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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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wir alle … mögen sie mittlerweile sehr. Ich wusste, wenn Bruder Dunstans Selbstmord erkannt würde, nachdem er so laut verkündet hatte, dass Bruder Marius ihn dazu trieb, dann hätte man Bruder Marius fortgeschickt. Und ich hätte Maria niemals wieder gesehen!«
    Â»Ist Maria eine dieser Frauen?«, fragte Geoffrey.
    Alain nickte. »Ich schnitt den Toten ab und legte ihn über das Pult. Ich wollte es so aussehen lassen, als wäre er ermordet worden. Der Patriarch sollte annehmen, man hätte Bruder Dunstan getötet, weil er in diesen rätselhaften Todesfällen ermittelte. Bruder Marius war den ganzen Tag über mit anderen in der Bibliothek, und so hätte niemand ihm die Schuld für den Mord geben können.«
    Â»Aber Ihr habt die Lage falsch eingeschätzt«, stellte Geoffrey fest, nicht ohne Mitleid mit dem rundlichen Mönch. »Bruder Marius entdeckte den Toten und glaubte tatsächlich, dass Dunstan ermordet worden war – von jemandem aus dem Palast. Und er floh sofort voller Schrecken in die Zitadelle, wo er selbst den Tod fand.«
    Alain nickte und wandte sich ab, um aus dem Fenster zu sehen. »Ich war dumm, so voreilig zu handeln. Aber als ich Bruder Dunstan da hängen sah, konnte ich nur noch daran denken, dass man Bruder Marius die Schuld geben würde. Und sonst weiß keiner von uns, wie man die Frauen ansprechen kann. Ihr müsst wissen, er erledigte allerhand Besorgungen für den Patriarchen und kam viel herum. Wir anderen leben und arbeiten hier und verlassen selten das Palastgelände. Und Bruder Marius brachte nicht nur die Frauen hierhin, sondern wusste auch, welche Wachen verschwiegen waren …«
    Â»Das erklärt, warum Dunstans Selbstmord wie ein Mord erscheinen sollte. Aber es erklärt nicht, wie er überhaupt erst in den Selbstmord getrieben wurde«, unterbrach ihn Geoffrey, bevor das Gespräch zu weit vom entscheidenden Thema abkam. »Habt Ihr da vielleicht irgendwelche Ideen?«
    Alain tat einen tiefen, unsicheren Atemzug. »Vielleicht wurden alle seine Missetaten zu viel für ihn. Immerzu war er in der Kirche, um seine Sünden zu beichten, also lasteten sie offensichtlich immer schwerer auf ihm.«
    Â»Was für Missetaten?«
    Â»Er konnte seine Handschrift verstellen, und er konnte Griechisch. Er erledigte allerlei Schreibarbeiten für unterschiedliche Kaufleute, und sie zahlten ihm viel dafür – viel zu viel für ehrliche Arbeit! Außerdem ging in der Grabeskirche irgendetwas vor. Sonntags nahmen Bruder Marius und ich für gewöhnlich dort an der Messe teil, und wir haben ihn zumindest zweimal beobachtet. Ich habe gesehen, wie er in einer der Kapellen hinter dem Altar stöberte.«
    Und Geoffrey wusste ganz genau, warum: Dunstan hatte dort nach dem Erpressergeld gesucht, das seinen Anweisungen gemäß dort hinterlegt werden sollte. So klärte sich auch ein anderes Rätsel – Dunstan war selbst der Erpresser gewesen.
    Â»Gab es jemanden, der Dunstan Übles wollte? Jemanden, der ihn sogar in den Tod getrieben hätte?«
    Â»Allerdings«, sagte Alain. »Zunächst einmal jeder von uns. Er ließ uns dafür zahlen, dass er die Sache mit den Frauen nicht dem Patriarchen weitererzählte. Und dann gab es da noch all die Kaufleute, die er betrogen hat. Und ich fragte mich allmählich, ob vielleicht der Patriarch von seinen Taten wusste und beschlossen hatte, dass es an der Zeit war … nun, Ihr wisst schon.«
    Also war Dunstan ein Dieb gewesen, ein Betrüger und ein Erpresser mit dutzenden von Feinden. Jeder von ihnen hätte die vergifteten Kuchen in seinem Pult zurücklassen können. Zudem hatte es den Anschein, als wäre Dunstan auch gierig genug gewesen, die Kuchen zu essen, ohne sich groß um ihre Herkunft Gedanken zu machen. Dunstans Schicksal war besiegelt gewesen, lange bevor er anderen die Mühe erspart hatte, ihn umzubringen.
    Â»Wisst Ihr, dass er außer den Mönchen im Skriptorium noch jemanden erpresst hat?«
    Alain runzelte die Stirn. »Wir haben uns darüber Gedanken gemacht«, sagte er mit einer erneuten Geste zu seinen Mitbrüdern. »Wir hatten den Verdacht, dass er jemanden zu erpressen versuchte, aber jemanden, der zu mächtig für ihn war. Wir vermuten, dass Dunstans Opfer sich gegen ihn wandte. Das erklärt auch, warum er sich während der letzten drei oder vier Tage so merkwürdig

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