frage zu stellen, und kümmerte sich um das Anlegemanöver. Sekari hielt inzwischen besorgt Ausschau nach möglichen Angreifern. Aber die Insel schien verlassen zu sein.
»Ich gehe erst allein«, entschied Sekari, und Isis war einverstanden.
In Begleitung seines ausgelassenen Hundes erforschte Sekari dieses verlassene Stück Erde, das nur von Mücken bewohnt schien.
Keine Spur von einem Heiligtum oder einer Kapelle, in der sich Reliquien befinden konnten.
Nordwind machte sich auf die Suche nach Futter und blieb auf einmal vor einer Pflanze mit rotem Stängel und weißen Blüten stehen.
Isis kniete sich hin, grub in der lockeren Erde und brachte die Hände des Osiris zum Vorschein.
35
Vor lauter Angst trank Gergu viel zu viel. Der bevorstehende Großangriff machte ihn schrecklich unruhig. Dabei klärte sich die Lage jeden Tag ein wenig mehr, und Memphis würde den Anhängern des Propheten wie eine reife Frucht in den Schoß
fallen. Und er bekäme dann ein verantwortungsvolles Amt, eine prächtige Villa und so viele Frauen, wie er wollte. Frauen waren zurzeit eigentlich sein größtes Problem. Wegen seiner gewalttätigen Art durfte er die guten Bierhäuser fast alle nicht mehr betreten, geschweige denn sich dort mit Frauen versorgen. Man gab ihm nicht einmal mehr Fremde. Das bedeutete, er musste sich mit einem drittklassigen Lokal in der Nähe des Hauses begnügen, das Medes der Tänzerin Olivia versprochen hatte, einem eingebildeten Frauenzimmer, das Sehotep eine Falle hatte stellen sollen. Die Geschichte war gründlich schief gegangen, wofür die unfähige Frau von ihm kaltblütig mit dem Tod bestraft worden war.
Das Gasthaus machte wirklich nichts her.
»Ich will ein Mädchen«, verlangte Gergu.
»Erst wird bezahlt«, erklärte ihm der Wirt.
»Ich hätte da ein Armband aus Karneol, reicht das?«
»Aber ja, mein Herr! Ich habe da zwei nette, sehr ergebene Fremde. Du kannst sie haben.«
In Begleitung der beiden Liebesdienerinnen fragte Gergu beim Türsteher gegenüber nach dem Schlüssel zu dem Haus eines gewissen Bel-Tran. Unter diesem Namen besaß Medes mehrere Häuser, in denen er die Schätze hortete, die er bei seinen verbotenen Geschäften zusammengerafft hatte. Die Mädchen waren zunächst recht entgegenkommend, das änderte sich aber schnell, als Gergu sie zu schlagen begann. Verängstigt fingen sie an zu weinen, und einer der beiden gelang die Flucht.
Außer sich vor Wut jagte Gergu die andere mit Fußtritten aus dem Haus, knallte die Tür zu, gab dem Türsteher den Schlüssel zurück und suchte sein Glück anderswo.
Der Gastwirt war ein geschickter Spitzel und schätzte es nicht, dass man so mit seinen Mädchen umging. Deshalb berichtete er seinem Verbindungsmann von dem Zwischenfall. Der Wachmann fragte den Türsteher aus.
»Kanntest du den Kerl?«
»Ja und nein. Ich weiß nicht, wie er heißt, er ist nicht aus diesem Viertel. Aber ich glaube, ich habe ihn hier schon gesehen, damals, als die hübsche Tänzerin in dieses Haus ziehen wollte.«
»Wem gehört das Haus denn?«
»Einem Kaufmann namens Bel-Tran.«
»Und du hast diesem Grobian den Schlüssel dazu gegeben?«
»Ja, schließlich hatte er die Genehmigung des Besitzers.«
Unter anderen Umständen hätte sich der Sicherheitsmann nicht weiter um die Sache gekümmert. In Anbetracht der gespannten Lage hatte er aber – so wie alle anderen auch – den Befehl, jedem noch so kleinen Hinweis nachzugehen, der dazu führen konnte, ein Versteck der Aufständischen auszumachen. Also ließ er sich von dem Türhüter eine genaue Beschreibung Gergus geben, machte danach eine Zeichnung und nahm sich vor, das Haus von Bel-Tran heimlich zu durchsuchen, sobald es dunkel geworden war.
Nachdem er sich für diese Schlappe an einem
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