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Das Geheimnis der Herzen

Das Geheimnis der Herzen

Titel: Das Geheimnis der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Holden Rothman
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Tournüre drapiert hat.‹« Felicity zog eine Grimasse und fuhr dann fort: »Der Mann, der der Physiologie-Abteilung der McGill vorsteht, sagt, Mädchen an der Fakultät aufzunehmen wäre ›eine ausgewachsene Katastrophe‹. Oh, Agnes, ich könnte schreien!« Als sie den nächsten Absatz überflog, wurden ihre Augen groß. »O nein!« Sie warf die Zeitung auf den Boden.
    Ich hob sie auf und las. Das längste und vernichtendste Zitat stammte von Dr. Gerard Hingston, Felicitys Vater, der Chefchirurg am Montreal General Hospital war und schwor, er würde lieber sterben, als miterleben zu müssen, dass seine Tochter in den Ärztestand eintritt.
    »Oh, Felicity«, sagte ich und ließ die Zeitung sinken.
    »Er weiß es«, sagte Felicity und biss sich auf die Unterlippe. »Es war Irrsinn zu glauben, ich könnte es ihm verheimlichen.«
    »Vielleicht hat er’s ja einfach nur so gesagt. Er hat doch keinen Beweis.«
    »Er sagt es wahrscheinlich, weil ihr beide Freundinnen seid«, meinte Laure. »Bestimmt hat er gehört, dass du viel mit Agnes zusammen bist.«
    Felicity stand auf. »Ich muss gehen.« Ehe ich irgendetwas sagen konnte, lief sie schon die Stufen hinauf.
    »Dann will sie also wirklich Ärztin werden?«, fragte Laure, sobald Felicity außer Hörweite war.
    Ich nickte seufzend.
    »Ich kann mir das nicht vorstellen«, sagte Laure stirnrunzelnd. »Ich habe gehört, da muss man Leichen aufschneiden. Man muss die Toten mit bloßen Händen anfassen!«
    Ich antwortete nicht. Laure war manchmal so vernagelt, dass man mit ihr keine sinnvolle Diskussion führen konnte.
    »Ehrlich gesagt, ich finde Felicity respektlos, Agnes. Ich habe ja nie einen Vater gehabt, aber ich hoffe, wenn ich einen hätte, würde ich versuchen, ihn zu ehren und zu achten.«
    »In seine Fußstapfen zu treten ist doch eine Form, ihn zu ehren!«
    »Nicht für ein Mädchen. Du hast doch gelesen, was ihr Vater sagt, Agnes. Er würde lieber sterben.«
    Ich hörte ihr nicht mehr zu. Bei Laure blieb mir manchmal keine andere Wahl, wenn unsere Meinungen zu weit ausei nandergingen. Ich wusste, ich hätte Felicity suchen und sie trösten sollen, aber ich hatte den Verdacht, dass ich im Moment die Letzte war, die sie sehen wollte. Ich blieb also auf der Stufe sitzen.
    Der Wind zerrte an den Zeitungsseiten, wollte sie mir aus den Händen reißen. Ich schob die Brille etwas tiefer und begann erneut zu lesen. Das letzte Zitat des Artikels stammte von Rektor Dawson, dem Mann, bei dem ich Zoologie hörte. »Sir Billy« war sein Spitzname. Er wollte auf gar keinen Fall wegen eines einzigen ungeduldigen Mädchens die McGill in Aufruhr versetzen.
    »Sie sind berühmt-berüchtigt!«
    Eine mir wohlbekannte Gestalt war unten auf dem Weg stehen geblieben und grinste mich an. Es war Huntley Stewart, Chefredakteur des Fortnightly und Neffe von Martin Stewart, dem Herausgeber des Herald . Von den Mädchen aus meinem Jahrgang beneideten mich viele darum, dass ich mit ihm zusammenarbeitete. Er sah gut aus – das musste ich zugeben, als ich jetzt seinen Maßanzug und die signalrote Krawatte betrachtete. Er wirkte eleganter und älter als die meisten Studenten auf dem Campus. Aber gutes Aussehen war kein Grund, einen Mann zu mögen. Huntley und mich verband ein tiefes gegenseitiges Misstrauen. Als damals der Vorschlag kam, mich in die Redaktion aufzunehmen, hatte er sich mit aller Kraft dagegen gewehrt. Im Moment tolerierte er mich, vor allem, wenn das Blatt in den Satz musste oder wir aus einem anderen Grund unter Zeitdruck standen, aber er konnte mich mit Sicherheit nicht leiden.
    »Sie wollen also Ärztin werden?«, fragte er.
    Die Sonne stand fast über uns, und seine Gestalt pulsierte, eine dunkle Form, die sich in meine Netzhäute brannte. Ich wusste nicht, wie Huntley über Frauen in akademischen Berufen dachte. Wir hatten noch nie über dieses Thema diskutiert, aber aus seinem Ton schloss ich, dass er es nicht unterstützte.
    »Wer hätte gedacht, dass Ihre Strümpfe so blau sind?«
    Da! Jetzt zeigte er sein wahres Gesicht. Ich konnte mir eine schlagfertige Replik nicht verkneifen. »Sind sie auch nicht«, sagte ich, hob meine Röcke an und zeigte ihm ein Stück meiner alten grauen Strümpfe. »Heute ist bei mir grauer Alltag.«
    Er lachte und schaute genau in dem Moment fort, als Laure sich vorbeugte, um meine Blöße zu verdecken.
    »Das ist ein aussichtsloses Unterfangen«, sagte Huntley, das Gesicht immer noch abgewandt.
    »Ich wäre mir da nicht so sicher.« Ich

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