Das Geheimnis der Highlands
hatte es ausgelüftet, in der verschlossenen Küche über Kübeln mit kochendem Wasser bedampft, und es dann leicht mit Lavendel parfümiert. Das Kleid lag an Busen und Hüften eng an und fiel in Strudeln kostbaren Stoffes zu Boden.
Es war von den Zigeunern bestickt worden, erzählte ihr Lydia, als sie und ein Dutzend Dienstmägde an Adrienne herumfummelten. Für Lydias Hochzeit mit Hawks Vater. Lydias Hochzeit war auch auf Dalkeith-Upon-the-Sea gefeiert worden, am Beltanefest, vor den gleichen Doppelfeuern, die an Samhain entfacht werden.
Aber nun war Lydia vorausgegangen, den Hügelkamm hinauf. Die Dienstmädchen waren ebenfalls fort, nachdem Adrienne sie vor einer Viertelstunde weggescheucht hatte. Es hatte Adrienne all ihre Courage abgefordert, die letzten paar Stunden zu überstehen.
Lydia war so ausgelassener Stimmung gewesen, sie warpraktisch durch den Raum getanzt, und Adrienne hatte sich innerlich so hölzern gefühlt – sich zwingend, so zu tun, als ob. Sie war dabei, etwas zu tun, was Lydia und Hawk unweigerlich dazu bringen würde, sie zu verachten, doch sie hatte keine andere Wahl.
Wie sollte sie den Ausdruck in ihren Gesichtern ertragen, wenn sie es tat? Wie sollte sie den Haß und den Verrat aushalten, den sie in ihren Augen sehen würde?
Adrienne stand allein in Lydias entzückendem Schlafzimmer, inmitten langsam abkühlender Bügeleisen, verworfener Unterwäsche und halbvoller Teetassen, die in nervöser Erwartung nicht ausgetrunken worden waren.
Der Zeitpunkt rückte näher.
Und ihr Herz gefror, Atemzug um bitteren Atemzug. Ihr fröstelte, als ein frischer Lufthauch durch das geöffnete Fenster von Lydias Schlafzimmer hereinzog. Sie durchquerte den Raum, um es zu schließen, doch sie erstarrte, eine Hand an den kühlen steinernen Fensterrahmen gelegt. Hypnotisiert blickte sie in die Nacht.
Ich werde mich an das hier erinnern, immer.
Sie sog Dalkeith in sich auf und vertraute jedes kostbare Detail ihrem Gedächtnis an. Der volle Mond hielt sie in Bann, indem er den Hügelkamm in silbriges Leuchten tauchte. Er schien näher an der Erde zu sein und so viel größer als üblich. Vielleicht könnte sie in den Himmel spazieren und direkt neben dem Mond stehenbleiben – vielleicht ihm einen Stoß versetzen und zusehen, wie er über den Horizont rollte.
Adrienne staunte über diese Schönheit. Dieser Ort war Magie.
Sie hatte vom Fenster aus einen perfekten Blick auf das Fest. Der Hügel war belebt von Hunderten von Menschen, die um die Feuer herum auf hellen Tartans verteilt waren, redend, feiernd und tanzend. Wein, Ale und Scotch flossen inStrömen, als die Menschen die zu erwartende Ernte feierten. Eine reiche Ernte, dafür hatte ihr Ehemann gesorgt.
Kinder spielten Kinderspiele, rannten und kreischten und liefen zu ihren Eltern. Und die Musik … oh, die Musik schwebte hinauf zu dem offenen Fenster und vermischte sich mit dem leisen Grollen des Ozeans. Der kräftige, hypnotische Rhythmus der Trommeln, die Pfeifen und die wilden Gesänge.
Zwischen den beiden Feuerkreisen konnte sie ihn ausmachen; der Herr von Dalkeith-Upon-the-Sea tanzte mit seinen Leuten, den Kopf in den Nacken geworfen, fügte er dem Gesang seine tiefe samtig-heisere Stimme hinzu. Ihr Ehemann. Zumindest hatte sie ihn eine Weile lieben dürfen – vielleicht nicht für immer, aber …
Das Trommeln wurde intensiver, und sie beobachtete ihn, wie er das Feuer umkreiste. So primitiv und wild, und doch so zärtlich und liebevoll.
Ich bewundere diesen Ort, dachte sie. Wenn ich jemals von einem Ort geträumt hätte, wo ich hingehen wollte, damals, im zwanzigsten Jahrhundert, ich hätte von diesem hier geträumt.
Einen langen Moment preßte sie ihre Stirn gegen die kühle Steinmauer und hielt die Tränen zurück. »Ich liebe ihn mehr als das Leben«, flüsterte sie laut.
Und das war der entscheidende Punkt gewesen.
* * *
»Nein.« Der Hawk hob die Hände in gespieltem Protest. »Du mußt mir noch Kräfte lassen, zu heiraten und mein Weib ins Bett zu bringen heute abend«, neckte er eine lachende Frau, die versuchte, ihn zu einem weiteren Tanz zu verleiten.
Trotz der enttäuschten Blicke und der frechen Bemerkungen über seine Manneskraft machte der Hawk sich auf den Weg den Hügel hinauf. Er hatte Lydia mit Tavis in diese Richtung wandern sehen, während er tanzte. Er blieb stehen und sah zurück zum Schloß, wobei seine Augen aufmerksam die Fenster absuchten. Da war es. Lydias Zimmer, und die Silhouette seiner Frau
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