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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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über unser kleines Unternehmen weiß. Was hätte ich wohl mit so einem Mann tun sollen? Wolltest du, dass ich ihn töte?«
    Melisende hatte ganz offenbar an gar nichts gedacht, außer ihrem Onkel einen Dieb zu präsentieren. Sie schaute Daimbert voll Grauen an. Geoffrey beobachtete sie aufmerksam. Sie war klug und aufgeweckt, aber auch impulsiv und dachte nicht viel über die Folgen ihrer übereilten Handlungen nach. Melisende schaute auf Geoffrey und dann wieder auf den Patriarchen, und Geoffrey hatte den Eindruck, dass sie tatsächlich nicht seinen Tod wünschte. Vielleicht wollte sie ihn einfach nur hinter Schloss und Riegel in den Kerkern ihres Onkels sehen, wo sie ihn nach Lust und Laune besuchen und mit ihm streiten und Beleidigungen austauschen konnte, damit ihre Beziehung so weiterging, wie sie angefangen hatte.
    Â»Nun«, sagte sie schließlich und sah ihren Onkel immer noch an. »Du solltest ihn lieber am Leben lassen, wenn er dir noch nützlich sein kann. Er kann ziemlich verschwiegen sein, wenn er will. Vermutlich ist er vertrauenswürdig.«
    Â»Vermutlich ist nicht genug«, stellte Daimbert fest. Er wandte sich Geoffrey zu. »Wie auch immer. Ich weiß, Ihr werdet aus Treue zu Tankred schweigen. Wenn ich meine Macht in Jerusalem verliere, so wird auch Tankred die seine verlieren. Wenn Ihr dem Vogt von unserem Warenlager erzählt, stärkt Ihr seine Stellung in Jerusalem, und damit schwächt Ihr meine und Tankreds. Solange es um meine Person geht, traue ich Euch keinen Fingerbreit. Aber ich weiß, dass ich auf Eure Treue zu Tankred vertrauen kann. Es liegt daher in meinem Interesse, Euch gehen und die Untersuchung fortsetzen zu lassen. Ich hoffe, die falsche Fährte, die Euch hierher geführt hat, hat Euch nicht zu große Unannehmlichkeiten bereitet?«
    Â»Nicht die geringsten«, erwiderte Geoffrey trocken.
    Der Patriarch musterte ihn abschätzend. »Ihr seht furchtbar aus. Meine Nichte ist nicht immer so sanft, wie es ihrem Geschlecht ansteht.« Er fasste Geoffrey am Arm und drehte ihn um, sodass er ihn im schwach erhellten Zimmer besser sehen konnte. »Vielleicht bleibt Ihr noch auf ein Glas Wein und gebt Melisende Gelegenheit zu beweisen, dass sie auch ganz höflich sein kann, wenn es ihr beliebt?«
    Geoffrey setzte zu einem Kopfschütteln an, denn er wollte nicht länger als unbedingt nötig in der Gegenwart des Patriarchen oder anderer Mitglieder seiner verdorbenen Familie bleiben.
    Â»Gut«, sagte der Patriarch, zeigte sein väterliches Lächeln und faltete in einer bischöflichen Geste die schlanken Hände vor der Brust. »Wenn Ihr mich nun entschuldigen wollt. Ich werde heute noch nach Haifa aufbrechen, um Tankred zu treffen, und ich habe noch viel vorzubereiten. Natürlich würde ich ein Schreiben von Euch an Tankred mitnehmen, wenn Ihr ihn über Eure Fortschritte auf dem Laufenden halten wollt.«
    Davon war Geoffrey überzeugt. Er zog in Erwägung, Tankred eine Nachricht zu schreiben, die den Patriarchen bewusst täuschen würde. Aber hier ging es um mächtige Männer, und Geoffrey wollte nicht den Rest seines Lebens Angst haben müssen, dass ihm jemand ein Messer zwischen die Rippen stieß, weil er dem Patriarchen falsche Angaben zugespielt hatte. Also lehnte er Daimberts Angebot mit der Begründung ab, dass er Tankred erst gestern geschrieben habe.
    Melisende geleitete ihn aus dem Zimmer des Patriarchen in einen nahe gelegenen Raum, wo sie Geoffrey Wein anbot und einen Platz auf einer der breiten Wandbänke. Doch Geoffrey schritt zum Fenster hinüber und öffnete die Läden, so weit es nur ging. Tief atmete er die warme Morgenluft ein. Melisende musterte ihn.
    Â»Ich habe schon andere getroffen, die unter der Erde Angst hatten«, stellte sie ruhig fest.
    Â»Ich habe dort keine Angst«, entgegnete Geoffrey. Er beugte sich vor, um die ersten Strahlen der Morgensonne in seinem Gesicht zu fühlen.
    Â»Doch, das hattet Ihr«, widersprach sie. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Euch nicht gezwungen, dort hinabzusteigen.«
    Ganz bestimmt nicht, dachte Geoffrey, verkniff sich aber die Ironie. Das Grauen der unterirdischen Höhlen wich bereits von ihm, und die Sonne, die in das Zimmer strahlte, vertrieb die Kälte aus seinen Knochen. Er stützte sich mit den Ellbogen auf die Fensterbank und beobachtete die Schreiber, die über den Innenhof zum

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