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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ungewöhnliches oder zweifelhaftes Verhalten bemerkt?«
    Der Prophet dachte nach.
    »Ich beobachte den Einklang zwischen Jenseits und Diesseits. Hier hat jede einzelne Sekunde unseres Lebens Sinn. Zeitweilige und ständige Priester erfüllen ihre Aufgaben zuverlässig, zur rechten Zeit und nach Kräften. Der Geist des Osiris lässt uns über uns hinauswachsen.«
    Der Prophet klagte keinen an und verdächtigte niemanden. Ihm zufolge war Abydos der Himmel auf Erden.

    Nephthys stocherte in ihrem Essen herum.
    »Hast du keinen Hunger?«, fragte sie der Prophet erstaunt.
    »Nein, wir haben heute den ersten Tag des Monats Khoiak, in dem die Mysterien gefeiert werden, von denen das Überleben der Zwei Länder abhängt.«
    »Was macht dir da so große Sorgen?«
    »Die Auferstehungsfeier des Osiris ist nach wie vor ein gefährliches Abenteuer, außerdem erwarten wir ungeduldig die Rückkehr unserer Oberpriesterin. Ohne sie können wir nicht mit dem Ritual beginnen.«
    »Spielt sie denn dabei eine so entscheidende Rolle?«
    »Sie bewahrt das Große Geheimnis.«
    »Findest du es nicht übertrieben, dass man einer Frau so viel Bedeutung zukommen lässt?«
    So schonungslos ernüchtert achtete Nephthys nicht mehr auf Ashers Verführungskünste. Sie beherrschte sich aber und spielte weiter die verliebte, ahnungslose Frau.
    »Übertrieben? Vielleicht hast du ja Recht.«
    »Ägypten begeht einen Fehler und schadet sich selbst, wenn es deinem Geschlecht so viele Rechte einräumt.«
    »Im Gespräch mit dem Kahlen, der doch so streng ist, hast du es aber in den höchsten Tönen gerühmt!«
    »Warum hast du dann nichts gesagt?«
    »Ich dachte, deine Beförderung stünde sowieso fest.«
    »Bei der Gelegenheit habe ich auch erwähnt, dass ich eine Familie gründen will. Möchtest du meine Frau werden?«
    Zärtlich nahm der Prophet Nephthys’ Hände in seine.
    »Das ist eine schwierige Entscheidung«, sagte sie leise. »Ich bin noch sehr jung und…«
    »Gehorche mir, dann mache ich dich glücklich. Oder bist du nicht der Ansicht, dass sich eine Frau ihrem Gatten unterwerfen und ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen soll?«
    »Und was wird mit meinen Pflichten als Priesterin?«
    »Das ist doch nur Blendwerk! Glaubst du nicht auch, dass das Reich des Geistes den Frauen in Wirklichkeit unzugänglich ist? Du bist doch klug genug, das einzusehen. Und sicher hast du auch nichts dagegen, dass einem Mann eine einzige Gattin nicht genügt. Die Triebe der Weiber sind von der Natur begrenzt, die der Männer aber nicht. Halten wir uns also an das göttliche Gesetz, das die Überlegenheit des Mannes über die Frau vorschreibt.«
    Die schöne Priesterin gab sich fügsam und tat so, als wagte sie ihrem Verführer nicht in die Augen zu sehen.
    »Diese Sprache ist so neu und ungewohnt…«
    Der Prophet umarmte Nephthys.
    »Schon bald werden wir unsere Vereinigung besiegeln. Dann teilst du mein Lager und wirst meine Erstfrau, die Mutter meiner Söhne. Du ahnst ja nicht, welche strahlende Zukunft du vor dir hast.«
    Der Kommandeur der Sicherheitskräfte ging an der Ufermauer von Abydos auf und ab. Obwohl ganz Soldat, wusste er doch von der lebenswichtigen Bedeutung des Monats Khoiak. Mussten die Rituale in Abwesenheit der
    Oberpriesterin nicht wirkungslos bleiben?
    »Schiff in Sicht!«, rief da eine Wache.
    Sofort gingen die Soldaten in Stellung.
    Beim Anblick des Hünen, der am Bug stand, verflog die Besorgnis des Kommandeurs. Wenn der Pharao zurück war, konnten die Bewohner von Abydos wieder aufatmen. Sesostris trug die versiegelte Schale und eilte mit großen Schritten zum Haus des Lebens, wo er vom Kahlen und von Nephthys empfangen wurde.
    »Hier habe ich die Quelle der Kraft des Osiris«, erklärte er.
    »Stellt sie neben Ikers Kopf.«
    Während die beiden Ritualisten den Auftrag erfüllten, ordnete der Pharao an, die Überwachung des Hauses ab sofort zu verdreifachen. Bogenschützen gingen auf dem Dach in Stellung – das Haus des Lebens war zu einer uneinnehmbaren Festung geworden. Außerdem erhielt jeder Soldat ein Messer aus Obsidian mit magischen Kräften.

    »Sesostris ist wieder da!«, rief Bina.
    »Dann ist seine Seele also auf die andere Seite des Lebens gereist«, stellte der Prophet erstaunt fest, »anschließend wieder in ihren Körper zurückgekehrt und hat in Medamud das Fest der Wiederbelebung gefeiert. Nun verfügt der Pharao über neue Kräfte, die er für Abydos nutzen will.«
    »Bedeutet das für uns eine Bedrohung?«
    »Sesostris

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