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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Krieges, der mal unterirdisch, mal sichtbar geführt wurde, hatte der Prophet ganz klare Ziele verfolgt: Die Zerstörung von Abydos und die Beseitigung dieses jungen Mannes, der sich geduldig und ausdauernd auf die Übernahme höchster Ämter vorbereitet hatte. Dieses schreckliche Verbrechen bedeutete vielleicht bereits die endgültige und unwiderrufliche Niederlage Ägyptens – seiner Entschlossenheit, gegen das Böse zu kämpfen, zum Trotz. Sobek würde bis zum Schluss weitermachen.
    Sollten die Horden des Propheten eines Tages in Memphis einfallen, mussten sie den Kampf mit ihm aufnehmen. Nesmontu lief wie ein gefangener Löwe in seinem Käfig auf und ab. Dabei gab es wirklich kein besseres Versteck für einen vermeintlich Toten, dessen Begräbnis gerade in aller Stille abgehalten worden war, um die Bevölkerung nicht zu verschrecken. Wer würde ihn schon bei Sehotep suchen, der sein Haus nicht verlassen durfte und sich auf ein hartes Urteil gefasst machen musste.
    Wenigstens konnten die beiden Brüder aus dem Goldenen Kreis ihre Erinnerungen an Abydos und ihre Initiation austauschen und so für einen Augenblick das Unglück vergessen machen.
    »Das Essen schmeckt hier viel besser als in der Kaserne«, gab der General zu, »aber das verweichlicht mich nur! Ich kann es gar nicht erwarten zurückzukommen. Hoffentlich wurden die Widerständischen ausreichend über mein Dahinscheiden unterrichtet!«
    »Da mach dir mal keine Sorgen, das Nachrichtennetz arbeitet gut.«
    Nesmontu sah Sehotep scharf an. »Du machst einen schlechten Eindruck auf mich! Kein Genuss beim Essen, kein Scherz… Fehlen dir die Frauen wirklich so sehr?«
    »Ich werde hingerichtet.«
    »Red doch nicht solchen Unsinn!«
    »Meine Sache ist von vornherein verloren, Nesmontu. Du kennst Sobek, er hält sich an das Gesetz. Und daraus kann ich ihm nicht mal einen Vorwurf machen.«
    »Der Pharao wird deine Verurteilung nicht zulassen!«
    »Der Pharao setzt sich nicht über Maat hinweg. Er ist ihr Stellvertreter auf Erden und der Wesir ihr verlängerter Arm. Sollte ich schuldig gesprochen werden, bekomme ich auch die gerechte Strafe.«
    »So weit ist es aber noch nicht!«
    »Es dauert nicht mehr lang, das spüre ich. Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber diese Erniedrigung, diese gemeine Verleumdung empören mich. Dass mein Name besudelt wurde, ausgelöscht werden soll – das ertrage ich nicht. Lieber will ich mich umbringen, als mich so durch den Dreck ziehen zu lassen.«
    Nie zuvor hatte Nesmontu Sehotep so niedergeschlagen und verzweifelt erlebt.
    Der alte Soldat packte ihn an den Schultern. »Halten wir uns doch an die Tatsachen: Du bist unschuldig. Ich gebe zu, es wird nicht ganz einfach sein, das zu beweisen. Aber haben wir nicht bereits ganz andere scheinbar unlösbare Schwierigkeiten gemeinsam bewältigt? Es ist ein Kampf, und wir sind die Schwächeren. Also müssen wir den Spieß umdrehen und die Stärke des Gegners gegen ihn selbst richten. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber das wird uns schon noch einfallen! Eins ist jedenfalls sicher: Das Gericht des Wesirs will die Wahrheit herausfinden, und wir kennen diese Wahrheit. Mit dieser Waffe werden wir siegen.«
    Ein mattes Lächeln ging über Sehoteps Gesicht. War es Nesmontu gelungen, diesem angeschlagenen, von allen Seiten umzingelten Mann etwas Hoffnung zu geben?
    »Beinahe hättest du mich überzeugt.«
    »Was heißt hier beinahe? Ich hasse solche Beleidigungen!
    Zur Strafe musst du jetzt diesen Krug Rotwein mit mir leeren, der unsere volle Aufmerksamkeit verlangt.«
    Der Wein war so überragend, dass Sehotep wieder ein wenig Farbe bekam.
    »Ohne dich, Nesmontu…«
    »Hör schon auf! Du bist doch nicht so leicht zu entmutigen.«
    Der Wachmann, der für die Sicherheit des schönen Hauses zuständig war, meldete ihnen den Besuch von Senânkh. Der Minister hatte seine gewohnte gute Laune verloren. Er sah die beiden Brüder aus dem Goldenen Kreis so finster an, als würde er sie nicht mehr kennen.
    »Sehotep, Nesmontu…«, murmelte er nur.
    »Ja, wir sind’s«, redete ihm der General gut zu. »Was ist denn nur los?«
    »Ich habe gerade mit Wesir Sobek gesprochen.«
    Sehotep stürzte auf ihn zu. »Gibt es neue Beweise gegen mich?«
    »Nein, es ging um Iker und um Abydos. Ein Unglück ist geschehen, ein großes Unglück…«
    »Sag schon, was ist los?«, drängte Nesmontu.
    »Iker wurde ermordet, Abydos geschändet. Der Prophet ist auf dem Weg zum Sieg.«

    Bis zum Morgengrauen irrten die

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