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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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hinter Courrances, d’Aumale und Warner zurück. Er würde herausfinden müssen, was sie in den Nächten der fünf Morde getrieben hatten. Das sollte nicht weiter schwierig sein, denn die Zitadelle war überfüllt, und es war beinahe unmöglich, irgendetwas geheim zu halten. Ohne Zweifel wusste inzwischen schon jeder, dass man versucht hatte, seinen Hund zu vergiften. Diese Geschichte würde sogar mit einer gewissen Schadenfreude verbreitet werden, denn Geoffreys Hund war kein beliebter Bewohner der Zitadelle. Die ungeschützten Knöchel vieler Ritter hatten seine allzeit bereiten Zähne schon zu spüren bekommen, und er hatte noch einige weitere wenig liebenswerte Angewohnheiten, zuvorderst seine Vorliebe für die Abfallgruben und seine Fähigkeit, Essbares aufzustöbern, das ein Ritter in die Zitadelle mitgebracht hatte. Geoffrey beugte sich vor, um dem Hund über den Kopf zu streicheln, doch er zog die Hand rasch zurück, als das Tier nieste.
    Er stand auf, ging zum Fenster und lehnte sich nach draußen. Tief atmete er die von den unterschiedlichsten Gerüchen durchzogene Luft ein. Am Horizont war es noch heller geworden, die Sonne aber noch nicht aufgegangen. Ein Vogel sang ein lautes und fremdartiges Lied, das von den dicht gedrängten Dächern unterhalb der Zitadelle heraufklang. Die Menschen regten sich allmählich, und Geoffrey hörte das Poltern der Karren, die man für den täglichen Handel durch das Davidstor einließ. Von weit her vernahm er die klagenden Rufe der Muezzins, die die Mohammedaner in ihre Moscheen riefen.
    In der Kapelle der Zitadelle läutete die Glocke, und er entschloss sich, die Messe zu besuchen. Courrances würde gewiss dort sein, und vielleicht konnte er ja dem Johanniter einige Informationen entlocken.
    Bei genauerer Betrachtung kam Geoffrey allerdings zu dem Schluss, dass Courrances bei jeder Frage Verdacht schöpfen würde. Doch möglicherweise ließen sich d’Aumale oder Warner zu unüberlegten Äußerungen anstacheln, die ihre Schuld enthüllten.
    Bevor er losging, schob Geoffrey die Pergamentstücke zusammen und begab sich zum Kamin. Vor einigen Monaten schon hatte er einen losen Stein an der Rückwand entdeckt, hinter dem sich ein schmaler Spalt befand. Er drückte die Pergamente in den Hohlraum und schob den Stein wieder davor, sodass kein Eindringling sie sehen und herausfinden konnte, wie viel er inzwischen wusste.
    Â»Da versteckst du deinen Wein? Kein Wunder, dass er so scheußlich schmeckt!«
    Geoffrey lächelte Roger zu, der mit lautem Knacksen und einigem Stöhnen seine Glieder reckte. Hugo schlief immer noch. Lang ausgestreckt und mit offenem Mund lag er auf dem Bett.
    Â»Ich gehe zur Messe«, kündigte Geoffrey an. »Vielleicht finde ich dort heraus, wo Courrances, d’Aumale und Warner letzte Nacht gewesen sind.«
    Roger nickte in Hugos Richtung. »Wir sollten ihn schlafen lassen«, merkte er in einem betonten Flüstern an, das beinahe noch lauter war als seine normale Sprechstimme. Hugo regte sich, wachte aber nicht auf. Er war nicht mehr so blass wie während der Nacht, und Geoffrey nahm an, dass ein wenig Ruhe ihm mehr helfen würde als weitere ungeschickte Hilfeleistungen von Roger. Der Hund öffnete verschlafen ein Auge und schloss es wieder, mit einem gereizten Knurren, das tief in der Brust seinen Anfang nahm.
    Die beiden Ritter gingen über den Burghof auf die Kapelle zu. Die Zitadelle wogte bereits vor Betriebsamkeit. Die großen, eisenbeschlagenen Tore schwangen beständig auf und zu und ließen einen Strom von Wagen ein. Jedem Fahrzeug wurde ein Posten zugewiesen, der dabeiblieb, bis es wieder wegfuhr. Der Vogt wusste nur zu gut, wie viele bedeutsame Festungen durch Verrat gefallen waren. Er hatte nicht die geringste Absicht, sich die Brunnen vergiften oder Ungeziefer in die Vorräte setzen zu lassen, und sorgte lieber für strenge Wachsamkeit.
    Roger begab sich in die Kapelle und kümmerte sich nicht um die Regel, dass sämtliche Waffen am Portal zurückzulassen waren. Als ein Mönch vortrat, um ihn daran zu erinnern, zeigte er diesem seine großen braunen Zähne. Der Mönch wich zurück, unsicher, ob die Geste freundlich oder feindselig war. Geoffrey legte das Schwert ab, behielt aber den Dolch unter dem Überwurf.
    Die Messe begann soeben. Mönche im schwarzen Habit der Benediktiner trugen einen Psalm

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