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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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einschüchterte, so lange allein mit zwei edlen Herren unterwegs zu sein, überwog doch ihre Vorfreude. Sie würde noch nie zuvor Gesehenes erleben – Damen in prachtvollen Gewändernund eine Burg, die sicher um vieles größer und stattlicher war als das heruntergekommene Anwesen von Wulfhart. Und schließlich waren der Ritter und sein Knappe bisher stets freundlich zu ihr gewesen.
    Lukas hatte ihr viel von Meißen erzählt, während sie den Grauschimmel pflegte. Viele hundert Menschen wohnen dort, hatte er behauptet. Und auf dem Burgberg würden nicht nur eine, sondern drei Pfalzen stehen und ein riesiger Dom dazu. Aber vielleicht war das auch nur geprahlt.
    Leise stand Marthe auf und ging zum Bach, um etwas Wasser zu trinken und sich das Gesicht zu waschen. Ein Stück entfernt standen schon Christian und Lukas und sprachen miteinander, während der Knappe die Pferde tränkte.
    Christian rief sie heran. »Bis du bereit? Ich will bald aufbrechen, wir haben fast einen ganzen Tagesritt vor uns.«
    Marthe nickte. »Wie ihr wünscht, Herr. Ich hole gleich meine Arzneien.«
    Viel hatte sie allerdings nicht mehr. Die Pflanzenbündel, die sie unterwegs hatte mitnehmen dürfen, waren durch den Regen und die Flut unbrauchbar geworden oder verloren gegangen.
    Als sie zurückkehrte, ging Drago einen Schritt auf sie zu und stupste sie freundlich an die Schulter. Lukas stand bei dem Anblick vor Staunen der Mund offen.
    Ins Lager war inzwischen Leben gekommen. Christian bat Griseldis, ihnen ein wenig Wegzehrung zusammenzupacken. »Wir werden frühestens in zwei Tagen zurück sein«, kündigte er an.
    Griseldis machte sich sofort an den Vorräten zu schaffen.
    Währenddessen traten Hildebrand und Jonas heran. Der Älteste strich sich über den kahlen Schädel und räusperte sich. Verlegen streckte er Christian eine Axt entgegen.
    »Herr, wir wollten Euch fragen … ob Ihr uns die Ehre erweisen würdet …« Dann verließ ihn der Mut.
    Jonas nahm den Faden auf: »Wir bitten Euch, den ersten Baum auszuwählen, den wir fällen sollen. Und vielleicht würdet Ihr uns die Ehre erweisen, den ersten Schlag zu führen, bevor Ihr aufbrecht?«
    Christian griff nach der Axt und blickte sich suchend um. Dann ging er mit entschlossenem Schritt auf eine gerade gewachsene Kiefer zu, die frei inmitten niedrigen Buschwerks stand. Jonas und Hildebrand folgten ihm und riefen die anderen heran. Christian wartete, bis sich die Dorfgemeinschaft um ihn versammelt hatte, prüfte, in welche Richtung der Baum fallen sollte und hieb mit kräftigen Schlägen in den Stamm, bis die Kiefer mit lautem Krachen zu Boden stürzte.
    Unter dem Jubel der Siedler reichte er die Axt feierlich an Hildebrand weiter.
    »Möge der Segen des Herrn auf diesem Land und unserer Arbeit ruhen«, sagte er. »Ich reite nach Meißen, um den Markgrafen von unserer Ankunft zu unterrichten und nach unseren Verlusten unterwegs einiges an Vorräten zu erbitten.«
    »Saatgut wäre nicht schlecht«, meinte Jonas. »Und Eisen. Wir haben zu viel Werkzeug verloren.«
    »Wir werden sehen«, gab Christian zurück. »Ihr wisst, was zu tun ist.«
    »Ist gut, Herr«, entgegnete Hildebrand und strich sich erneut über den runden Schädel.
     
    Lukas hatte inzwischen Drago gesattelt.
    »Du reitest mit mir«, erklärte Christian Marthe knapp.
    Sie ging langsam auf den großen Grauschimmel zu. Der Ritter saß auf, hielt den Hengst straff an den Zügeln und sprach beruhigend auf ihn ein.
    »Tretet heran, meine Schöne«, sagte Lukas, während er die Hände verschränkte, damit Marthe aufsteigen konnte.
    Der blonde Knappe war schwer enttäuscht, dass soeben sein Traum geplatzt war, Marthe könnte mit ihm auf seinem Pferd nach Meißen reiten. Andererseits würde es ihn wohl in höchste Verwirrung versetzen, das Mädchen stundenlang vor sich im Sattel zu haben, ohne sich etwas von seinen Gefühlen anmerken lassen zu dürfen. Also überspielte er seine Enttäuschung auf gewohnt kecke Art. »Und schon wieder unterwegs! Aber so geht’s einem mit diesem Herrn …«
    Marthe strahlte ihn an. »Jetzt werde ich schöne Damen und edle Ritter sehen.«
    Sie bemerkte nicht, dass Christian wider Willen flüchtig lächelte, als Lukas sich entrüstete. »He, und was hast du hier? Ist das kein tapferer Ritter? Und erst sein Knappe! Ein Vorbild an Tüchtigkeit!«
    Grete unterbrach sie und reichte Christian etwas Rundes, das in ein Tuch eingeschlagen war und das er verstaute.
    »Hier, Herr, ein Käse. Den hatte ich für

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