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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Heimat zurückkehren können.
    Simon spähte nach Osten und dachte über diese Dinge nach. Vom Gipfel des Sesuad’ra aus konnte man nicht viel mehr erkennen als düstere Steppen, leblose Ebenen von endlosem Grau und stumpfem Grün, die sich ausdehnten, soweit das Auge reichte. Nach allem, was Simon gehört hatte, waren die Steppen des Ostens auch schon vor diesem Schreckenswinter ein unwirtliches Gebiet gewesen. Je weiter östlich des Waldes von Aldheorte man kam, desto öder und schutzloser wurden sie. Über einen gewissen Punkt hinaus, so behaupteten Reisende, streiften nicht einmal Hyrkas oder das Volk der Thrithinge. Die Sonne schien dort nie hell, und das Land lag in ewigemDämmerlicht. Die wenigen kühnen Männer, die auf der Suche nach dem, was dahinter lag, diese Länder durchstreift hatten, waren nie zurückgekehrt.
    Simon merkte plötzlich, dass er eine ganze Weile so vor sich hingestarrt hatte und immer noch allein war. Gerade wollte er wieder rufen, als Jeremias erschien, der sich vorsichtig einen Weg durch die Dornen und das gürtelhohe Gras suchte, dem Rand des Gipfels zu. Leleth, im wogenden Unterholz kaum zu sehen, hielt die Hand des jungen Knappen. Sie schien eine Neigung zu Jeremias gefasst zu haben, die sich allerdings nur darin zeigte, dass sie ständig in seiner Nähe blieb. Noch immer sprach sie kein Wort, und ihr Gesichtsausdruck blieb stets feierlich und abwesend. Simon vermutete, dass sie in dem jungen Knappen etwas von ihrem eigenen Schmerz wiederfand, vielleicht teilten sie ein ähnliches Leid.
    »Verschwindet sie hier im Boden«, rief Jeremias, »oder läuft sie über den Rand?«
    »Sowohl als auch«, erwiderte Simon und deutete mit dem Finger.
    Sie waren dem Weg der Quelle vom Haus der Wasser aus gefolgt. Geheimnisvoll dem Felsen entspringend, bildete sie darunter einen Teich, der Neu-Gadrinsett mit frischem Trinkwasser versorgte und so einer der Mittelpunkte für Klatsch und Handel in der jungen Siedlung geworden war. Danach versickerte sie jedoch nicht im Boden, sondern plätscherte als schmales Bächlein weiter. Sie verließ das Haus der Wasser, das auf einem der höchsten Punkte des Sesuad’ra lag, und lief als winziges Rinnsal quer über den Gipfel, ober- und unterirdisch, wie die wechselnde Bodenbeschaffenheit es zuließ. Simon hatte noch nie eine Quelle gesehen oder von einer gehört, die so etwas tat – überhaupt, seit wann entsprangen Quellen oben auf einem Berggipfel? Er war fest entschlossen, ihren Lauf und vielleicht sogar ihren Ursprung zu finden, bevor die Stürme wiederkehrten und die Suche unmöglich machten.
    Jeremias kam ein Stück weit den Berg hinunter. Simon und er standen vor dem munter dahinsprudelnden Bächlein.
    »Glaubst du, dass es ganz bis nach unten fließt«, Jeremias wies auf den breiten grauen Burggraben rings um den Fuß des Abschiedssteins, »oder dass es wieder in den Berg zurückläuft?«
    Simon zuckte die Achseln. Wasser, das dem Herzen eines heiligen Bergs der Sithi entsprang, kehrte vielleicht wirklich zu seinem Ursprung im Fels zurück, wie ein unbegreifliches Rad aus Schöpfung und Zerstörung – als trete die Zukunft hervor, um die Gegenwart zu verschlingen, und verschwinde dann schnell wieder, um zur Vergangenheit zu werden. Gerade wollte er vorschlagen, die Erkundung fortzusetzen, als Leleth zu ihnen kam. Simon sah ihr besorgt zu, während sie selbst dem gefährlichen Pfad wenig Beachtung zu schenken schien. Nur allzu leicht konnte sie ausrutschen, und der Hang war steil und gefährlich.
    Jeremias ging ihr ein paar Schritte entgegen und griff nach ihr. Er packte sie unter den dünnen Armen und hob sie zu ihnen herunter. Dabei verschob sich ihr weites Kleid, und einen kurzen Augenblick sah Simon die Narben, lange, entzündete Striemen, die ihre Schenkel überzogen. Auf dem Bauch mussten sie noch viel schlimmer aussehen, dachte er.
    Den ganzen Morgen hatte er über das nachgegrübelt, was er im Haus des Abschieds über die Großen Schwerter und andere Dinge gehört hatte. Es war ihm alles so unwirklich vorgekommen – als seien Simon, seine Freunde und Verbündeten, Elias und sogar der furchtbare Sturmkönig selbst nicht mehr als Figuren auf einem Shent- Brett, winzige Spielsteinchen, die man zu hundert verschiedenen Gruppierungen verschieben konnte. Aber jetzt wurde er plötzlich an greifbare Schrecken der jüngsten Vergangenheit erinnert. Es waren die Hunde von Sturmspitze, die Leleth, ein unschuldiges Kind, fast zu Tode gehetzt und dann

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