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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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zurückzuführen war? Wie aufs Stichwort musste er husten. Er verlor den Halt und glitt nach vorne, stürzte zwischen die engen Wände. Im nächsten Moment fand er sich eingeklemmt. In seiner Fülle von Wappenrock und Kettenhemd saß er so fest, dass er nicht mehr vor und zurück konnte.
    Er kämpfte dagegen an. Panik durchflutete ihn in großen Wogen. Hinter ihm fluchte Melisende, drängte, drohte und bettelte schließlich, aber ihre Stimme war bloßes Geplapper für ihn. Schließlich nahm sie eine Hand voll von seinem Haar und zog kräftig daran.
    Â»Atmet tief ein«, befahl sie. »Schließt Eure Augen und dann zählt bis zehn oder so was.«
    Er tat, wie sie ihn geheißen hatte, und fühlte, wie die Wände ein wenig zurückwichen. Zumindest fühlte es sich nun nicht mehr so an, als würden sie ihn zermalmen.
    Â»Gut. Nun macht einen Schritt nach vorne.«
    Â»Ich kann nicht«, sagte er und versuchte, seine Stimme ruhig zu halten. »Ich stecke fest.«
    Sie seufzte schwer und drückte mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn, während er verzweifelt zappelte.
    Â»Wartet«, wies sie ihn an, beugte sich vor und untersuchte seine Hände. »Ich verstehe. Hier ist ein alter Haken. Das Seil hat sich darin verfangen. Kein Wunder, dass Ihr nicht weiterkommt.«
    Er tat einen tiefen, zitternden Atemzug. »Dann schneidet das Seil durch.«
    Sie schaute ihn unsicher an, beugte sich aber vor und fing an zu sägen. Sie musste das Messer in einem sehr ungünstigen Winkel halten. Das Kreischen von Metall auf Stein schrillte durch den Gang, begleitet von Melisendes zunehmend ungeduldigem Seufzen. »Ich kann es nicht durchschneiden«, stellte sie schließlich fest. »Adam hat seine Sache zu gut gemacht.«
    Geoffrey betrachtete sie mit unverhohlenem Grauen, und die Wände rückten wieder dichter um ihn zusammen.
    Â»Zappelt nicht so«, sagte Melisende verärgert. »Ihr macht es nur noch schlimmer.« Verärgert und hilflos schüttelte sie den Kopf. »Ich kann mich nicht an Euch vorbeiquetschen, also muss ich wohl umkehren und Hilfe holen.«
    Das Licht verblasste, als sie in den Tunnel zurückging.
    Â»Nein! Wartet!«
    In einer entfernten Ecke seines Verstandes fragte sich Geoffrey, ob dieser gequälte Ruf wirklich von ihm kam oder ob irgendein Dämon aus dem Fegefeuer die finsteren Gänge durchstreifte und seinem Schrecken eine Stimme verlieh. Melisende kehrte zurück.
    Â»Es wird nicht lange dauern«, sagte sie und klang so sanft wie noch nie. »Adam und die anderen werden Euch befreien können.«
    Â»Nein«, bat er ruhiger. »Versucht noch einmal, das Seil durchzuschneiden.«
    Â»Das kann ich nicht, ohne Euch zu verletzen.«
    Â»Das ist mir egal. Versucht es bitte.«
    Mit einem Achselzucken bückte sie sich erneut, und ein weiteres Mal hallten Kratzlaute im Gang wider. Geoffrey fühlte, wie seine Hände schlüpfrig wurden, doch er wusste nicht, ob von Blut oder Schweiß. Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, richtete Melisende sich auf.
    Â»Jetzt könnte es gehen. Versucht, Euch nach vorne zu bewegen.«
    Er versuchte es, doch etwas hielt ihn fest. Melisende schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid, ich schaffe es nicht. Der Winkel ist zu schlecht.«
    Â»Dann verbrennt das Seil«, sagte Geoffrey. Sein Verstand suchte verzweifelt nach irgendwelchen Möglichkeiten, bei denen er nicht zwischen den Wänden gefangen in undurchdringlicher Schwärze zurückbleiben müsste. »Benutzt die Laterne.«
    Â»Das wäre eine verzweifelte Maßnahme«, sagte sie. »Es wäre besser und weit weniger schmerzhaft für Euch, wenn ich zurückgehen würde. Wir brauchen nur eine Säge, um den Haken abzusägen, und dann seid Ihr frei.«
    Aber sie konnte Ewigkeiten fort sein! Und vielleicht würde sie es für wichtiger erachten, ihre Kuchen auf dem Markt zu verkaufen, Onkel zu besuchen oder einen anderen Ritter zu ermorden, als ihn zu befreien. Sie mochte ihn für Stunden oder sogar Tage hier zurücklassen. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit einem derartigen Schrecken, dass er jedes Quäntchen seiner Kraft zusammennahm und nach vorne drückte. Es gab einen heftigen Ruck, und plötzlich war er frei. Von der Wucht seiner eigenen Bewegung getragen, stolperte er voran. Er fiel auf die Knie und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Â»Der

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