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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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Geoffrey bildete sich ein, dass er immer noch fühlen konnte, wie die Unredlichkeit dieses Mannes durch seine Rüstung sickerte. Der Ordenskrieger schenkte Geoffrey ein Lächeln, das an die Wölfe erinnerte, die nachts in der Wüste um die Lagerfeuer der Krieger herumschlichen. Lautlos glitt Courrances
aus der Kapelle. Geoffrey wartete einen Augenblick, ehe
er hinterherging. Ihm schwirrte der Kopf vor Fragen und Sorgen.

    Nach einem Frühstück aus trockenem Fladenbrot und eingelegten Oliven bestand die wichtigste Aufgabe darin, erneut das Skriptorium aufzusuchen und Fragen über Bruder Dunstan und Bruder Marius zu stellen. Roger und Hugo fochten bereits übungshalber im Burghof. Eine Anzahl einfacher Krieger hatte sich in einem großen Kreis um sie versammelt und sah ihnen zu. Geoffrey beobachtete sie eine Weile und bewunderte, wie Rogers entschlossene Bewegungen und seine große Kraft gegen Hugos Einfallsreichtum und Schnelligkeit antraten. Dann ging er weiter und legte seinerseits Rüstung an, ehe er hinaus auf die Straße trat und zum Skriptorium ging. Helbye und Fletcher folgten ihm auf dem Fuße, und der Hund schlich hinterdrein.
    Derselbe Hauptmann, den er bereits in der Nacht zuvor kennen gelernt hatte, ließ ihn in den Palast ein. Der Hauptmann war offenbar darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass Geoffrey vorbeischauen könnte, denn er führte ihn zum Skriptorium, ohne ein weiteres Mal nach dem Grund seines Besuches zu fragen.
    Im Skriptorium war es noch nicht hell genug, dass die Mönche schreiben konnten. Doch sie waren bereits damit beschäftigt, Tinte anzurühren, ihre Schreibfedern zu schärfen und Pergament zu glätten. Die große Halle war erfüllt von ihrem Geschwätz, und größtenteils ging es um Dunstans Tod in der Nacht zuvor. Der Patriarch sprach mit einem Benediktiner auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Er wurde auf Geoffrey aufmerksam und begrüßte ihn.
    Â»Bruder Marius wurde letzte Nacht ebenfalls ermordet«, berichtete Geoffrey ohne lange Vorrede. Sorgsam beobachtete er, wie Daimbert auf diese Enthüllung reagierte. »Er wurde in meinem Zimmer in der Zitadelle erstochen, während ich hier war.«
    Der Patriarch umklammerte mit kräftigen, schlanken Fingern Geoffreys Arm und zog ihn mit sich außer Hörweite der Schreiber. »In der Zitadelle?«, wiederholte er. »Bruder Marius wurde in der Zitadelle ermordet?«
    Geoffrey nickte. »Das deutet darauf hin, dass der Mörder ein Ritter ist. Es ist niemals leicht, Zugang zur Zitadelle zu erhalten, doch nach Einbruch der Dunkelheit ist es besonders schwierig.«
    Â»Mein Gott!«, hauchte der Patriarch. »Das wird ja mit jeder Minute schlimmer. Also habe ich nun niemanden mehr, der dieser Sache nachgeht, außer Euch. Ihr müsst vorsichtig sein!«
    Das musste man Geoffrey nicht mehr eigens sagen.
    Â»Habt Ihr irgendeine Vorstellung, wer dahinter stecken könnte?«, fragte der Patriarch nach einer Weile.
    Geoffrey schüttelte den Kopf. Er war nicht bereit, seine Verdächtigungen gegen Courrances, Warner und d’Aumale laut auszusprechen, ohne über hinreichende Beweise zu verfügen. »Doch ich muss Eure Schreiber befragen. Ich würde gerne mehr über Bruder Dunstan und Bruder Marius erfahren. Hatten sie vielleicht irgendwelche speziellen Feinde? Oder Freunde?«
    Der Patriarch legte die Fingerspitzen aneinander und blickte durch das Skriptorium auf die schwatzenden Mönche. »Bruder Marius war sehr beliebt. Bruder Dunstan nicht. Am besten sprecht Ihr mit Bruder Alain. Er ist die Quelle allen Tratsches hier im Skriptorium, und er war mit Bruder Marius eng befreundet.«
    Er schnippte herrisch mit den Fingern und zeigte auf einen fülligen, kahlköpfigen Mann, der ein wenig abseits der anderen saß und auf seinen Nägeln kaute. Der Mann schluckte schwer und kam zu Geoffrey und dem Patriarchen herüber, wobei er wie ein Lamm auf der Schlachtbank wirkte.
    Â»Das ist Herr Geoffrey Mappestone«, sagte der Patriarch zu dem ängstlichen Mönch. »Er hat Fragen, die du ihm umfassend und offen beantworten wirst.«
    Der Mönch nickte unglücklich, und der Patriarch ging davon, wobei er seinen Gehilfen einige Befehle zurief. Geoffrey fasste Bruder Alain am Arm und führte ihn zu einer Fensterbank nahe Dunstans Pult. Er fühlte, wie der Mann zitterte. Feine Schweißperlen bedeckten Alains

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