Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Highlands

Das Geheimnis der Highlands

Titel: Das Geheimnis der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
Raum so sehr berührte, war, daß er zu warten schien.
    Offen, warm und voller Erwartung sprach er: Fülle mich mit lachenden Kindern und mit Liebe.
    Alles war bereit, die Kinderstube wartete nur auf ihre Zeit – bis die richtige Frau erscheinen und ihr das überschäumende Leben von Kinderliedern, -träumen und -hoffnungen einhauchen würde.
    Schmerzlich durchfuhr sie eine solche Sehnsucht, daß sie nicht einmal sicher war, wonach sie sich sehnte. Aber es hatte ohne jede Frage mit dem Waisenkind zu tun, das sie gewesen war, und mit der Kälte, in der sie aufgewachsen war – an einem Ort, der nichts mit diesem bezaubernden Raum gemein hatte; diesem Raum, der Teil eines bezaubernden Heimes war, in einem bezaubernden Land mit Menschen, die ihre Kinder mit Liebe überhäuften.
    Oh, an einem solchen Ort Kinder großziehen.
    Kinder, die wissen würden, wer ihr Vater und ihre Mutter waren, anders als Adrienne. Kinder, die sich nie die Frage zu stellen brauchten, warum sie es nicht wert waren, behalten zu werden.
    Adrienne rieb sich wild die Augen und wandte sich ab. Es war zuviel für sie.
    Und da stand Lydia. »Lydia!« entfuhr es ihr. Aber natürlich. Warum sollte es sie überraschen, geradewegs in die Arme der wundervollen Mutter des wundervollen Mannes zu geraten, der wahrscheinlich diese wundervolle Kinderstube gebaut hatte?
    Lydia ergriff beruhigend ihre Ellbogen. »Ich bin gekommen, um zu sehen, ob es dir gutgeht, Adrienne. Ich dachte, es wäre vielleicht verfrüht für dich, aufzustehen und …«
    »Wer hat diesen Raum geschaffen?« flüsterte Adrienne.
    Lydia senkte den Kopf, und für einen kurzen Augenblick hatte Adrienne das absurde Gefühl, daß Lydia versuchte, nicht zu lachen. »Der Hawk hat ihn selbst entworfen und gefertigt«, sagte Lydia und glättete bedachtsam winzige Fältchen an ihrem Kleid.
    Adrienne verdrehte die Augen und versuchte ihr Gefühlsbarometer dazu zu überreden, nicht mehr Verwundbarkeit zu registrieren, sondern auf etwas Sicheres zu steigen, wie zum Beispiel Wut.
    »Wieso, Adrienne, gefällt er dir nicht?« fragte Lydia unverfänglich.
    Adrienne drehte sich um und überflog den Raum irritiert. Die Kinderstube war hell und freundlich und atmete die Gefühle ihres Erbauers, die er in seine Schöpfung hatte einfließen lassen. Sie blickte zurück zu Lydia. »Wann? Vor oder nach seinem Dienst beim König?« Es war ungeheuer wichtig für sie zu wissen, ob er es mit siebzehn oder achtzehn gebaut hatte, vielleicht, um seine Mutter zu erfreuen, oder erst vor kurzem, in der Hoffnung, daß seine Kinder den Raum einst füllen würden.
    »Währenddessen. Der König entließ ihn für kurze Zeit, als er neunundzwanzig war. Es gab einige Schwierigkeiten mitden Highlandern zu jener Zeit, und dem Hawk wurde erlaubt zurückzukehren, um Dalkeith zu befestigen. Nachdem die Fehde beigelegt war, verbrachte er eine ganze Zeit damit, hier oben zu arbeiten. Er arbeitete wie ein Besessener, und wirklich, ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte. Der Hawk hatte immer schon mit Holz gearbeitet, irgendwelche Sachen gebaut und entworfen. Er hat niemandem von uns einen Blick gewährt und kaum darüber gesprochen. Nachdem er zu James zurückgekehrt war, bin ich hergekommen, um zu sehen, was er getan hatte.« Lydias Augen verschleierten sich kurz. »Ich werde dir die Wahrheit sagen, Adrienne, ich mußte weinen. Denn der Raum sagte mir, daß mein Sohn an Kinder dachte, und wieviel sie ihm bedeuteten. Und es erfüllte mich mit Staunen, als ich sein Werk vollendet sah. Ich denke, daß es fast jeder Frau so gehen würde. Männer haben für gewöhnlich nicht einen solchen Blick für Kinder. Doch Männer wie der Hawk sind selten. Wie sein Vater.«
    Du brauchst ihn mir nicht anzupreisen , dachte Adrienne mürrisch. »Es tut mir leid, Lydia. Ich bin sehr müde. Ich muß mich hinlegen«, sagte sie steif und wandte sich zur Tür.
    Als sie auf den Korridor trat, hätte sie schwören können, daß sie Lydia leise lachen hörte.
    * * *
    Hawk fand Grimm im Arbeitszimmer, auf ihn wartend, wo er durch die offenen Türen auf die Klippen im Westen blickte. Ihm entging nicht die leichte Weiße von Grimms Fingerknöcheln, die den Türrahmen umfaßten, und auch nicht sein gespannter Rücken.
    »Nun?« fragte Hawk ungeduldig. Liebend gern wäre er selbst nach Burg Comyn gegangen, um nach der Vergangenheit seiner Frau zu forschen, aber das hätte bedeutet, Adrienneallein mit dem verdammten Schmied zurückzulassen. Kein Gedanke.

Weitere Kostenlose Bücher